Italien: Südtiroler Metropolen: Was Bozen und Meran so besonders macht

In Südtirols Städten herrscht ein ganz besonderer Ton – eine Mischung aus alpinem Charme, italienischer Leidenschaft und deutscher Sprache. Wir haben uns die zwei größten Orte der Region einmal angeschaut und viele Gründe für einen Besuch gefunden.

Ein Platz in der Sonne mit Blick auf das plätschernde Wasser der Passer, einen Eiskaffee in der Hand und eine Mischung aus Vogelgezwitscher und leiser Café-Musik in den Ohren – es braucht nicht viel, um sich in Meran wohlzufühlen. Es ist dieses einfache, kleine Glück, das das Geheimnis des Südtiroler Kurortes ausmacht. Hier kommen Kurgäste und Touristen hin, um die einladende italienische Freude am Leben mit einer guten Portion Gelassenheit vor beeindruckender Bergkulisse zu genießen. „Denke nicht zu viel an morgen, genieße lieber diesen sonnigen Tag an der Promenade“, könnte der Slogan von Meran lauten. 

Promenaden gibt es in der zweitgrößten Stadt Südtirols jedenfalls genug. Die Sissi-Promenade etwa führt entlang der Passer – dem wilden Fluss, der quer durch die Kurstadt verläuft und sie mit einer gewissen Prise „Meeres“-Luft versorgt – unter Bäumen und Palmen entlang und vorbei an schattigen Plätzen, den Blick immer auf die vielen Cafés und Restaurants auf der anderen Uferseite gerichtet. Die Kurpromenade führt direkt an den Sehenswürdigkeiten der Stadt entlang – dem Kurhaus, der Therme und der Flaniermeile mit vielen süßen Bistros und Bars, die zum Verweilen einladen. 

Der Blick von der Sissi-Promenade aus auf die Meraner Wandelhalle
© Leonie Zimmermann

Blumige Aussichten in Meran

Die wohl bekannteste Promenade Merans ist der Tappeinerweg. Der beliebte Spazierweg führt vom Stadtzentrum aus am Hang des Küchelbergs entlang und bietet vor allem eine tolle Aussicht auf den Meraner Talkessel. Auf der Gesamtstrecke von knapp sechs Kilometern (hin und zurück) kommen Spaziergänger an zahlreichen Pflanzen vorbei, zum Beispiel Himalaya-Zedern, Korkeichen und verschiedene Bambusarten. 

Freunde von botanischen Freuden sollten zudem unbedingt einen Abstecher ins Schloss Trauttmansdorff machen. Geöffnet hat der malerische Garten vom 29. März bis zum 15. November. Wer in Ruhe durch Palmengärten und Blumenbeete schlendern möchte, sollte allerdings früh dort sein – das Schloss gilt als beliebtes Ziel. Vom Parkplatz sind die blumigen Aussichten dann nur noch eine kleine Wanderung entfernt. Kleiner Tipp für alle Romantiker: Picknick-Korb packen und es sich im Garten gemütlich machen. Alternativ gibt es aber auch ein Restaurant und ein Café. 

Manchmal reicht es auch vollkommen, einfach durch die Meraner Gassen zu schlendern und sich vom norditalienischen Flair mitreißen zu lassen
© Leonie Zimmermann

Meran, das bedeutet Blumenpracht. Das zeigt der Kurort auch jährlich beim Meraner Flower Festival. In diesem Jahr findet die Veranstaltung vom 25. bis zum 28. April statt. An diesen Tagen zeigen viele Aussteller auf der Kurpromenade im Zentrum alles rund um Botanik und Gärten, es gibt Live-Musik und Besucher können kunstvolle Blumen-Skulpturen entlang der Passer bewundern.

Kultur und Wellness in Meran 

Wanderwege SüdtirolMit rund 2500 Sonnenstunden pro Jahr zählt Meran zu den sonnigsten Orten in ganz Südtirol. Und doch ziehen auch in dem so paradiesisch wirkenden Kurort manchmal dunkle Wolken auf – und es regnet. Ein Promenadenspaziergang klingt dann für viele Urlauber gleich nicht mehr so verlockend. Aber wie wäre es dann mit einem Besuch in der Meraner Therme? Dort kann man in 25 Pools und Saunen die Seele baumeln lassen. 

Wem eher nach Kultur zumute ist, der kann bei einem überdachten Spaziergang die vielen Malereien an der Wandelhalle erkunden oder einen Abstecher ins Frauenmuseum machen. Das ist noch ein echter Geheimtipp – aber ein sehr lohnenswerter. 

Im Frauenmuseum findet man eine interessante Ausstellung mit unterschiedlichen Eindrücken aus der Zeitgeschichte – und hin und wieder politischen Statements
© Leonie Zimmermann

Etwas versteckt gelegen im dritten Stock eines Amtsgebäudes findet man eine lehrreiche und liebevoll aufbereitete Sammlung aus Utensilien verschiedener Epochen der Frauengeschichte. Die Ausstellung wirft einen authentischen – und feministisch angehauchten – Blick auf die Entwicklung der Gesellschaft und nimmt mit auf eine Zeitreise der besonderen Art. Ein Hauch Meraner Politik und ein spannender Perspektivwechsel. 

Wer mit den Einheimischen in Kontakt kommen möchte, kann das übrigens am besten freitags auf dem Wochenmarkt tun. Vom Praderplatz vor dem Bahnhof bis hoch zur Meinhardstrasse findet man ab acht Uhr Marktstände mit regionalem Obst und Gemüse, Handwerkskunst und anderen Waren. Am spannendsten ist der Besuch aber wegen des bunten Treibens um die Stände herum: hier treffen Kurgäste, Touristen und Einheimische aufeinander und tauschen sich aus – über die Produkte, das Wetter oder die Schönheit Südtirols. 

Bozen: Genuss pur in Südtirols Hauptstadt

Ortswechsel. Ab nach Bozen. Rund 35 Kilometer sind es von Meran in die Landeshauptstadt Südtirols. Die Schnellstraße führt vorbei an kleinen Vororten, malerischen Weinbergen und grünen Tälern. In Bozen angekommen ist von dem gemächlichen Treiben im idyllischen Kurort Meran kaum noch etwas zu spüren. Stattdessen herrscht in der Altstadt reges Treiben. Touristen und Einheimische tummeln sich in den engen Gassen, schlendern von einem Shop zum nächsten oder sitzen angeregt plaudernd in einem der vielen Cafés und Restaurants. In Bozen herrscht das blühende Leben – und zwar auf vielfältige Art und Weise. 

Dreh- und Angelpunkt vieler Stadtrundgänge ist die Laubengasse. Die größte Gasse der Altstadt ist gesäumt von malerischen mittelalterlichen Häusern. Diese sind typischerweise mit einem Rundbogen versehen, der das offene Erdgeschoss einrahmt – die sogenannten Lauben sind aus gutem Grund ein beliebtes Fotomotiv. Wer nicht nur den architektonischen Ausflug in eine längst vergangene Zeit genießen möchte, der kann sich hier auch schöne Souvenirs kaufen oder sich in der Umgebung kulinarisch austoben.

In Bozen, Südtirols Hauptstadt, ist immer einiges los
© Leonie Zimmermann

Typisch alpine Küche und einen einmaligen Blick über die Altstadt gibt es zum Beispiel im „Restaurant 37„. Das Restaurant zählt zu den beliebtesten Fine Dining-Küchen Südtirols und bringt neben Südtiroler Klassikern wie Grießknödel auch moderne Variationen wie Schwarzbrotravioli auf den Teller. Wer es etwas einfacher mag, der ist im Wirtshaus Vögele um die Ecke gut aufgehoben. Gute Traditionsküche mit viel Auswahl, toller Service und gemütliches Ambiente – das gefällt den Gästen hier am besten. 

Für einen Strudel zum Frühstück oder einen süßen Snack am Nachmittag lohnt ein Besuch in der Pasticceria Café Lindner am Rande der Altstadt. Die Bäckerei ist auch bei Einheimischen beliebt, was vor allem an der großen Auswahl aus Pralinen, Strudeln und Torten liegen dürfte. Und wohin am Abend? In Bozen gehen die Lichter erst spät in der Nacht aus, zumindest an manchen Orten. So kann man zum Beispiel im Banco 11 einen Aperitif genießen, sich in Lisa`s Weinbar durch die Weinkarte probieren oder im Disco Mirò Club tanzend die Nacht zum Tag machen. 

Ausflug in die Bozener Bergwelt 

Ja, Bozen bedeutet Genuss. Bozen, das ist aber auch Kultur. Im Schloss Runkelstein, auch Bilderburg genannt, kann man durch gut erhaltene Wandmalereien in längst vergangene Zeiten abtauchen. Sie zeigen zum Beispiel Szenen von Tristan und Isolde am Hof. Das Schloss ist vom Bozener Waltherplatz aus mit dem Bus erreichbar. Dort findet man übrigens auch das Walther-Denkmal – eine beliebte Sehenswürdigkeit. Und was wäre ein Besuch in Südtirols Hauptstadt, ohne Ötzi die Ehre zu erweisen? Den Mann aus dem Eis findet man im Südtiroler Archäologiemuseum in der Museumsstraße. 

Die Burg Sigmundskron beherbergt das Messner Mountain Museum Firmian – und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Bergsteiger
© IDM Südtirol-Alto Adige/Alex Filz

Besonders lohnenswert ist außerdem ein Abstecher zum Wahrzeichen Südtirols: Schloss Sigmundskron. Auf einem kleinen Hügel gebettet, umgeben von malerischen Weinbergen, ist das beliebte Ausflugsziel am Rande der Stadt Bozen am besten zu Fuß über einen kleinen Wanderweg (Startpunkt an der gleichnamigen Haltestelle) durch den Wald erreichbar, den man auch mit dem Rad fahren kann. Wer die kleine Bergbesteigung nicht auf sich nehmen möchte, der kann alternativ auch gemütlich mit dem Bus bis zur Burggrenze fahren. 

Wer durch den Torbogen läuft, betritt dann eine Welt, die vor allem Bergfreunde begeistert. Die Burg dient heute als Standort des Messner Mountain Museums Firmian – und führt seine Besucher auf dem Gelände einmal quer durch die Welt des Bergsteigens. Auf steilen Metalltreppen- und wegen führt ein Rundgang vorbei an antiken Wanderstöcken, kunstvollen Darstellungen der Dolomiten und jeder Menge Geschichten von den höchsten Gipfeln dieser Welt. 

Es geht aufwärts, es geht abwärts, immer wieder begegnen einem kluge Worte von Menschen, die ihr Leben den Bergen widmen. „To live is to risk“, steht auf einer Treppe. „Berge bergen geheimnisvolle Schätze“, ist auf einem Aufgang zu lesen. „Ich wollte einmal hoch hinaufsteigen, um tief in mich hinabzusehen“, steht unter einem Gang. Ein Zitat von Reinold Messer persönlich – dem Gründer dieses besonderen Museums, das noch einmal eine ganz andere Seite der Stadt Bozen zeigt: die philosophische Stille der Bergwelt. 

Verwandte Beiträge