150. Geburtstag: Mehr als Zigarre und Whiskey: Sieben Fakten über Churchill

Ein Leben voller Kontraste: Winston Churchill führte Großbritannien durch die dunkelsten Stunden des Krieges. Doch auch abseits der Politik sorgte er für Schlagzeilen – damals wie heute.

Wenn wir an Winston Churchill denken, haben wir oft das Bild eines grimmigen Mannes mit Zigarre in der einen und einem Glas Whisky in der anderen Hand im Kopf. Die Welt erinnert sich an den früheren britischen Premierminister (1874-1965) vor allem als resoluten Kriegsführer und wortgewaltigen Redner.

Heute wäre Churchill 150 Jahre alt geworden. Er führte Großbritannien durch die dunkelsten Stunden des Zweiten Weltkriegs und hätte leicht mehrere Leben führen können – als Staatsmann, Literat, Kriegsheld und sogar als Maler. Sieben Fakten zu einem der schillerndsten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts:

Sieger im Krieg, Verlierer im Frieden

Trotz seines Sieges im Zweiten Weltkrieg steckt Churchill nach Kriegsende eine bittere Niederlage ein. Bei der britischen Parlamentswahl im Juli 1945 unterliegt seine Konservative Partei völlig überraschend der Labour Party unter Clement Attlee. Viele Historiker führen dies auf Churchills wahrgenommene Unfähigkeit zurück, sich von der Rolle des Kriegsführers zu lösen, sowie auf die Sehnsucht der Bevölkerung nach sozialen Reformen. Die Wahl markierte einen Wendepunkt, zeigte aber ebenso, dass Churchill nicht unfehlbar war.

Luxus an den Füßen: Churchills Hausschuhe

Churchill fällt nicht nur durch seine politische Stärke und Rhetorik auf, sondern auch durch seine privaten Vorlieben – etwa seine Hausschuhe. Bei einer Auktion in England 2021 kommen seine luxuriösen Samtslipper aus den 1950er Jahren unter den Hammer. Die goldfarben mit „WSC“ bestickten Schuhe erzielen rund 37.000 Euro (rund 32.000 Pfund) – mehr als doppelt so viel, wie erwartet. Ebenfalls versteigert: ein Brandy-Glas des Politikers für 17.500 Euro (etwa 15.000 Pfund).

Was Churchill einst nicht sagte: Mythos um Zitat

Churchill prägt zahlreiche prägnante Zitate wie „We shall never surrender“, „Blood, Toil, Tears and Sweat“ und „Never give in“, die den britischen Widerstand im Zweiten Weltkrieg symbolisieren. Das vor allem im deutschsprachigen Raum bekannte Zitat „No sports“ wird ihm aber oft zu Unrecht zugeschrieben.

Bei verlässlichen Quellen wie dem „Oxford Dictionary of Quotations“ findet sich dazu nichts. Auch auf englischen Webseiten ist das angebliche Zitat des einstigen Staatsmannes kaum zu sehen. In Deutschland genießt der Spruch Kultstatus, vor allem als vermeintliche Rechtfertigung für Bewegungsmuffel. Tatsächlich stammt er wohl von einem deutschen Journalisten aus den 1960er Jahren und hat keinen historischen Beleg.

Mit Pinsel und Palette: Churchill als Maler

Der frühere britische Premierminister war nicht nur ein polarisierender Staatsmann, sondern auch ein leidenschaftlicher Maler: Churchill schuf in seinem Leben mehr als 500 Gemälde, überwiegend von Landschaften und Stillleben, oft inspiriert von seinen Reisen nach Südfrankreich, Nordafrika und Italien. Einige wurden sogar in renommierten Galerien ausgestellt. 

Eines seiner Landschaftsgemälde im Besitz von Hollywood-Schauspielerin Angelina Jolie wurde 2021 bei einer Auktion für umgerechnet etwa 9,6 Millionen Euro (8,3 Millionen Pfund) verkauft. „Tower of the Koutoubia Mosque“ wechselte für rund 8,3 Millionen Pfund (etwa 9,6 Millionen Euro) den Besitzer.

Vom Kriegshelden zum Literaten: Churchills Nobelpreis

Churchill wird oft mit seiner Rolle als Anführer Großbritanniens im Zweiten Weltkrieg in Verbindung gebracht, doch seine literarische Seite ist ebenso bemerkenswert. 1953 wurde ihm der Nobelpreis verliehen – nicht für seine politischen Leistungen, sondern für sein schriftstellerisches Werk. Insbesondere sein sechsbändiges Werk „Der Zweite Weltkrieg“ (1954) und seine „brillante Redekunst bei der Verteidigung erhabener menschlicher Werte“ überzeugten damals die Jury.

Ein Churchill in der Politik: Enkel Nicholas Soames

Winston Churchills Einfluss erstreckt sich bis in die Gegenwart – auch durch seine Nachkommen. Sein Enkel Nicholas Soames startet 1983 in die Politik und zieht ins britische Unterhaus ein. Über 36 Jahre hinweg bekleidet er prominente Positionen, unter anderem im Verteidigungsministerium sowie im Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung. Doch 2019 kommt es zum Eklat: Soames widersetzt sich dem Brexit-Kurs von Boris Johnson, der sich oft als größter Fan Churchills gibt. Die Konsequenz: der vorübergehende Ausschluss aus der konservativen Fraktion.

Edler Thron: Das goldene Klo aus dem Blenheim-Palast

Der Blenheim-Palast bei Oxford, der Geburtsort Churchills, wird 2019 zum Schauplatz eines spektakulären Diebstahls: Ein 18-karätiges, voll funktionsfähiges goldenes Klo mit dem Titel „America“ verschwindet spurlos. Wert des Edeltöpfchens: rund 5,5 Millionen Euro. Das Kunstwerk des Italieners Maurizio Cattelan ist Teil der Ausstellung „Victory is Not an Option“ und soll mit seiner extravaganten Präsenz auf die Exzesse von Luxus und Reichtum hinweisen.

Die Toilette zu bewachen, sei nicht notwendig gewesen, betonte Hausherr Edward Spencer-Churchill einst in der „Sunday Times“. Das Teil – für Besucher frei zugänglich – sei ohnehin schwer zu stehlen. Zwei Tage nach Ausstellungsbeginn reißen Diebe das rund 90 Kilogramm (200 Pfund) schwere Kunststück aber doch aus seiner Verankerung und hinterlassen erhebliche Wasserschäden. Trotz umfangreicher Ermittlungen und Verhaftungen bleibt der Pracht-Pott aus Gold bis heute verschollen.

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