Tödliche Tradition: Fuchs-Mädchen beinahe lebendig verbrannt – warum Osterfeuer oft „Scheiterhaufen“ für Wildtiere sind

Osterfeuer sehen spektakulär aus. Doch während Menschen zuschauen, verbrennen im Innern gleichzeitig oftmals Tiere. Das wäre auch der kleinen „Fillie“ fast passiert.

Die Geschichte von „Fillie Osterfuchs“ bewegte vor zwei Jahren viele Menschen in Hamburg. Das Fuchs-Mädchen war nur etwa vier Wochen alt, als es schwerste Brandverletzungen in einem Osterfeuer erlitt, wie der Hamburger Tierschutzverein berichtete. Über Wochen war unklar, ob die Kleine überleben würde – sie wurde von den Tierschützern teilweise rund um die Uhr gepflegt, bis sie Monate später schließlich auf dem Weg der Besserung und stark genug zum Auswildern war.

Der Hamburger Tierschutzverein und andere Organisationen warnen auch deshalb immer wieder: Osterfeuer stellen eine tödliche Gefahr für alle möglichen Arten von Wildtieren dar. „Gerade Klein- und Jungtiere nutzen die aufgeschichteten Haufen aus Reisig und Gestrüpp gerne als Unterschlupf“, schrieb dazu Luisa Finsterwalder in einer Pressemitteilung des Vereins. Die Tierschützer, die schon viele brandverletzte Tiere in der Hansestadt gepflegt haben, formulierten es am Beispiel des beinahe verbrannten Fuchsbabys drastisch: Ein Osterfeuer könne zum „Scheiterhaufen für Wildtiere“ werden.

Holzhaufen für Osterfeuer sind beliebter Unterschlupf für viele Tierarten

Besonders gefährlich seien Holz- und Reisighaufen, die Wochen vor dem Entzünden errichtet werden. Viele Tiere freuen sich über solche Wohngelegenheiten – vor allem jetzt, wo es nachts noch recht kühl ist.

Wer schon einmal einen Holz- oder Reisighaufen im Garten aufgeschichtet hat, weiß, dass dort sehr schnell tierische Bewohner einziehen: Das können Igel und Vögel sein, aber auch Frösche und Mäuse – und ganz sicher Insekten. Wird der Haufen dann einfach angezündet, können die Tiere nicht mehr flüchten und verbrennen elendig in dem Inferno.So sah „Fillie“ kurz nach ihrer Rettung aus. Das Fuchsbaby wurde von Tierschützern in Hamburg gesund gepflegt, nachdem es beinahe in einem Osterfeuer verbrannt war.
© Hamburger Tierschutzverein

Der Tierschutzbund empfiehlt daher, komplett auf Osterfeuer zu verzichten. Wer unbedingt eines anzünden möchte, sollte aber unbedingt einige Tipps beachten:

So sollte der Haufen nur sehr locker aufgebaut sein, damit er für Wildtiere weniger attraktiv ist. Trotzdem muss er unbedingt unmittelbar vor dem Entzünden noch einmal komplett umgeschichtet werden, damit die Tiere flüchten können, die sich dort versteckt haben. Darauf macht auch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten in einer aktuellen Pressemittelung aufmerksam. Leider täten das noch immer viele Osterfeuerbetreiber nicht, bedauert Eva Lindenschmidt, Wildtierexpertin bei dem Verein.

Beim Umschichten sollte man Lärm machen, um die Tiere zu vertreiben, rät dazu der Hamburger Tierschutzverein. Doch noch nicht einmal das helfe zuverlässig, schränken die Tierschützer ein. Denn Krach schrecke eher erwachsene Tiere auf, Jungtiere würden sich eher verstecken.

Aufgeschichtetes Holz im Garten kann schönes Biotop sein 

Eigentlich sind Holz- oder Reisighaufen viel zu schön und interessant, um sie zu verbrennen, wie auch die Tierschützer der Hansestadt schreiben. Solche kleinen Biotope bieten willkommenen Lebensraum für alle möglichen Säuger, Vögel, Amphibien und Insekten, und sie sind interessant zu beobachten.

Um sie als Osterfeuer in Flammen aufgehen zu lassen, sind sie viel zu schade.

Quellen: Hamburger Tierschutzverein, Die Geschichte von „Fillie Osterfuchs“ auf der Seite des Hamburger Tierschutzvereins, „24Hamburg.de

STERN PAID Wildtiere in der Stadt Berlin 16.51Lesen Sie im Archiv von stern+: Sobald die Dämmerung einbricht, gibt es in Berlin wilde Wesen zu bestaunen: Füchse, Waschbären, sogar Wildschweine. Was treibt die Tiere in die Stadt? Und was verraten uns die nächtlichen Kreaturen über uns Menschen? Auf Streifzug mit der Wildbiologin und Bestseller-Autorin Sophia Kimmig.

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