Straßenverkehr: Die Blackbox-Pflicht fürs Auto kommt: Was steckt hinter der Überwachungskiste?

Im Juli wird die Blackbox in neuen Autos Pflicht. Welche Daten sammelt der sogenannte Event Data Recorder? Und wie lange werden sie gespeichert? Antworten auf die häufigsten Fragen.

Für neu zugelassenen Fahrzeuge ändert sich ab Juli eine ganze Menge. Nicht nur werden unterschiedlichste Assistenten, darunter ein Müdigkeits- und Aufmerksamkeitswarner, ein Notfall-Spurhalteassistent, ein Rückfahrassistent und ein intelligenter Geschwindigkeitsassistent verpflichtend, sondern auch das Vorhandensein eines sogenannten Event Data Recorders (EDR), landläufig Blackbox genannt.

Die Blackbox soll ausschließlich der Rekonstruktion von Unfällen und der Unfallforschung dienen. Doch die Unsicherheit ist groß – denn tatsächlich zeichnet die Box am laufenden Band eine Menge Daten auf, die im Falle eines Aufpralls gespeichert werden.

Was die Blackbox überwacht

Die kleine Box überwacht permanent die Fahrt. Sie erfasst Daten wie wie Gaspedalbetätigung, Geschwindigkeit, Bremsaktivität, Lenkwinkel, Drehzahl, Aktivität von ABS und Stabilitätskontrolle sowie den Zündzyklus. Hinzu kommen Angaben, ob Passagiere angeschnallt waren, die etwaige Zündung der Airbags und Positionsdaten. Der Aufnahmezeitraum beträgt fünf Sekunden vor einem Unfall und 300 Millisekunden danach.

Der EDR arbeitet dabei ausschließlich lokal. Es gibt keine Möglichkeit, die Daten über das Internet abzurufen. Zur Auswertung benötigt man Zugang zur OBD-Schnittstelle oder – nach einem Unfall – dem Airbag-Steuergerät, auf dem die Software meist installiert ist. Damit eignet sich die Blackbox also auch nicht für sogenannte Telematik-Tarife von Versicherern, die Rabatte gegen das Einsenden von Fahrdaten gewähren.

Telematik Finanztest 16.32

Auch speichert der Recorder die Daten nicht dauerhaft – solange es nicht zu einem Unfall kommt, werden die ermittelten Informationen immer wieder überschrieben. Die Möglichkeit, die Fahrgewohnheiten über einen langen Zeitraum daraus nachzubilden, gibt es nicht.

Wer hat Zugriff auf die Daten des Autos? Und was kostet das?

Theoretisch ist das Auslesen für Werkstätten mit Zugriff auf die Autos, beispielsweise im Rahmen einer Inspektion, möglich. Da die Angaben aber keine personenbezogenen Daten enthalten und die Informationen ohne Unfall relativ wertlos sind, ist das kein kritisches Szenario.

Anders sieht es nach schweren Unfällen mit Schwerverletzten aus. Denn dann ist es möglich, den Datenschutz des Einzelnen der Strafverfolgung unterzuordnen, wodurch für den Unfallverursacher durchaus nachteilige Informationen ermittelt werden können.

Ferrari Scheunenfund Sothebys 20.05

Ansonsten sollen die Erkenntnisse aus der Blackbox vor allem der Unfallrekonstruktion dienen. In der Regel darf der Zugriff auf die Box nur dann erfolgen, wenn eine richterliche oder staatsanwaltschaftliche Anordnung vorliegt.

Zusatzkosten für Autofahrer durch Einbau der Blackboxen sind nicht zu erwarten. Erstens müssen Bestandsfahrzeuge nicht nachgerüstet werden, zweitens befindet sich die Box bereits seit Jahren in einigen Neufahrzeugen. Jetzt wird sie eben – ausschließlich für neu zugelassene Fahrzeuge – zur Pflicht.

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