Meinung : Hochrisikospiele könnten künftig teuer werden für die DFL. Gut so!

Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden: Die DFL kann künftig zur Kasse gebeten werden für die Mehrkosten der Polizei bei Hochrisikospielen. Eine richtige Entscheidung. 

Dieser Kommentar sollte vielleicht mit einem Bekenntnis beginnen: Ich bin kein Fußballfan. Dem Spiel kann ich nichts abgewinnen, und die Fans fallen mir immer wieder negativ auf. Bierdosen, die durch Zugabteile fliegen, grölende Gruppen, die über Bahnhöfe ziehen, aggressives Gehabe, lautstarke Pöbeleien: Bahnfahren ist selten ein Vergnügen, aber wenn Fußballfans unterwegs sind, macht es – mir zumindest – Angst. Mir ist durchaus bewusst, dass die meisten Fans friedlich sind. Die wenigen aber, die auf Randale aus sind, genügen häufig schon, um Schrecken zu verbreiten. 

Und um hohe Kosten für die Allgemeinheit zu verursachen. Wenigstens das kann nun unterbunden werden.

Mehrarbeit der Polizei muss bezahlt werden

Das Bundesverfassungsgericht hat heute entschieden, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) zur Kasse gebeten werden darf, wenn es um zusätzliche Polizeikosten für Hochrisikospiele geht. Die DFL hatte Verfassungsbeschwerde eingereicht. Vorangegangen war ein zehn Jahre andauernder Rechtsstreit mit dem Bremer Senat. Angefangen hatte es mit dem Spiel von Werder Bremen gegen den Hamburger SV im April 2015. Fast 1000 Polizeibeamte aus vier Bundesländern waren damals eingesetzt und sollten für Sicherheit sorgen. 50 Menschen wurden in Gewahrsam genommen. Nach der Partie schickte der Bremer Senat der DFL eine Rechnung über die polizeilichen Mehrkosten – knapp 426.000 Euro.

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Bremen ist eine Art Sonderfall. Dort gibt es seit 2014 eine gesetzlich festgeschriebene Gebühr, die Veranstalter entrichten müssen, wenn ihr Event gewinnorientiert ist und mehr als 5000 Leute erwartet werden. Das Oberverwaltungsgericht Bremen und das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gaben Bremens Innenminister Ulrich Mäurer (SPD) in der Vergangenheit recht. Die DFL wollte das nicht hinnehmen. Und hat nun vor dem höchsten deutschen Gericht verloren. 

DFL verdient Milliarden

Die Entscheidung ist zu begrüßen. Die DFL wird nicht gebeutelt, und kleine Ligen haben nichts zu befürchten. Es geht nicht um die Kreisklasse – sondern um gewinnorientierte Hochrisikospiele, bei denen also zu erwarten ist, dass die Fans aufeinander losgehen und das normale Polizeiaufkommen nicht ausreicht. Es ist nicht einzusehen, warum die Steuerkasse für die Sicherheit von diesen „Rotspielen“ einspringen soll. 

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Man kann argumentieren, dass die Polizei in Deutschland für die Sicherheit zuständig ist, so wie die DFL es getan hat. Sicherheit ist Angelegenheit des Staates. Aber Fußballspiele sind kommerzielle Veranstaltungen, mit denen viel Geld verdient wird. Eigenen Angaben zufolge machten Bundesliga und 2. Bundesliga in der Saison 2022/23 einen Umsatz von über 5,2 Milliarden Euro. Die grundlegendste Voraussetzung für dieses Milliardengeschäft heißt: Sicherheit. Doch anstatt private Sicherheitsleute zu bezahlen, darf sich der Fußball auf die hochprofessionellen Dienste der Polizei verlassen. 

Das wird er auch in Zukunft dürfen, und das ist gut so. Fußball ist nicht nur ein Geschäft, er ist auch Teil des Alltags und bereitet vielen Menschen in diesem Land große Freude. Nur muss sich die DFL jetzt eben an den Kosten beteiligen. Und das könnte sogar einen positiven Nebeneffekt haben: Vielleicht hat die DFL nun endlich mehr Interesse, sich noch mehr um die Gewaltprävention zu kümmern. Je friedlicher das Spiel, je besser sich die Fans benehmen, desto billiger wird es. Und das wäre im Interesse aller – ob Fußballfan oder nicht. 

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