Fünf Länder haben es auf den Mond geschafft, die USA auch mit Menschen – aber eine kommerzielle Landung auf dem Erdtrabanten hat noch nie geklappt. Jetzt startet eine US-Firma den nächsten Versuch.
Nach mehreren gescheiterten Versuchen verschiedener Unternehmen hat ein weiteres das Ziel einer ersten kommerziellen Mondlandung in Angriff genommen. Der Lander „Nova-C“ der US-Firma Intuitive Machines startete am Donnerstag vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida, wie Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten. Transportmittel war eine „Falcon 9“-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Technologie-Milliardär Elon Musk.
Der Start war aus technischen Gründen von Mittwoch auf Donnerstag verschoben worden. Die Temperaturen des Treibstoffs Methan seien von der Norm abgewichen, hieß es in einer Mitteilung der Nasa. Kurz nach dem Start schrieb die Nasa auf der Plattform X (vormals Twitter): Wie ein Pfeil aus Amors Bogen sei die nächste kommerzielle Mission auf ihrem Weg zum Mond. Zunächst deuteten sich keinerlei Probleme an.
Intuitive Machines hofft auf eine Mondlandung am 22. Februar. Es wäre die erste – wenn auch unbemannte – US-Mondlandung seit den Apollo-Missionen vor über 50 Jahren und die erste kommerzielle Landung auf dem Erdtrabanten in der Raumfahrtgeschichte. Der Versuch ist Teil des Programms „CLPS“ (Commercial Lunar Payload Services) der Nasa. Mit diesem Programm will die US-Raumfahrtbehörde auf ihrem eigenen Weg zurück zum Mond vergleichsweise günstig und effizient so viel Wissen ansammeln wie möglich, indem sie Verträge für Mondlandungen an private Firmen vergibt und mit diesen zusammenarbeitet. Insgesamt sind für das „CLPS“-Programm bis 2028 rund 2,6 Milliarden Dollar (etwa 2,4 Milliarden Euro) veranschlagt.
125 Miniaturskulpturen aus rostfreiem Stahl
Intuitive Machines bekommt für den Versuch rund 77 Millionen Dollar. Das Unternehmen wurde 2013 unter anderem vom US-iranischen Unternehmer Kam Ghaffarian gegründet, der auch hinter der Firma Axiom Space steckt, die gerade erst wieder mit einer kommerziellen Mission Raumfahrer zur Internationalen Raumstation schickte.
Der „Nova-C“-Lander mit dem Spitznamen Odysseus ist etwa so groß wie eine altmodische britische Telefonzelle, hat Aluminium-Beine, wiegt rund 700 Kilogramm und kann etwa 130 Kilogramm Ladung mitnehmen. Einen großen Teil davon hat die Nasa mit Forschungsgeräten und anderem belegt, den Rest haben sich vor allem kommerzielle Unternehmen für ihre Vorhaben gesichert. Zudem hat der US-Künstler Jeff Koons 125 Miniaturskulpturen aus rostfreiem Stahl mitgeschickt. Sie sind Personen gewidmet, die in der Geschichte der Menschheit bedeutende Leistungen vollbracht haben.
„Odysseus“ soll in der südlichen Region des Mondes in einem Krater namens „Malapert A“ landen. Nach einem möglichen erfolgreichen Aufsetzen wäre der Lander nach Angaben seiner Hersteller ungefähr sieben Tage lang funktionsfähig.
Mondlandungen gelten allerdings als technisch höchst anspruchsvoll – und gehen häufig schief. Allein in diesem Jahr liefen schon zwei geplante Landungen anders als erhofft: Das US-Unternehmen Astrobotic mit Sitz in Pittsburgh hatte im Januar die „Peregrine“-Kapsel losgeschickt. Schon kurz nach dem Start gab es Probleme aufgrund einer Störung des Antriebssystems. Den Ingenieuren gelang zwar zeitweilig eine Stabilisierung der Kapsel, das Ziel einer Mondlandung musste aber aufgegeben werden. Wenige Tage später verglühte „Peregrine“ in der Erdatmosphäre.
Kurz darauf setzte der Lander „SLIM“ (Smart Lander for Investigating Moon) der japanischen Raumfahrtbehörde Jaxa zwar sanft auf dem Mond auf, hatte allerdings zunächst Probleme mit der Energieversorgung. Erst nach tagelangem Stromausfall konnte „SLIM“ dann doch noch in Betrieb gehen. Damit ist Japan – nach den USA, Russland, China und Indien – das fünfte Land, das erfolgreich unbemannt auf dem Mond gelandet ist. Im April vergangenen Jahres war eine japanische Firma mit einer ähnlichen Mission gescheitert. Kurz nach der anvisierten Landezeit von „Hakuto-R“ auf dem Mond hatte das Unternehmen ispace keine Daten mehr vom Lander empfangen. Die Firma geht davon aus, dass er im freien Fall auf die Mondoberfläche gestürzt ist. Als Grund gab sie eine fehlerhafte Höhenberechnung an.