Trumps Kautionszahlung: Haste mal ’ne Million?

Donald Trumps neuestes Kunststück: eine Verwandlung vom Immobilienmogul zum Bettelmönch. Weil er eine 450-Millionen-Dollar-Kaution „unmöglich“ aus eigener Tasche zahlen könne, sucht der Präsidentschaftskandidat verzweifelt nach einer Lösung – und pumpt sogar seine Fans an.

Hexenjagden sind teuer, vor allem für die Hexe. Rund 450 Millionen Dollar muss der wegen Betrügereien verurteilte Donald Trump bis zum 25. März zusammenkratzen – ansonsten darf der Staat New York seine Vermögenswerte pfänden. 

Aus Sicht seiner Anwälte sei das bis dahin „praktisch unmöglich“ (der stern berichtete). Zwar sei ihr Mandant freilich sehr vermögend, doch lägen seine Milliarden eben nicht auf der Bank, sondern seien in Aktien und Immobilien gebunden. Auch Bürgschaftsunternehmen wollten Trump die Kaution nicht vorschießen. Das Risiko, am Ende auf Pfandschein sitzen zu bleiben, ist offenbar zu groß.

Dass der republikanische Präsidentschaftskandidat das Geld in letzter Sekunde in der heimischen Sofaritze findet, ist unwahrscheinlich. Und so klimpert der Milliardär kurzerhand mit dem digitalen Klingelbeutel. Trump Strafzahlung6.00

Donald Trumps Bettel-Mail – „Finger weg vom Trump-Tower!“

Trump ist wohl der einzige Mann, der in Großbuchstaben bettelt. „LASST EURE DRECKIGEN HÄNDE VOM TRUMP TOWER!“, so die Betreffzeile einer Mail, die am Donnerstag an seinen „Make-America-Great-Again“-Verteiler rausging. 

Die „verrückte radikale“ Generalstaatsanwältin Letitia James „will meine Immobilien in New York BESCHLAGNAHMEN. Dazu gehört auch der ikonische Trump Tower“, schreibt der 77-Jährige. Das sei nichts als ein Einschüchterungsversuch der Demokraten, „die denken, dass ich AUFGEBEN werde, wenn sie mir mein Geld wegnehmen“.

Dann beschwört Trump, der sich eigentlich aufs Spalten spezialisiert hat, ein Wir-Gefühl. „Sie denken, dass IHR mich im Stich lassen werdet und dass IHR unser Land aufgeben werdet. Aber eines wissen sie nicht: WIR WERDEN NIEMALS KAPITULIEREN!“, poltert der Republikaner.

Dass die New Yorker Strafverfolgungsbehörden glaubwürdige Beweise vorgebracht haben, wonach die Trump Organization über Jahre Immobilienwerte manipuliert hatte, um an günstigere Kredite und Versicherungsverträge zu kommen? Alles Teil einer politischen Hexenjagd. Als loyale Wähler sollten sie doch bitte spenden, um „Bidens korruptem Regime“ eine Botschaft zu senden, schreibt Trump in der Mail, als ginge es um seinen persönlichen Orange Nose Day.

Darf Trump Wahlkampfspenden „privat“ ausgeben? 

Fraglich ist allerdings, ob Trump die Liebe seiner Anhänger überhaupt zweckentfremden darf. Schließlich wären die Spenden im Grunde Wahlkampfgelder und dürften nicht privat verwendet werden – und so ein Gerichtsurteil ist ziemlich privat. Jeden Cent, den ein sogenanntes Political Action Committee (PAC) sammelt und ausgibt, soll irgendwie dazu beitragen, einen Kandidaten ins Weiße Haus zu bringen. 

„Die Begleichung eines persönlichen Gerichtsurteils fällt nicht in diese Kategorie“, erklärt Robert Maguire, Forschungsdirektor eines Washingtoner Ethik-Thinktanks, im „Business Insider“. Allerdings seien die Vorschriften ziemlich undurchsichtig. 

Zuletzt hatten der Sender CNN und die Nachrichtenagentur AP berichtet, dass republikanische Spenden fortan zuallererst Trumps Wahlkampfkasse füllen sollen, aus der der wiederum Millionen Dollar für seine Juristenarmada abschöpft. Das Republican National Committee (RNC), das höchste Organisationsgremium der Partei, stünde demnach nur noch an zweiter Stelle. Noch vor zwei Wochen hatte das RNC eine neue Führung bekommen – darunter Lara Trump, die Schwiegertochter des Patriarchen. Aus „America First“ wird „Trump First“. Turmloser Ex-Präsident: Immobilien, die Donald Trump in New York verlieren könnte16.07

Stolz bis in den Untergang

Nun mögen sich besonders eifrige Jünger um ihren Präsidenten scharen wie die Motten ums Licht. Doch selbst wenn jeder einzelne der „EINE MILLION Pro-Trump-Patrioten“, wie der Republikaner sie in der Mail nennt, die Kreditkarte zückt, wird auf diesem Wege in weniger als einer Woche kaum knapp eine halbe Milliarde Dollar zusammenkommen.

Auch kann der Republikaner nicht auf ein Entgegenkommen der Behörden hoffen. Seine Anwälte hatten gefordert, die Kaution entweder ganz auszusetzen oder zumindest auf 100 Millionen Dollar zu reduzieren. 

Nein, will sich Trump doch noch die Berufung retten, muss er tief in die Trickkiste greifen.

Trump könnte sich theoretisch zumindest zeitweise aus der Affäre ziehen, indem er den Pleitegeier mimt. Sollte seine Trump Organization oder gar er selbst Konkurs anmelden, könnte das die Strafforderung um Monate oder gar Jahre hinauszögern, wie die „Washington Post“ berichtet. Schließlich müsste ein Bundesrichter erst einmal Ordnung in die endlose Schlange an Gläubigern bringen. Um die Hochglanzfassade aufrechtzuerhalten, könnte Trump auch kleinere Unternehmen opfern – oder sogar einige seiner Immobilien selbst verkaufen. 

Das würde aber nicht nur an seinem Stolz, sondern auch an seinem Macher-Image kratzen. Das sei für ihn ausgeschlossen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf vier dem Republikaner nahe stehenden Quellen. 

Truth Social – frische Milliarden von der Börse?

Bleibt also nur noch die Hoffnung, dass sich auf den letzten Metern ein superreicher Gönner offenbart? Nicht ganz. Denn am Freitag tat sich auf einmal eine vielversprechende neue Option auf, als die Nachricht die Runde machte, wonach Trumps Social-Media-Unternehmen mit der börsennotierten, enorm liquiden Digital World Acquisition Corporation fusionieren soll. Der Zusammenschluss würde laut „New York Times“ nicht nur rund 300 Millionen in die Trump Media & Technology Group spülen und damit dessen hauseigene Social-Media-Plattform Truth Social am Leben erhalten. Trump hielte 60 Prozent Anteile am neuen Unternehmen – im Wert von mehr als drei Milliarden Dollar.

Das große Aber: Trump darf seine Anteile erst sechs Monate nach der Fusion verkaufen – es sei denn der Unternehmensvorstand macht eine Ausnahme. Es wird also knapp. Auch für einen Donald Trump tickt die Uhr nicht langsamer. 

Sollte der Ex-Präsident bis Montag nicht zahlen können, steht vermutlich nicht gleich der Mann mit dem Kuckuck auf seiner Türschwelle. Allerdings schielt Generalstaatsanwältin Letita James bereits auf Immobilien in Westchester County, wo Trump das Golfressort Seven Springs und ein riesiges Anwesen besitzt.

Bis dahin heißt es: Milliardär, männlich, 77, sucht Gönner.

Quellen: „Business Insider„; CNN; AP; „The Hill„; „The Guardian„; „Washington Post

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