Ozzy Osbourne weiß, wie man aneckt. Doch Routine-Provocateur Kanye West geht selbst ihm zu weit. In einem wütenden Post grenzte er sich nun von dem „Antisemiten“ ab.
Er war die Ausgeburt des Bösen, der „Prinz der Dunkelheit“: Wer Ozzy Osbourne nur als den leicht senilen Vater aus seiner Reality-Serie kennt, ahnt vermutlich nicht einmal, wie sehr er in seiner Anfangszeit die Grenzen des Geschmacks und der Moral überschritt. Doch auch der Mann, der einst auf der Bühne einer lebenden Fledermaus den Kopf abbiss, hat Grenzen: Bei Kanye West hört für ihn der Spaß auf.
Das stellte Osbourne gerade in einem emotionalen Post beim Kurznachrichtendienst X, früher bekannt als Twitter, klar. „Ich will mit diesem Mann nichts zu tun haben“, schrimpfte Osbourne dort. Wie ernst es ihm ist, zeigt der Stil der Nachricht: Obwohl Osbourne sonst eher zurückhaltend twittert, war dieser Post durchgehend groß geschrieben – das Internet-Äquivalent zu einer Schreiarie.
Keine Iron Man für Antisemiten
Anlass war eine Aktion des meist wenig zurückhaltenden Rappers West. Der habe angefragt, ob er einen Ausschnitt aus dem Hit „Iron Man“ von Osbournes ehemaliger Band Black Sabbath benutzen dürfe, berichtet Osbourne. Er habe das sofort abgelehnt „weil er ein Antisemit ist und unzähligen Menschen Kopfschmerzen bereitet“, stellte der Sänger klar. Dann habe West den angefragten Ausschnitt aus einem Livekonzert von 1983 aber trotzdem bei einer Vorab-Show zu seinem kommenden Album genutzt – und damit den Ärger Osbournes auf sich gezogen.
Dass Osbourne sich darüber so sehr ärgert, dürfte auch mit dem Konzert selbst zusammenhängen. West, der in den letzten Jahren mehrfach mit rechtsextremen Verschwörungstheorien und zutiefst antisemitischen Aussagen für Aufsehen sorgte, hielt sich nämlich auch bei der Vorab-Party zu seinem Album „Vulture“ in Chicago nicht damit zurück. „Ich bin immer noch verrückt, bipolar, Antisemit“, rappte er dort auf der Bühne um dann „Und ich bin immer noch der King“ hinten anzuhängen.
Auch in anderen Songs des Albums nimmt Kanye das Thema immer wieder auf, wie von anderen Vorabevents berichtet wurde. So soll er in einem Lied rappen: „Ich habe immer ein paar Juden dabei. Management? Nein, ich lasse sie nur meinen Schmuck machen“. In einem anderen macht er sich über die Vorwürfe lustig. „Wie bin ich antisemtisch? Ich habe gerade eine jüdische Schlampe gef***t.“
Auf seinem Album „My Beautiful Dark Twisted Fantasy“ von 2010 hatte West übrigens noch die Genehmigung erhalten, ein Sample aus „Iron Man“ zu benutzen. Damals galt der Rapper zwar bereits als exzentrisch, als politischer Extremist war er aber erst in den letzten Jahren aufgefallen.
Zuspruch und Kritik
Im Netz bekommt Osbourne für sein Statement deshalb viel Applaus. „Danke Ozzy, dass du gegen diesen Judenhasser entgegen stellst“, postete etwa ein Nutzer. „Wenigstens ein paar der Rocker, die ich in den 80ern hörte, sind noch bei Verstand“, ein anderer. Allerdings gab es durchaus auch kritische Stimmen – vor allem wegen älterer Aussagen Osbournes. Der hatte in seinen jungen Jahren auch mal Adolf Hitlers Charisma gelobt, wie ein seit gestern wieder häufiger geposteter Videoausschnitt zeigt. Allerdings hatte Osbourne sich schon in dem 1982 aufgezeichneten Interview klar von den „schrecklichen Verbrechen und Morden“ Hitlers distanziert. Ihm ginge es nur um die Wirkung auf Menschenmassen. „Man stelle sich mal vor, jemand der diese Macht hätte, würde sie für das gute Nutzen“, schwärmte er damals.
Dass Osbourne nicht viel von West hält, war spätestens im letzten Herbst klar. An Halloween machten er sich gemeinsam mit seiner Frau Sharon sich sogar über ihn lustig – indem sie sich als West und seine Ehefrau Bianca Censori verkleidet und die bizarren Outfits des Paares imitierten.