Sardinien: Trump macht Sie irre? Ein italienisches Dorf bietet Asyl

Sie sind Demokrat? Trumps Wiederwahl quält Ihr Herz und Ihre Seele? Wandern Sie nach Sardinien aus – in das Dorf Ollolai. Häuser gibt es ab einem Euro. Wo ist der Haken? 

Es war einmal ein kleines Dorf, das hieß Ollolai und hatte 2250 Einwohner. Es lag mitten auf Sardinien, weit weg von so ziemlich allem. Als die wirtschaftlichen Zeiten immer schwieriger wurden, zogen immer mehr Menschen fort. Und Kinder kamen hier kaum noch zur Welt. Inzwischen hat das Dorf fast die Hälfte seiner Einwohner verloren. Häuser stehen leer oder verfallen. Ollolai stirbt. Das Märchen ist kurz und hat kein Happy End.

Oder vielleicht doch? Franco Columbu wurde in Ollolai geboren und ist jetzt Bürgermeister des Dorfes. Der ehemalige Bodybuilder weiß, wie man sich vermarktet. Er beschreitet jetzt einen neuen Weg, um für seinen geliebten Ort zu werben: Das Dorf hat eine Webseite ins Netz gestellt, die politisch frustrierte Menschen dazu bewegen soll, in italienischer Abgeschiedenheit  und Ruhe ein neues Leben zu beginnen – fernab von all der Aufregung um Donald Trump oder den schlimmen Nachrichten aus der Ukraine.

Ollolais Bürgermeister Franco Columbu

„Fühlen Sie sich erschöpft von der Weltpolitik? Suchen Sie ein Leben im Gleichgewicht und neue Möglichkeiten? Es ist an der Zeit, an der Flucht nach Europa zu arbeiten. Kommen Sie in das atemberaubende Paradies Sardiniens“ – so wirbt das Dorf sinngemäß auf seiner Webseite.

Ob das Italiens rechter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gefällt? Vermutlich nur, so lange sich Amerikaner oder Europäer auf das Angebot aus Sardinien melden. Denn ansonsten ist das Thema Migration und Asyl auch in Italien ein eher rotes Tuch. 

Vor allem Amerikaner, die Trump satthaben, sollen ins Dorf investieren

Wohnraum gibt es in Ollolai jedenfalls genug. Renovierungsbedürftige Häuser werden schon für einen Spottpreis abgegeben. Die Zielgruppe ist klar: Vor allem sollen frustrierte Amerikanerinnen und Amerikaner in Ollolai investieren – Menschen, für die mit der Wiederwahl von Donald Trump eine Welt zusammengebrochen ist. „Natürlich werden wir Anfragen von Menschen aus anderen Ländern nicht ablehnen, aber wir konzentrieren uns tatsächlich auf Menschen aus den Vereinigten Staaten“, erklärt Bürgermeister Columbu dem Nachrichtenportal von CNN. „Sie werden bevorzugt behandelt. Amerikaner sind quasi unser Joker.“

Vespa, Katze und eine ältere Frau, die vor ihrem Haus sitzt: So stellt man sich das typische italienische Dorf vor (Symbolfoto)
© Peter Adams

Für Interessenten hat das Dorf drei Angebote entwickelt: „Digitale Nomaden“ dürfen einige Zeit lang kostenlos im Dorf wohnen – wobei nicht ganz klar ist, wie gut denn dort das Internet funktioniert. Wer sich spontan in Ollolai verliebt und handwerklich begabt ist, darf für einen Euro ein heruntergekommenes Haus kaufen. Bezugsfertige Häuser können auch mal 100 000 Euro kosten. Auf Wunsch steht Interessenten ein Team zur Seite, das sich um Besichtigungen, Papierkram und Kontakte zu örtlichen Handwerkern kümmert. 

Eine ähnliche Aktion vor sechs Jahren hatte wenig Erfolg

Offenbar stößt das Angebot bereits auf große Resonanz: Mehr als 38.000 Anfragen, meist aus den USA, hat das Dorf bereits erhalten. Es ist allerdings gut möglich, dass die ganze Aktion letztlich ähnlich verläuft wie schon vor sechs Jahren: Schon damals hatte sich das Dorf laut CNN öffentlich um Zuzügler bemüht. Mageres Ergebnis seitdem: zehn verkaufte Häuser. Mehr als 100 leerstehende Gebäude in verschiedenen Größen sind noch zu haben. Insofern wirkt das Angebot an frustrierte US-Demokraten vor allem wie ein neuer Versuch, Aufmerksamkeit für das Dorf und das Thema Landflucht zu schaffen. 

Donald Trump und sein Horrorkabinett jedenfalls sind in Ollolai weit, weit weg. Außer Sonne und Ruhe und einem weiten, schönen Blick über das Land kann das Dorf nicht mit weiteren Attraktionen dienen. Halt, da gibt es doch noch etwas: angeblich wirklich guten Käse aus Schafs- oder Ziegenmilch.

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