Baltimore: Autobahnbrücke stürzt nach Schiffskollision ein – Gouverneur von Maryland ruft Notstand aus

In der US-Großstadt Baltimore ist eine mehrere hundert Meter lange Brücke eingestürzt, nachdem ein Frachtschiff das Bauwerk gerammt hat. Es läuft eine Suche nach Vermissten, zwei Personen konnten bereits aus dem Wasser gerettet werden.

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Ein Containerschiff hat in der Hafenstadt Baltimore im US-Bundesstaat Maryland eine mehrspurige Autobahnbrücke gerammt und diese zum Einsturz gebracht. Das berichteten am Dienstagmorgen (MEZ) mehrere US-Medien (u.a. „New York Times“). Nach Angaben des Senders CNN suchen Rettungskräfte aktuell nach mindestens 20 Menschen, die ins Wasser gestürzt sein könnten. Der Gouverneur von Maryland hat nach dem Einsturz den Notstand im US-Bundesstaat ausgerufen. 

Nach Angaben der Feuerwehr konnten am Mittag zwei Menschen aus dem Wasser gerettet worden. Eine Person sei in ernstem Zustand in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte der Feuerwehrchef von Baltimore, James Wallace, auf einer Pressekonferenz.

Die Besatzung des Schiffs ist nach Angaben der Eigentümer wohlauf. Es gebe keine Verletzten auf dem Schiff, hieß es am Dienstagmorgen (Ortszeit) in einer Mitteilung, die der „New York Times“ vorlag.

Sehen Sie im Video: USA-Korrespondent über verheerende Schiffskollision in Baltimore – „Gott sei Dank war es mitten in der Nacht“.

Mehrere Fahrzeuge fielen nach dem Unglück an der Francis Scott Key Bridge in der Nacht zum Dienstag in die Tiefe ins Wasser, wie aus einem Video hervorging, das auf der Plattform X gepostet wurde. Dem Video zufolge brannte das Schiff, dichter, schwarzer Rauch stieg von ihm auf. 

Es seien gegen 1.30 Uhr (Ortszeit) Notrufe eingegangen, teilte der Kommunikationsdirektor der Feuerwehr von Baltimore, Kevin Cartwright, der Nachrichtenagentur AP mit. Es sei gemeldet worden, dass ein Schiff auf dem Weg aus Baltimore einen Brückenpfeiler erfasst habe, wodurch die Brücke eingestürzt sei. 

Mehrere Fahrzeuge sollen sich zu dem Zeitpunkt auf der Brücke befunden haben, darunter eines in der Größe eines Sattelschleppers. „Unser Fokus liegt gerade auf dem Versuch, diese Menschen zu retten und zu bergen“, sagte Cartwright. Es sehe nach einem Vorfall mit zahlreichen Opfern aus.

Neben der Feuerwehr seien Rettungskräfte der US-Küstenwache und ein Taucherteam im Einsatz, um möglichst Überlebende aus dem Fluss Patapsco zu bergen. Die Außentemperatur fühle sich wie minus ein Grad Celsius oder weniger an, das Wasser sei sicher noch kälter, erklärte Cartwright.

Containerschiff rammt Brücke in Baltimore

Das unter der Flagge Singapurs fahrende und rund 300 Meter lange Containerschiff „Dali“ soll den Unfall beim Durchqueren der Brücke verursacht haben. Laut Schiffsortungsdienst „Vesselfinder“ sollte es in Richtung Colombo in Sri Lanka fahren. Brandon M. Scott, Bürgermeister der 580.000-Einwohner-Stadt, erklärte bei X, vormals Twitter, er lasse sich über den Stand der Dinge auf dem Laufenden halten. „Rettungskräfte sind vor Ort und die Maßnahmen sind im Gange.“

Auch US-Präsident Joe Biden ist über den Einsturz einer vierspurigen Autobrücke in Baltimore und den Rettungseinsatz vor Ort informiert worden. Er werde auch weiterhin auf dem Laufenden gehalten. Biden will später in den Bundesstaat North Carolina reisen, dort sind unter anderem Wahlkampfveranstaltungen geplant. Es war offen, ob Biden angesichts des Brückeneinsturzes im US-Bundesstaat Maryland an den Plänen festhalten wird.

Das Büro des Gouverneurs von Maryland steht nach eigenen Angaben im engem Austausch mit US-Verkehrsminister Pete Buttigieg, dem Bürgermeister von Baltimore, dem Vorstand des gleichnamigen Bezirks sowie den Rettungskräften, hieß es in einer am Dienstag auf der Plattform X veröffentlichten Erklärung des Gouverneurs Wes Moore. 

Die Francis Scott Key Bridge überspannte den Patapsco River im Südosten der Stadt und war Teil des Interstate Highways 695. Sie wurde 1977 eröffnet und hatte eine Gesamtlänge von rund 2800 Metern. 

Ein folgenschwerer Einsturz wie den in Baltimore ist Experten zufolge in Deutschland sehr unwahrscheinlich. Mehrere Sicherungsmaßnahmen beim Bau von Brücken über Wasserwege würden dafür sorgen. „Bei einer Brücke sind die Anforderungen an die statische Sicherheit noch um einiges höher als bei einem Wohngebäude“, sagte Prof. Josef Hegger vom Lehrstuhl und Institut für Massivbau der RWTH Aachen auf Anfrage der DPA. Wenngleich ein solcher Havariefall nie auszuschließen sei, erreiche man doch durch die Kombination verschiedener konstruktiver Maßnahmen ein Höchstmaß an Sicherheit. 

Quellen: „New York Times“, „Vesselfinder“,BNO, Brandon M. Scott, Nachrichtenagenturen AFP, Associated Press, Reuters und DPA

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