Seit drei Jahren arbeitet eine Unabhängige Kommission Fälle sexualisierter Gewalt im Bistum Erfurt auf. Jetzt wurden erste Zwischenergebnisse vorgestellt.
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch Minderjähriger im Bistum Erfurt geht derzeit von weit mehr als 60 Opfern aus. Dabei würde es sich überwiegend um männliche Betroffene handeln, sagte die Vorsitzende der Kommission, Ulrike Brune. Sie rechnet jedoch mit einem Dunkelfeld: „Wir müssen leider annehmen, dass die uns vorliegenden Akten nur einen Bruchteil der tatsächlichen Vorkommnisse widerspiegeln.“
Dem Gremium liegen laut Brune Hauptakten zu 50 namentlich benannten Beschuldigten vor – 20 davon seien Kleriker, von denen laut Bistum noch sieben leben. Bei den Taten, die den Beschuldigten vorgeworfen werden, gehe es um die ganze Palette sexualisierter Gewalt. Diese reichten von Grenzverletzungen zum Beispiel durch bedrängende Fragen oder Berührungen bis hin zur sexuellen Belästigung und schwersten Sexualstraftaten, sagte Brune.
Derzeit werde von 25 sexuellen Übergriffen sowie in sieben Fällen von Vergewaltigungen ausgegangen. Staatsanwaltliche Ermittlungen seien meistens eingestellt worden, weil die Fälle verjährt gewesen seien, hieß es.
Die Kommission untersucht seit drei Jahren Fälle von sexuellem Missbrauch im Bistum Erfurt von 1945 bis zum Oktober 2021, dem Zeitpunkt ihrer Konstituierung. Bischof Ulrich Neymeyr verwies darauf, dass der Kommission für ihre Arbeit alle relevanten Akten uneingeschränkt zur Verfügung gestellt wurden. Die Kommission arbeitet noch bis 2026 weiter an der Aufklärung der Fälle. Seit der Einsetzung der Kommission seien weitere Beschuldigungen vorgebracht worden, die bis heute fünf Kleriker als Täter betreffen würden, sagte der Bischof.