Ich glaube an den Weihnachtsmann! Sie etwa nicht? Dann sollten Sie noch mal „Das Wunder von Manhattan“ sehen.
Ein Mann mit Bart soll vor Gericht beweisen, dass er der Weihnachtsmann ist: Den Film „Das Wunder von Manhattan“ von 1994 muss man schon allein für diese Idee lieben. Für die paar Menschen auf diesem Planeten, die ihn noch nicht gesehen haben: Kris Kringle, gespielt vom großartigen, mittlerweile leider verstorbenen Richard Attenborough, wird darin als Kaufhaus-Weihnachtsmann engagiert. Das Problem? Er ist davon überzeugt, der echte Weihnachtsmann zu sein und wird deshalb für verrückt erklärt. Eine Gerichtsverhandlung soll schließlich beweisen, dass der Mann in einer psychiatrischen Klinik besser aufgehoben wäre als am Nordpol.
Bei genauerer Überlegung erscheint ein Prozess nicht einmal besonders absurd. Ein alter, weißer Mann, der in einem Kaufhaus regelmäßig Kinder auf seinem Schoß tätschelt, behauptet von sich, der echte Weihnachtsmann zu sein? Der Gang vor den Richter ist vielleicht nicht die schlechteste Idee. Für den durchschnittlichen Anwalt eines männlichen Riesenstars sollte es ein Leichtes sein zu beweisen, dass sein Mandant mit fliegenden Rentieren zusammenlebt.
Doch wer zunächst noch denkt, sich eine Komödie anzusehen, täuscht sich.
„Das Wunder von Manhattan“ stellt die großen Fragen des Lebens
Zugegeben: Die Handlung ist denkbar simpel und folgt einer klassischen Weihnachtsfilm-Formel. Am Ende handelt er von zwei Menschen, die sich verlieben und von einem alten Mann, der aussieht wie aus der Coca-Cola-Werbung. Wer etwas anderes von einem Weihnachtsfilm erwartet, sollte lieber auf die zweite Staffel „Squid Game“ warten.
Erst im Verlauf des Films wird klar, dass es gar nicht in erster Linie um den Weihnachtsmann geht, sondern um viel mehr. Das ist es, was diesen Klassiker so bemerkenswert macht. Er stellt gesellschaftlich relevante Fragen auf eine Weise, die selbst Kinder verstehen. Wie etwa die Frage, welchen Menschen wir aus welchen Gründen vertrauen. Und warum es Erwachsenen so schwerfällt, noch an etwas Schönes zu glauben. Und sei es nur an das Gute im Menschen. Vielleicht geht es am Ende gar nicht darum, ob „Santa Claus“ echt ist, sondern darum, ob wir es uns leisten können, dass niemand mehr an ihn glaubt.
Das soll übrigens nicht heißen, dass man sich der Realität verweigern soll. Das weiß auch die Protagonistin Dorey Walker (Elizabeth Perkins). Sie steht für das überraschend moderne Frauenbild des US-amerikanischen Weihnachtsfilms, der immerhin schon aus den Neunzigern stammt. Walker ist Geschäftsfrau und alleinerziehende Mutter, die jemandem, der behauptet, der Weihnachtsmann zu sein, mit berechtigter Skepsis begegnet. Zu einem kritischen Blick hat sie auch ihre kleine Tochter erzogen, die für ihr Alter ungewohnt klug ist und nicht so recht weiß, was sie von dem alten Mann halten soll.
Ein bisschen Magie könnte uns allen nicht schaden
Ohne jedes Detail verraten zu wollen, finden am Ende selbst die beiden ihren Glauben zurück – nicht unbedingt an Kris Kringle, aber an das, was er symbolisiert: das Gute.
Der Film ist eine Erinnerung daran, dass es manchmal Mut kostet, naiv zu sein. Und dass der wahre Geist von Weihnachten auch darin liegt zu glauben, dass ein bisschen Magie uns manchmal nicht schaden könnte.
Der Weihnachtsmann muss am Ende übrigens nicht ins Gefängnis. Zum Glück. Sonst hätten wir am 24. Dezember jetzt alle ein Problem.