Der älteste US-Präsident aller Zeiten ist für kleine Patzer bei Auftritten berüchtigt. Auch die Erinnerung an deutsche Kanzler bereitet ihm Probleme. Ausgerechnet dann, wenn der Aktuelle kommt.
Ausgerechnet kurz vor dem Washington-Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz hat US-Präsident Joe Biden mit einem peinlichen Versprecher mit Bezug zu Deutschland für Aufsehen gesorgt. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in New York am Mittwoch (Ortszeit) gab der 81-Jährige eine oft vorgetragene Anekdote vom G7-Gipfel im Jahr 2021 zum Besten und verwechselte dabei die frühere Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem verstorbenen Ex-Regierungschef Helmut Kohl (CDU).
Ausländische Journalisten verleitete der Fauxpas zu der spöttischen Frage, ob Biden eigentlich wisse, mit welchem deutschen Regierungschef er es aktuell zu tun habe. Biden empfängt Scholz an diesem Freitag zu einem bilateralen Gespräch im Weißen Haus.
Bei dem Wahlkampfauftritt in New York erzählte Biden nach Angaben von mitreisenden Reportern einmal mehr die Geschichte von seinem ersten Gipfel der sieben großen Wirtschaftsmächte G7 nach dem Amtsantritt 2021. In der Runde habe er damals verkündet, dass Amerika zurück sei, sagte Biden. Der französische Präsident habe ihn angeschaut und entgegnet: „Für wie lange?“ Als Nächstes habe sich Helmut Kohl aus Deutschland ihm zugewandt und gefragt, was er denken würde, wenn er plötzlich in der Zeitung läse, dass das britische Parlament gestürmt worden sei.
Der Gipfel fand damals im Juni 2021 in Großbritannien statt, wenige Monate nach dem gewaltsamen Sturm auf das US-Kapitol. Für Deutschland saß Merkel mit am Tisch. Kohl war da schon vier Jahre tot – er starb 2017.
Nicht der erste Versprecher dieser Art
Biden ist der älteste US-Präsident aller Zeiten. Ihm passieren in aller Regelmäßigkeit Versprecher, kleine Aussetzer und Fehltritte. Erst vor wenigen Tagen verwechselte er den französischen Präsidenten Emmanuel Macron mit einem von dessen Vorgängern, François Mitterrand. Immerhin zwei Namen, die mit M beginnen.
Die Episode vom G7-Gipfel 2021 hat Biden schon viele Male in Reden untergebracht – und auch schon mehrere Male durcheinandergebracht. Üblicherweise ordnet er den Kommentar zum imaginären Sturm auf das britische Parlament dabei dem damaligen britischen Premier, Boris Johnson, zu. Ein Mal aber sagte Biden zu Jahresbeginn auch: „Ich glaube, es war der italienische Ministerpräsident, der das gesagt hat.“ Ein anderes Mal, im August 2022, gab Biden zum Besten, der frühere deutsche Kanzler Helmut Schmidt habe bei dem G7-Gipfel mit am Tisch gesessen (Schmidt starb 2015). Schnell korrigierte sich der US-Präsident da zwar und schob nach: „Ich meine Scholz“, merkte aber dann auch diesen Fehler und sagte schließlich: „Was rede ich da eigentlich?“ Scholz ist erst seit Ende 2021 Kanzler.
Biden will bei der US-Präsidentenwahl im November für eine zweite Amtszeit antreten, und sein hohes Alter ist Dauer-Thema im Wahlkampf. Regelmäßige Patzer bieten viel politische Angriffsfläche für seine Gegner, die anzweifeln, ob Biden fit genug ist für das mächtige Amt.