Soziales: Telefonseelsorge rechnet mit vielen Anrufen an Feiertagen

Tag für Tag und rund um die Uhr haben die Ehrenamtlichen bei der Telefonseelsorge ein offenes Ohr für Menschen, die Hilfe suchen. An den Feiertagen häufen sich die Anfragen.

An Weihnachten rechnet die Telefonseelsorge mit besonders vielen Anrufen. Die Auslastung sei allgemein sehr hoch, sagte Tilmann Beyer, der als Referent der Diakonie Sachsen unter anderem für die Telefonseelsorge zuständig ist. Über die Feiertage werde das Angebot aber noch einmal verstärkt in Anspruch genommen. Es könne zu Stoßzeiten vorkommen, dass Anrufer nicht direkt durchkommen, weil alle Leitungen belegt sind.

„Allen geht es scheinbar gut, nur mir geht es schlecht“

Themen wie Einsamkeit oder der Verlust von Familienangehörigen und Freunden drängen sich dann besonders ins Bewusstsein. Bei der weihnachtlichen Stimmung entstehe der Eindruck: „Allen geht es scheinbar gut, nur mir geht es schlecht“, sagte Beyer. Auch die Winterdepression durch Dunkelheit und Kälte mache sich bemerkbar.

Hilfesuchende können sich rund um die Uhr per Anruf oder online bei der Telefonseelsorge melden. Im vergangenen Jahr erreichten die sechs sächsischen Standorte in Dresden, Bautzen, Chemnitz, Leipzig, Zwickau und Auerbach laut Angaben der Diakonie etwa 57.000 Anfragen, aus denen sich etwa 45.000 seelsorgerliche Gespräche entwickelten. Dafür erbrachten die Ehrenamtlichen rund 38.000 Dienststunden.

Angebot wird mehr in Anspruch genommen

„Insgesamt steigt der Bedarf“, sagte Beyer – aus verschiedenen Gründen. Die Telefonseelsorge werde immer mehr beworben. Dadurch sei das Angebot mehr im Bewusstsein der Öffentlichkeit und werde auch mehr in Anspruch genommen. Zudem ist laut Beyer die Hemmschwelle gesunken. Es sei normaler geworden, sich an das Hilfsangebot zu wenden. „Natürlich ist es auch ein Punkt, dass Einsamkeit und psychische Probleme zunehmen.“

Das Angebot ist vollkommen anonym, Daten zu den Anrufern werden nicht erhoben. Deutschlandweit gilt dabei die gleiche Telefontelefonnummer. Über eine technische Lösung ist jedoch sichergestellt, dass die Anfragen zu einer naheliegenden Zentrale weitergeleitet werden, wie Beyer erläutert. „In Sachsen kriegen wir tatsächlich auch die sächsischen Anrufe.“ Nur in Ausnahmefällen kommt auch mal ein Anruf etwa aus Berlin dazwischen. 

400 Ehrenamtliche in Sachsen

In Sachsen sind es etwa 400 Ehrenamtliche, die sicherstellen, dass die Telefonseelsorge rund um die Uhr erreichbar ist. Wer mitmachen will, muss eine mehrmonatige Ausbildung durchlaufen. Insgesamt sind es zwischen 120 und 150 Kursstunden. „Ein wesentlicher Teil ist dabei die Auseinandersetzung mit sich selbst“, erklärte Beyer. Durch die Reflexion über den eigenen Umgang mit Problemen sollen die Ehrenamtlichen lernen, wie sie im Gespräch bei den Hilfesuchenden bleiben können, ohne ihre eigenen Sichtweisen voranzustellen.

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