Die Rosenmontagszüge wollen auf den Punkt bringen, was gerade in der Welt schiefläuft – und dabei gute Laune machen. Diesmal ziehen Trump mit Nazi-Symbolik und Putin beim Sex durch den Konfettiregen.
Russlands Präsident Wladimir Putin lässt sich oral von Kirchenpatriarch Kirill befriedigen, Donald Trump schneidet ein Hakenkreuz in die US-Flagge und Kanzler Scholz ist ein „Hohlaf“ ohne Hirn – die Rosenmontagszüge haben sich die Mächtigen dieser Welt vorgeknöpft.
In den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz wurden die Zugstrecken von Hunderttausenden kostümierten Feiernden gesäumt. Anders als an Weiberfastnacht blieben die Narren diesmal die meiste Zeit von Regen verschont. In Köln hatten sich die ersten Jecken bereits bei Dunkelheit mehrere Stunden vor Beginn des „Zochs“ in der Innenstadt eingefunden, um sich gute Plätze zu sichern. Bis zum Nachmittag meldete die Kölner Polizei trotz großen Betriebs „keine besonderen Vorkommnisse“. Ähnlich friedlich sah es in Düsseldorf aus.
Die Kölner Persiflage-Wagen zeigten unter anderem Olaf Scholz als Faultier in der Hängematte und Außenministerin Annalena Baerbock als Elefant im Porzellanladen. Auf einem weiteren Wagen streckte eine Narrenfigur ihr blankes Gesäß einigen zum Hitlergruß ausgestreckten Armen entgegen – an einem Arm prangte das Logo der AfD. „Dieser Wagen sagt eigentlich alles: Die können uns mal am Arsch lecken“, sagte BAP-Sänger Wolfgang Niedecken dazu im WDR Fernsehen.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), der zu Fuß im Kölner Zug mitlief, sagte, Karneval sei gelebte Vielfalt. Im Übrigen sei es wohltuend, mal „ein bisschen Spaß“ zu haben.
In Mainz war Kanzler Scholz mit Augenklappe als Schiffbrüchiger zu sehen. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wurde als Fliegender Robert dargestellt, der mit seinem Heizungsgesetz die Bodenhaftung verliert. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach – dem „Master of Desaster“ – flog sein Experimentierkasten Gesundheitswesen um die Ohren. AfD-Chefin Alice Weidel und Sahra Wagenknecht wurden als Barbies von Putin mit blutigen Händen in einem rosa Cabrio chauffiert.
Es war aber wieder der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly, der die härtesten und aussagekräftigsten Wagen ablieferte. Tilly sagte der Deutschen Presse-Agentur, mit seinem Blowjob-Motiv zu Putin wolle er die Mitverantwortung der russisch-orthodoxen Kirche für den Angriffskrieg auf die Ukraine anprangern. „Die Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche ist natürlich verhängnisvoll. Kirill schafft sozusagen den weltanschaulichen Hintergrund für den Krieg.“ Beim Thema AfD entschied sich Tilly für einen Clown, der der AfD die freundliche Maske abnimmt – dahinter kommt ein Totenschädel mit Hitler-Schnäuzer zum Vorschein. Spätestens seit den Correctiv-Enthüllungen über das Potsdamer Rechten-Treffen sei klar, wes Geistes Kind die AfD sei, sagte der Bildhauer. Das treibe jetzt auch die Menschen auf die Straße – was ein zweiter Wagen zu der Thematik zum Ausdruck bringe: Darauf wird ein giftiger kleiner Fisch mit der Sprechblase „Wir sind das Volk!“ von einem viel größeren gefressen. Dessen Aufschrift: „Wir sind mehr!“
Zu seiner Darstellung von Trump mit Hakenkreuz-Motiv sagte Tilly: „Wenn dieser Mann noch mal an den Drücker kommt, wird er eine Rache-Agenda über das Land ziehen und die amerikanische Demokratie wahrscheinlich bis zur Unkenntlichkeit beschädigen. Das ist totalitär, und deshalb ist dieser Vergleich nicht allzu falsch, denke ich mal. Am Ende ist das ’ne Warnung.“ Ein zweiter Wagen thematisiert die Torpedierung der amerikanischen Ukraine-Hilfen durch die Republikaner – hier sticht Trump einem ukrainischen Soldaten einen Speer in den Rücken.
Tilly wagte sich auch an den Nahostkonflikt heran: Ein Hamas-Terrorist schiebt hier eine palästinensische Familie vor einen israelischen Panzer. „Beide Seiten kommen nicht gut weg bei diesem Wagen.“ Zu Scholz als hirnlosem „Hohlaf“ erläuterte Tilly: „Das ist unser Kommentar zu seiner Kanzlerschaft: Am Anfang haben wir alle gedacht: ein kluger Mann mit Strategien und Übersicht. Aber jetzt wissen wir: Das ist einfach nur ein kleiner Beamter, der mit dem Job überfordert ist. Er macht halt nichts.“
Im Ruhrgebiet begannen die beiden Karnevalsumzüge in Bochum-Höntrop und Bochum-Linden wegen einer Drohung mit Verspätung. Nach dpa-Informationen handelte es sich bei der Drohung um eine in sozialen Medien verbreitete Mail, in der mit „Sprengfallen“ gedroht wurde. Die Polizei teilte mit, es habe nach Eingang der Drohung „intensive polizeiliche Maßnahmen“ gegeben.
In Weilerswist bei Köln wurden am Sonntagabend zwei junge Männer auf dem Heimweg von einer Karnevalsparty von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Die beiden 18 und 20 Jahre alten Männer seien zu Fuß über eine unbeleuchtete Landstraße gelaufen, teilte die Polizei am Montag mit. Der 33 Jahre alte Fahrer des Autos habe nicht mehr rechtzeitig reagieren können und die beiden erfasst. Er erlitt ebenso wie mehrere Zeugen des Unfalls einen Schock.
Entlang der Landstraße seien den ganzen Tag über Karnevalisten zu Fuß unterwegs gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Die Strecke führt vom Hauptort Weilerswist in den Ortsteil Metternich, in dem am Sonntag ein großer Karnevalsumzug stattfand. Anschließend wurde im Festzelt am Dorfplatz weitergefeiert. Viele Menschen aus Weilerswist nutzten den gut ausgebauter Fuß- und Radweg entlang der Landstraße, der Fußweg ist durch ein kleines Stück Wiese von der Fahrbahn abgetrennt und deshalb eigentlich ungefährlich. Doch als die beiden jungen Männer dort kurz vor Mitternacht auf dem Heimweg waren, gingen sie den Ermittlungen zufolge nicht auf dem Fußweg, sondern auf der Fahrbahn der Landstraße. Autos dürfen dort 100 Kilometer pro Stunde fahren, Straßenlaternen gibt es nicht. Wie schnell der Autofahrer unterwegs gewesen sei, werde noch ermittelt, sagte der Polizeisprecher.