ARD-Krimi aus Wien: Moritz Eisner hinter Gittern: Darum stehen im „Tatort“ so viele Kommissare unter Mordverdacht

Normalerweise jagen im „Tatort“ Kommissare die Mörder. Am Sonntag war es umgekehrt: Da stand der Wiener Ermittler Moritz Eisner plötzlich unter Mordverdacht. Nicht das erste Mal in der Krimireihe.

Nicht nur Bibi Fellner hielt es für unmöglich: Ausgerechnet der sonst so anständige Moritz Eisner soll einen Mord verübt haben? Das konnte die Ermittlerin nicht glauben. Mit ihr dürften die meisten Zuschauer fest an die Unschuld Eisners geglaubt haben. Am Ende war dann ja auch klar: Der Polizist fiel einem perfiden Komplott zum Opfer, der eigentlich gegen Fellner gerichtet war.

Fans der Krimireihe dürften über die Tatsache, dass einer der Guten plötzlich unter Verdacht stand, nicht sonderlich erschreckt gewesen sein. Denn so etwas kommt beim „Tatort“ häufiger vor. Allein um den Jahreswechsel 2021/2022 gab es eine extreme Häufung dieser Thematik. Die Zuschauer mögen sich ein wenig gefühlt haben wie bei „Und täglich grüßt das Murmeltier“: Sie schalteten sonntags um 20.15 Uhr den ARD-Krimi ein, und kurze Zeit später steht der Kommissar oder die Kommissarin unter Mordverdacht. Nur um spätestens um 21.45 Uhr wieder rehabilitiert worden zu sein. Denn die Show muss ja weitergehen.PAID Warum ich seit 50 Jahren „Tatort“ gucke – und es auch weiter tun werde_15.30

So wurde am 23. Januar 2022 der Saarbrücker Kommissar Adam Schürk (Daniel Sträßer) Opfer einer perfekt eingefädelten Intrige, mit der ihn sein eigener Vater hinter Gitter bringen wollte. Nur eine Woche zuvor war es Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) aus Münster, den man mit einer ganz ähnlichen Methode dazu bringen wollte, eine Straftat zu begehen: In beiden Fällen war es eine giftige Substanz, die den Ermittlern verabreicht wurde. 

War es in dem westfälischen Krimi eine teuflische Droge namens „Devil’s Breath“, die den Kommissar gefügig machte, so wurde im Saarland das Gift eines Frosches verwendet, um einen Polizeibeamten in einen willigen Mörder zu verwandeln. In beiden Fällen weisen die Machart der Intrige doch große Ähnlichkeit auf.

Gleiches Muster wie beim Weihnachts-„Tatort“

Dabei war es da noch gar nicht lange her, dass eine weitere Kommissarin mit ganz ähnlichen Mitteln zur Strecke gebracht werden sollte: Die von Maria Furtwängler gespielte Charlotte Lindholm wurde mit dem Versprechen auf einen One-Night-Stand ins Hotel Atlantic in Hamburg gelockt. Ihr vermeintlicher Liebhaber lag aber bereits tot im Bett, als die Polizistin das Zimmer betrat, die sich daraufhin an nichts erinnern konnte. Denn auch sie wurde mit einer Substanz benebelt.

Dass ein Kommissar unter Mordverdacht steht, kommt im „Tatort“ tatsächlich nicht selten vor. Auch der von Christian Ulmen gespielte Kommissar Lessing aus Weimar und der Münsteraner Professor Boerne standen bereits im Kreuzfeuer der Justiz. Das Thema ist für Autoren verführerisch: Wird gegen eine seit Jahren vertraute Figur ermittelt, erhöht das die Identifikation. Als Zuschauer fiebert man deutlich mehr mit, als wenn einfach nur die Frage beantwortet werden muss: Wer war der Mörder – und erwischt der Kommissar diesen?Das Beste aus 1000 Folgen „Tatort“ 15.40

So ist es durchaus verständlich, warum diese Variante im TV-Krimi deutlich häufiger vorkommt, als dies im echten Leben der Fall sein dürfte. Dass regelmäßig Kommissare der Mordkommission unter Tatverdacht stehen, ist nämlich nicht bekannt. Was aber auch daran liegen könnte, dass die wenigsten echten Täter zu einem so perfiden Komplott in der Lage sind wie der, dem Moritz Eisner beinahe zum Opfer gefallen wäre.

Dass die Realität letztlich dann doch nicht ganz so düster ist wie sie im TV-Krimi dargestellt wird – das hat dann doch schon wieder etwas sehr Tröstliches.

Verwandte Beiträge