Mythencheck: Möhren sind gut für die Augen – was am dem Mythos dran ist

Karotten sollen gut für die Augen sein. Doch kann das Gemüse das Sehvermögen beeinflussen oder gar eine Sehschwäche lindern? Wir erklären, was am Mythos dran ist.

Hasen mümmeln ständig Karotten. Kurzsichtige Hasen dürften zwar nur die wenigsten von uns kennen, aber die Tiere können eben auch nicht zum Optiker gehen. Doch zurück zu den Möhren. Wahrscheinlich hat jedes Kind schon einmal gehört: „Iss mehr Karotten, die sind gut für die Augen!“ Aber ist das nur ein Trick von den Eltern, damit ihre Söhne und Töchter gerne zu Möhren greifen oder ist an dem Satz etwas dran?

Richtig ist, dass Möhren viel Beta-Carotin enthalten. Unser Körper nutzt es, um Vitamin A herzustellen. In unserem Körper erfüllt das Vitamin wichtige Aufgaben – wir benötigen es beim Aufbau der Haut, der Schleimhäute und des Blutes. Auch für für unsere Netzhaut ist das Vitamin wichtig. In den Stäbchen und Zapfen der Netzhaut wird Licht in ein Signal umgewandelt, welches an das Gehirn weitergeleitet wird.

PAID Augen und Psyche 17.20

Vitamin A ist wichtig für die Netzhaut

Vitamin A helfe dem Menschen also bei schwachen Lichtverhältnissen noch etwas sehen können, sagte Emily Chew, Vizedirektorin am US-amerikanischen National Eye Institute in Bethesda, Maryland, gegenüber „Spektrum“. Hat der Körper nicht genug Vitamin A zur Verfügung, kann dies zur Ablösung der Hornhaut führen.

Heißt: Vitamin A ist wichtig für unsere Nachtsicht. Inwieweit der Verzehr von Möhren aber die Nachsicht verbessern kann, ist nicht klar. In einer Studie mit Schwangeren aus dem Jahr 2005 haben Forschende untersucht, wie sich der Verzehr von gekochten Möhren an sechs Tagen der Woche im Vergleich mit anderen Vitamin-A-haltigen Lebensmitten und der Einnahme von Vitamin-A-Präparaten auf die Nachtsicht auswirkt. Die Lebensmittel schnitten gleich ab und das Vitamin-A-Präparat etwas besser. Das Ergebnis: Der Verzehr von Möhren führte dazu, dass die Nachtsicht bei den Schwangeren auf einem normalen Niveau war. Also kein Nachweis dafür, dass der Verzehr von Möhren die Nachtsicht tatsächlich verbessert.

10 Lebensmittel die gegen das Ergrauen schützen 14.51

Karotten können keine Sehschwächen lindern

Es muss also niemand für die Augen Unmengen an Karotten verzehren. Denn: Eine Überversorgung mit Vitamin A kann weder das Sehvermögen steigern noch eine Sehschwäche lindern. Nur ein Vitamin-A-Mangel wäre gefährlich, dieser kann zur Erblindung führen. In Deutschland haben gesunde Menschen allerdings keinen so großen Vitamin-A-Mangel, dass dieser Auswirkungen auf die Sehfähigkeit hätte. 

Fazit: Vitamin A ist für die Netzhaut und viele Funktionen in unserem Körper wichtig. Doch Möhren haben keinen Einfluss auf unser Sehvermögen. Ein Vitamin-A-Mangel kann allerdings zur Erblindung führen. Doch Beta-Carotin steckt nicht nur in Karotten, sondern auch in Süßkartoffel, Kürbis und roter Paprika. Und in Leber oder Aal steckt viel Vitamin A.

Quellen: Studie,Spektrum, DAK, Kantonspital Winterhur

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