Pannenflieger: Nach Notlandung plötzlich Post vom FBI – Boeing-Fluggäste „mögliche Opfer eines Verbrechens“

Anfang Januar begann für Boeing ein bislang schreckliches Jahr – der US-Flugzeugbauer kommt nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus. Auch für Fluggäste, die von der Beinahe-Katastrophe mit Alaska Flug 1282 betroffen waren, ist die Geschichte offenbar noch lange nicht abgeschlossen.

Die FBI-Zweigstelle in Seattle hat einem Bericht der „Seattle Times“ zufolge Post an Passagiere von Alaska Airlines-Flug 1282 verschickt. Zur Erinnerung: Die Empfänger waren bei der schweren Panne Anfang Januar an Bord, bei der dem Flugzeug mitten in der Luft ein türgroßes Kabinenpaneel herausriss. Das führte zu einem extremen Druckabfall und zwang die Maschine zur sofortigen Notlandung.

In dem Schreiben informiert die zentrale Sicherheitsbehörde der Vereinigten Staaten die Betroffenen, dass sie eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet habe. Das FBI hält es dem Brief zufolge für möglich, dass die Menschen an Bord der Maschine „mögliche Opfer eines Verbrechens“ seien. Weiter erklärt die Behörde darin: „Dieser Fall wird derzeit vom FBI untersucht. Eine strafrechtliche Untersuchung kann ein langwieriges Unterfangen sein, und aus verschiedenen Gründen können wir Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nichts über den Fortgang der Untersuchung sagen.“

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Boeing-Passagiere sollen sich beim FBI anmelden

Warum das FBI die Passagiere des Flugs darüber in Kenntnis gesetzt hat, ohne weitere Details zu nennen, ist unklar. Eine Handlungsempfehlung enthält das Schreiben offenbar nicht, aber das FBI bitte Empfänger darum, sich in einem System der Behörde anzumelden, um über die laufenden Vorgänge informiert zu bleiben. Der „Seattle Times“ sagte ein Anwalt, der Betroffene in Rechtsstreitigkeiten gegen Boeing und Alaska Airlines vertritt, dass er damit rechne, dass die Behörde eine Befragung der Passagiere plane.

Der Anwalt fügte hinzu, dass die Aufmerksamkeit des FBI für seine Klienten ein Zeichen dafür sei, dass es sich auch in den Augen des Staates um einen „schwerwiegenden Vorfall“ handle. Das sei „ermutigend“, hieß es. Das FBI richtete für die vielen Menschen an Bord der Maschine sogar eine eigene Kontaktstelle ein, so der Bericht. Offenbar rechne man mit einer „großen Anzahl potenzieller Opfer“.

Das Schreiben der Behörde erklärt offenbar nicht, wen man für den möglichen Täter halte oder um welches Verbrechen es gehe. Es wäre denkbar, dass man die mutmaßliche Nachlässigkeit des Flugzeugbauers damit meint und daher auch das Unternehmen als Täter in Frage käme.

Gegen das Unternehmen laufen zahlreiche Untersuchungen

Seit dem Vorfall hat Boeing nicht nur mit zahlreichen anderen Pannen zu kämpfen, sondern auch unterschiedlichste Ermittlungen am Hals, die sich mit dem Vorfall von Flug 1282 beschäftigen. Neben den Ermittlungen des FBI läuft außerdem eine strafrechtliche Ermittlungsaktion des amerikanischen Justizministeriums und eine Prüfung der Ursache für die Ablösung des Rumpfstücks durch die nationale Verkehrssicherheitsbehörde NTSB.

Boeing Rumpfteil 1100

Die Chancen, dass es bei einem blauen Auge für Boeing bleibt, sind gering. Schon die ersten Ermittlungsergebnisse der Bundesluftfahrtbehörde FAA ergaben kürzlich, dass man „dutzende Probleme“ bei Boeing und seinem Zulieferer Spirit Aerosystems festgestellt habe. „Darunter mehrere Fälle, in denen die Unternehmen die Anforderungen an die Qualitätskontrolle nicht erfüllten“, schreibt die „Seattle Times“.

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