Kaum ein Präsident weltweit ist so beliebt wie Joko Widodo in Indonesien. Jetzt wählt der Inselstaat seinen Nachfolger. Wohin steuert Südostasiens mächtigstes Land?
Im Inselreich Indonesien sind seit dem frühen Morgen (Ortszeit) etwa 205 Millionen Menschen aufgerufen, einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament zu wählen. Die Organisation ist eine Mammutaufgabe: Landesweit gibt es im viertbevölkerungsreichsten Land der Welt rund 820.000 Wahllokale. Als haushoher Favorit auf die Nachfolge des beliebten Präsidenten Joko Widodo, genannt Jokowi, gilt der frühere General Prabowo Subianto.
Obwohl ihm Menschenrechtsverletzungen während der Suharto-Diktatur in den 1980er und 1990er Jahren vorgeworfen werden, ist der amtierende Verteidigungsminister gerade bei jungen Wählern extrem beliebt. Laut Umfragen könnte der 72-Jährige sogar auf mehr als 50 Prozent der Stimmen kommen – und müsste somit im Juni nicht einmal in eine Stichwahl gegen einen seiner beiden Mitbewerber.
Gegen Prabowo treten der Gouverneur der Provinz Zentraljava, Ganjar Pranowo (55), und der frühere Gouverneur von Jakarta und Ex-Bildungsminister Anies Baswedan (54) an. Auf der Urlaubsinsel Bali bildeten sich schon am frühen Morgen Schlangen vor den Wahllokalen, viele kamen in ihrer traditionellen Kleidung. In der Hauptstadt Jakarta auf Java war der Zustrom wegen Starkregens zunächst verhalten: Teile der Mega-Metropole waren überschwemmt.
Geniestreich: Sohn des Amtsinhabers als Vize-Präsident
Auf Nachfrage sagen die meisten Wähler, dass nur Prabowo die nötige Erfahrung mitbringe, um den wirtschaftlichen Siegeszug der Jokowi-Ära fortzuführen. Dass er den Sohn des Amtsinhabers, Gibran Rakabuming Raka, als Vize-Präsidenten nominiert hat, sehen Beobachter als Geniestreich. Gibran ist wie sein Vater extrem beliebt und verkörpert genau das, was sich die vielen Millenials und Generation-Z-Zugehörigen unter den Wählern wünschen: einen jugendliche Gegenpol zum Langzeit-Politiker Prabowo. Noch lieber hätten die meisten aber, dass Jokowi weitermacht – der durfte aber nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.
Mit 274 Millionen Einwohnern ist der G20-Staat die drittgrößte Demokratie und das größte muslimische Land der Erde. Das Archipel ist dank riesiger Nickelerz-Vorkommen auch die größte Volkswirtschaft Südostasiens. Prognosen zufolge wird Indonesien bis 2045 weltweit unter die Top 5 aufsteigen – und Deutschland überholen.
Die Wahllokale schließen bereits um 13.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MEZ) – so ist es Tradition in Indonesien. Vorläufige Ergebnisse werden am Abend erwartet. Das offizielle Ergebnis soll aber erst Ende März verkündet werden.