Volkswagen: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des Autobauers. Am Ende steht zumindest ein Kompromiss.

Die Krise der Autobranche hinterlässt Spuren bei Europas größtem Autobauer: Volkswagen will künftig mit gut 35.000 Beschäftigten weniger auskommen und über 700.000 Autos im Jahr weniger produzieren. Das ist Teil eines zäh ausgehandelten Kompromisses im harten Tarifstreit von Volkswagen mit der IG Metall, der am Freitagabend nach tagelangen Verhandlungen endete. Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. 

Bundeskanzler Olaf Scholz nannte die Tarifeinigung eine „gute, sozial verträgliche Lösung“. Die Zeiten für die Beschäftigten seien nicht leicht, doch der Kompromiss stelle bei allen Härten sicher, dass der Konzern und seine Mitarbeiter in eine sichere Zukunft gingen.

Keine gemeinsame Pressekonferenz

Dass es sich bei dieser Einigung mehr um einen hart errungen Kompromiss handelt, zeigten die separaten Statements im Anschluss. Die Lösung bringe immerhin Klarheit für die Beschäftigten, für die Familien und für ganze Regionen, sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger in Hannover. Zeitgleich sprach der VW-Markenchef Thomas Schäfer in Berlin von harten Entscheidungen, aber auch wichtige Weichenstellungen für die Zukunft. 

Worum es in der Einigung geht:

Der geplante Stellenabbau

Volkswagen will bis 2030 mehr als 35.000 Stellen sozialverträglich abbauen. Demnach sollen etwa 4.000 Jobs in der technischen Entwicklung in Wolfsburg wegfallen. Zudem werde die Zahl der jährlich angebotenen Ausbildungsplätze ab 2026 bedarfsgerecht von 1.400 auf 600 reduziert. VW spare durch die Arbeitskostenentlastung 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Gleichzeitig versprach der Autobauer eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2030. 

Diese gehörte zu den Kernforderungen der IG Metall – die bisherige Beschäftigungsgarantie, die betriebsbedingte Kündigungen seit mehr als 30 Jahren ausschloss, hatte VW im September aufgekündigt. Sollte nun nach Auslauf der Garantie in sechs Jahren keine Anschlussregelung vereinbart werden, müsse VW eine Milliarde Euro an die Beschäftigten ausschütten, hieß es von der Gewerkschaft.

Die Zukunft der Werke

Ganze Werkschließungen hat die IG Metall auch verhindert. Für einige Standorte – darunter das Stammwerk in Wolfsburg – stehen aber gravierende Veränderungen an. Neben dem Abbau von rund 4.000 Stellen, steht das Aus für den Verbrenner-Golf fest. Die Produktion der Modelle Golf und Golf Variant werde ab 2027 nach Puebla in Mexiko verlagert, teilte der Konzern mit. 

Künftig sollen am Unternehmensstammsitz die Elektro-Modelle ID.3 und der Cupra Born gefertigt werden. Die Zukunft des Standorts will VW mit dem elektrischen Golf und einem weiteren Modell auf der künftigen Elektroauto-Architektur sichern. Auch für die bereits auf E-Autos umgestellten Werke in Emden und Zwickau scheint mit Modellen der ID-Reihe beziehungsweise E-Autos von Audi klarer.

Anders sieht das für die zuletzt als gefährdet eingestuften Standorte in Osnabrück und Dresden aus. In Osnabrück soll die Produktion des T-Roc-Cabrio bis Spätsommer 2027 verlängert werden. Darüber hinaus ist die Perspektive für die zuletzt 2.300 Mitarbeiter schwieriger zu greifen. Die Gewerkschaft formuliert das Ziel, eine wirtschaftliche Zukunftsperspektive für den Standort zu entwickeln. Vom Konzern heißt es, dass Optionen für eine andere Verwendung des Standorts geprüft würden. 

In Dresden endet laut VW Ende 2025 die Fahrzeugfertigung in der Gläsernen Manufaktur. Das Unternehmen erarbeite Alternativoptionen, hieß es. Dazu gehöre auch die Möglichkeit einer Beteiligung an einem Konzept Dritter. Die IG Metall betont, dass Volkswagen auch in Zukunft mit eigenen Aktivitäten am Standort präsent sein werde.

Entwicklung der Gehälter

Bei der Entgeltfrage kommt es zu einer Nullrunde für die rund 130.000 VW-Beschäftigten. Analog zum Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie fließe ein Gehaltsplus von fünf Prozent in zwei Stufen in einen Fonds und nicht auf die Konten der Angestellten. Über diesen Fonds sollen sich beispielsweise flexible Arbeitszeitsenkungen für einen Teil der Mitarbeiter finanzieren lassen. Im November hatten Gewerkschaft und Betriebsrat dieses Konzept vorgelegt – der Autobauer habe es öffentlich abgelehnt, teilte die IG Metall mit.

Beide Seiten hätten sich außerdem auf eine Überarbeitung des inzwischen jahrzehntealten Entgeltsystems verständigt. Mit der Analyse wolle man im kommenden Jahr beginnen, mit der Umsetzung erst 2027. Ab dann könnten künftige Tarifrunden auch bei VW für neue Entgeltsteigerungen noch vor 2030 sorgen.

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