Berlin-Neukölln: Der Tod lauerte in einer Tasche: Wie gefährlich ist der Sprengstoff TATP?

Bei einer Personenkontrolle an einem Berliner S-Bahnhof stellt die Polizei in einer Tasche den Sprengstoff TATP sicher. Was ist das für ein Gemisch?

Was Bundespolizisten am Mittwochnachmittag am S-Bahnhof in Berlin-Neukölln in die Hände fiel, bereitet den Sicherheitsbehörden der Hauptstadt große Sorgen. Bei einer Personenkontrolle stellten sie einen Stoffbeutel in die Hände, in dem sich nach übereinstimmenden Medienberichten ein halbes Kilogramm des hochexplosiven Sprengstoffs Triacetontriperoxid (TATP oder Apex) befand. Offiziell bestätigt ist die Information nicht, sie gilt aber als gesichert.

Ein Foto zeigt den Inhalt der Tasche: Dort ist eine Plastikflasche zu sehen, die mit einem rot-weißen Draht und Panzerband umwickelt ist. Zudem sind weiße Drähte zu sehen. Polizisten nennen den Sprengstoff „Mutter des Satans“, wie die „Bild“ schreibt.

TATP ist beliebt unter Kriminellen und Terroristen

Der Sprengstoff erfreut sich unter Kriminellen und Terroristen großer Beliebtheit, weil er relativ leicht in Heimarbeit herzustellen ist. So setzen Bankautomatensprenger gern TATP ein. Unter islamistischen Attentätern gehört der Stoff fast zur Standardausrüstung. Im Jahr 2006 wollten Terroristen die Zutaten für TATP in mehrere Flugzeuge in London schmuggeln und das explosive Gemisch offenbar an Bord zusammenmixen. Die britischen Sicherheitskräfte vereitelten die Pläne. Seitdem gelten extrem verschärfte Sicherheitsbestimmungen auf Flugreisen. Flüssigkeiten dürfen nur in geringer Menge mit an Bord genommen werden.STERN PAID 36_24 Titel Solingen

Die islamistischen Attentäter in Paris im November 2015 trugen TATP sogar in ihren Westen, auch bei den Terroranschlägen in Brüssel einige Monate später tauchte der Sprengstoff auf. In Deutschland wurde er ebenfalls schon mehrmals sichergestellt. Die sogenannte Sauerland-Gruppe wollte TATP 2007 in großem Stil herstellen. Der Vorteil ist: Eine Sprengladung benötigt nicht zwingend einen Zünder, weil das hochempfindliche Gemisch schon durch Reibung, Schläge oder Wärme zur Explosion gebracht werden kann. Dadurch ist sie aber auch schwer zu kontrollieren, weil es sehr instabil ist.

Im Park zur Sprengung gebracht

Ob TATP im aktuellen Fall für einen Anschlag benutzt werden sollte, ist offen. Der mutmaßliche Täter floh bei der Kontrolle am S-Bahnhof über die Gleise. Bislang existiert nur ein Kamerabild des Mannes vom Bahnhof, außerdem stellte die Polizei laut DPA-Informationen einen Ausweis sicher, den der Flüchtende verloren hat. Er soll auf einen anderen Mann ausgestellt worden sein.Reichsbürger Jettingen 14-50

Den Sprengstoff entsorgte die Berliner Polizei in der nahe gelegenen Parkanlage Thomashöhe, und zwar ganz pragmatisch. Die Feuerwehr hob ein Erdloch aus, in der die Ladung in die Luft gesprengt wurde. Die Detonation solle nach Informationen der B.Z. „mehrere hundert Meter weit zu hören“ gewesen sein. Ein Beamter wird mit dem Satz zitiert: „Wäre dieser Sprengsatz im Nahbereich einer Menschengruppe hochgegangen, dann hätte es dramatische Folgen gehabt.“

Quellen: DPA, „Bild„, „rbb24„, „Welt„, „B.Z.“

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