Prinzessin Kate und der Krebs : Das große Missverständnis – warum uns die Royals eben nicht alles erzählen müssen

Seit Wochen weiß Kate, die Prinzessin von Wales, dass sie schwer krank ist. Und entschied sich zu schweigen. Angesichts der wilden Verschwörungstheorien rund um ihre Gesundheit und ihre Person stellt sich die Frage: Haben viele vergessen, welche Rolle die Öffentlichkeitsarbeit in der Monarchie hat?

Es ist vielleicht eines der größten Missverständnisse unserer modernen Zeit: dass königliche Pressearbeit der Wahrheit diene. Nun kann man debattieren, ob Public-Relations-Abteilungen generell der Wahrheit verpflichtet sein sollten – royale PR jedoch ist es mit Sicherheit seit Jahrhunderten nicht.

Die großen Ölgemälde des deutschen Malers Hans Holbein zeigten zwar König Heinrich VIII. im vollen Ornat, aber natürlich nicht die schwärenden Wunden an seinen Beinen, die ihn über Jahre quälten. Und Williams Urgroßvater George VI. war für die Öffentlichkeit überhaupt nicht krank. Als die Ärzte ihm 1951 einen Lungenflügel heraus operierten, verkaufte man das der Öffentlichkeit als „strukturelle Abnormitäten“ – auch der König selbst wurde über sein wahres Schicksal zunächst im Unklaren gelassen. Als er dann ziemlich plötzlich 1952 verstarb, an Lungenkrebs, kam die Todesnachricht passend zum Redaktionsschluss der „Times“, es halfen hier wohl für die perfekte PR-Wirkung Morphiumspritzen der königlichen Ärzte zum rechten Zeitpunkt.

Kate und William: Bild einer perfekten Familie

Die Arbeit royaler Pressesekretäre ist stets nur auf eines ausgerichtet: die königliche Familie gut aussehen zu lassen. Im Falle von Kate und William, dem Prinzen und der Prinzessin von Wales, hieß dies, immer und überall das Bild einer perfekten Familie abzugeben. Zwei Erwachsene im harmonischen Dienst für das Volk zwischen Kindergarten-Eröffnungen und Suppenküchen-Besuchen und dabei immer mal wieder Bilder vom kleinen Thronfolger George, schon jetzt perfekt vorbereitet auf die zukünftige Rolle.

Prinz George mit seiner Mutter beim Staatsakt für Queen Elizabeth II im September 2022. Damals war er neun Jahre alt

Auch die Pressearbeit von Kate und William ist daher nicht darauf ausgelegt, eine oder gar die Wahrheit zu vermitteln. Sondern sie dient dazu, ihre royalen Rollen nach außen zu repräsentieren – diese unmöglich perfekten Menschen in einer zunehmend unmöglichen Institution.

Die Royals sind keine Promis: Kate & Co. haben kein Interesse an Öffentlichkeit

Denn hier kommen wir zum zweiten Teil dieses Missverständnisses, das besonders die Öffentlichkeit außerhalb von Großbritannien betrifft: Die Royals sind keine Promis. Sie haben kein Interesse an Öffentlichkeit. Sie müssen sich stets und immer vor Öffentlichkeit schützen. 

Zum einen, weil zu viel Öffentlichkeit den Grundsatz der Idee der Monarchie beschädigen könnte: dass diese Familie etwas so Besonderes in sich trägt, weswegen sie Kronen aufsetzen, in goldenen Kutschen fahren darf und Kinder bekommt, die alles dies auch irgendwann einmal tun werden.

Cambridge-Umzug Kommi 17.47

Und zum anderen müssen sich die Windsors vor Öffentlichkeit schützen, weil diese modernen Royals so leben wollen wie (fast) normale Menschen. Überaus privilegiert zwar, aber eben als Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen so oft es geht – und ohne, dass sie dabei von Paparazzi fotografiert werden. Die mit Freunden Partys veranstalten, ohne dass danach Bilder in Boulevardblättern erscheinen. Die in Ferien fahren, ohne dass anschließend Fotos von Kate im Bikini gedruckt werden.

Kate, die Prinzessin von Wales, beim Besuch einer Hilfsorganisation im Januar 2023
© Jon Super

Und zu diesem normalen Leben gehört eben auch, dass Kate sich als Prinzessin von Wales wenige Stunden nach der Geburt mit ihren Kindern vor der Klinik ablichten lässt. Aber eben jetzt entschieden hat, die Öffentlichkeit wochenlang im Unklaren zu lassen, wie es ihr geht.

Es ist die Quadratur des Kreises, den die Windsors hier versuchen. Sie, als königliche Familie, sind der Inbegriff der Öffentlichkeit. Ihre Privilegien, ihre Rollen, ihre ganze Daseinsberechtigung beruht darauf, dass sie gesehen werden. Und doch wollen sie sich schützen vor dieser Öffentlichkeit, ihr nicht alles preis geben. 

Wo keine Information war, gab es Verschwörungstheorien

Dürfen Sie das?

Und vielleicht zeigt diese Frage, wie absurd die Debatten rund um Kate in den vergangenen Wochen wurden. Wo keine Information war, gab es Verschwörungstheorien. Die Prinzessin von Wales brauchte Privatheit. Und die Öffentlichkeit verlangte „die Wahrheit“.

Reaktionen auf Krebserkrankung Kate   21.20

Was zur nächsten Frage führt: Dürfen wir verlangen, dass die Royals uns alles erzählen, jederzeit?

Nun dürfen die Briten sicher fragen, was eigentlich los ist – schließlich bezahlen sie als Steuerzahler die Auftritte und den Pomp and Circumstance der Royals. Doch wir alle, die wir uns von diesem Pomp einfach nur unterhalten lassen, wir dürfen nicht verlangen, dass uns diese Frau, diese Familie, ihre Seele offenlegt. 

Wir sollten uns erinnern, was diese Royals sind: vor allem Menschen mit Rollen, bei denen es sich nun erneut zeigt, wie unmenschlich diese in Wirklichkeit sind.

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