Kate Middleton: Lasst Kate endlich in Ruhe – oder haben wir von Diana nichts gelernt?

Die Gerüchteküche zu Kate kocht seit Wochen über: Wo ist Prinzessin Catherine, geht es ihr gut – und wie konnte sie so ungeschickt sein, ein manipuliertes Foto zu veröffentlichen? Wieso fragt sich niemand: Würden wir auch unsere Lieblingskollegin stalken, wenn sie sich krank gemeldet hat?

Prinzessin Catherine wurde gesichtet! Hallelujah! Mit Ehemann William soll sie einen Hofladen im Örtchen Windsor besucht haben, um dort die Wocheneinkäufe zu erledigen. Der Ladenbetreiber ist der Bitte, keine Fotos zu machen, in vollendeter britischer Höflichkeit nachgekommen, aber so viel hat er der Presse dann doch bereitwillig verraten: „Glücklich und gesund“ habe Kate ausgesehen. 

Inzwischen kursiert im Netz ein Video des Wellen schlagenden Kurzstrips. Es zeigt: ein ganz normales, zufriedenes Paar, das direkt beim Bauern einkauft, damit die Kids auch was Gesundes auf den Teller bekommen. Klingt nach einem Wunschtraum von Prenzlauer-Berg-Eltern, ist aber ein Inszenierungstrick, den das Ehepaar Wales schon öfter angewandt hat, um Normalität und Auf-dem-Boden-Gebliebenheit zu demonstrieren. Die Message ans Volk: Alles in Ordnung, Kate ist happy und wird bald wieder bei Krankenhauseröffnungen, Filmpremieren und anderweitigen königlichen Pflichtterminen in die Paparazzi-Kameras strahlen. 

Spekulationen über Kate waren spektakulär

Das ist also die Erzählung, die die Öffentlichkeit beruhigen soll – nachdem wochenlang wild spekuliert wurde, was mit der Prinzessin von Wales nun ist. Zur Erinnerung: Ende Januar meldete sich Kate vom Dienst ab, weil sie sich einer geplanten Operation im Bauchraum unterziehen musste. Die Krankmeldung hielt royale Fans und Verschwörungstheoretiker im Internet freilich nicht davon ab, die verrücktesten Behauptungen über ihren Verbleib aufzustellen. Je länger sie nicht in der Öffentlichkeit zu sehen war, desto hemmungsloser ging es zu: Ist Kates Erkrankung doch schwerwiegender als gedacht? War es wirklich eine Bauch- und nicht vielleicht doch eine Schönheits-OP, die eine lange Heilungszeit erfordert und Auftritte verhindert? Oder gibt es für die Abwesenheit einen ganz anderen Grund – haben sich Kate und William heimlich getrennt? Hat Kate keinen Bock mehr auf die Royals? Weilt Kate am Ende gar nicht mehr unter den Lebenden?! 

Kate und William 13:27

Die, ähm, Sorge um Kates Gesundheitszustand nahm solch krude Ausmaße an, dass sich die Royal Family offenbar genötigt sah, ein „Es geht mir gut“-Beweisfoto zu veröffentlichen. Kate strahlte auf einem Sessel sitzend in die Kamera, ihre drei Kinder George, Charlotte und Louis hatte sie um sich versammelt. Der Haken: Das Foto wurde so dilettantisch bearbeitet, angeblich von Kate selbst, dass die Nachrichtenagenturen wegen Manipulationsverdacht Alarm schlugen. Inzwischen ist das Bild, das für das sogenannte #kategate sorgte, auf Instagram nur noch mit dem Hinweis „verfälschtes Foto“ aufzurufen (und Instagram ist nun nicht gerade als Plattform bekannt, die bei der Verbreitung von Fakenews sofort Konsequenzen einleitet). 

Das Foto befeuerte die #MiddletonMarchMadness, ein weiterer Hashtag-Spitzname für den royalen PR-Super-GAU, natürlich erst recht. Zugegeben: Die Kreativität, mit der im Internet Kates Auszeit zu lustigen Memes verarbeitet wird, ist beeindruckend („Kein neuer Banksy seit Kates OP – Zufall?!“). Immerhin: Inzwischen ist nicht nur Kate im Krämerladen, sondern auch ein neuer Banksy aufgetaucht. Doch bei aller Heiterkeit über lustig gemeinte Aluhut-Theorien muss langsam doch die Frage erlaubt sein: Was geht uns, also die Öffentlichkeit, das alles eigentlich an? 

Eine Frage der (Un-)Schuldigkeit

Die Frage kratzt an der alten Grundsatzdebatte, was genau die Royals „dem Volk“ schuldig sind (und damit ist eben nicht nur die Bevölkerung Großbritanniens und des Commonwealth gemeint – in der aktuellen Debatte um Kate meint so ziemlich jeder von Weimar bis Washington ein Recht darauf zu haben, zu erfahren, was mit der Prinzessin los ist). Also, was können und sollen die Royals im öffentlichen Interesse leisten? Hin und wieder ein bisschen transzendentale Show fürs „Wir sind was Besonderes“-Selbstverständnis der Briten – geht in Ordnung. Engagement fürs Gemeinwohl – sicherlich. Wohldosierte Einblicke ins Familienleben – gern. Aber sind die Royals verpflichtet, über Gesundheitszustände und private Entscheidungen ausführlichere Auskünfte zu geben als: Kate ist krank, muss sich eine Weile zurückziehen und erholen? 

Dass sich die Öffentlichkeit damit nicht zufriedengibt, wirkt fast skurril in einer Zeit, in der im Job-Kontext viel über psychische wie physische Gesundheit philosophiert wird. Für die Royals, für Kate im Speziellen, gilt dieses Konzept offenbar nicht. Sie soll in ihrer gewohnten, strahlenden Tüchtigkeit einfach immer funktionieren. Klar, sie hält als tatkräftige Stimme der Moderne die britische Monarchie beisammen, ist das beliebteste Mitglied des Königshauses. Ohne Kate geht nix bei den britischen Royals. Das liegt auch daran, dass sich auf Kate alle irgendwie einigen können, vom royalen Ultra bis zum Monarchiegegner. Immerhin war sie mal Bürgerliche, „eine von uns“. Wenn man den Gedanken weiterführt, müsste nur die Schlussfolgerung naheliegen, dass man die Lieblingskollegin in der Reha doch auch nicht dauernd anslackt- oder teamst: „Wo bist du, was machst du, wann kommst du wieder ins Büro???“ 

Prinzessin Kate Foto Queen Urenkel14.16

Anders gesagt: Es gibt keinen Anspruch auf „die Wahrheit“, auch nicht, wenn es um Prinzessinnen geht. Nur ein übersteigertes Verlangen nach royalen Insights, die letztlich niemandem zustehen. Dass sich Kate Middleton verpflichtet fühlte, ein schlecht bearbeitetes Bild zu posten, im peinlichen Versuch, die Massen zu beruhigen, erinnert an andere, viel dramatischere Gelegenheiten, bei denen zu viel Ehrlichkeit, zu viel „wie war es wirklich?“ von den Royals eingefordert wurde. Lady Diana musste bitter dafür bezahlen, dass die Öffentlichkeit Anspruch auf jedes Detail ihres Lebens erhob.

Lassen wir die arme Kate Middleton also jetzt besser mal in Ruhe. Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, bis sie wieder mit perfekter Föhnfrisur, Mantelkleid und Stilettos durch jubelnde Menschengassen schreitet – und man sich von Neuem herzlich darüber echauffieren kann, wen zur Hölle diese antiquierten Monarchen denn noch interessieren. 

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