In rund zwei Wochen beginnt die Karnevalszeit. Köln rechnet zum Auftakt zwar mit weniger Partytouristen als im vergangenen Jahr – aber die Polizei setzt mehr Personal ein. Das sind die Gründe.
Rund zweieinhalb Monate nach dem Messeranschlag von Solingen setzt die Kölner Polizei beim bevorstehenden Karnevalsauftakt am 11.11. mehr Personal ein, um Partygänger zu schützen. Man werde eine „starke Präsenz“ uniformierter Beamter wahrnehmen, kündigte Einsatzleiter Frank Wißbaum am Dienstag an. Über den Tag verteilt sollen sich demnach 1.400 Polizistinnen und Polizisten allein um die Bewältigung des Karnevalseinsatzes kümmern. Das seien gut 200 mehr als im Vorjahr, sagte Wißbaum – obwohl man weniger Menschen erwarte. Grund sei unter anderem, dass man Messerangriffe und „Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum“ verhindern wolle.
Polizeipräsident Johannes Hermanns appellierte im Zuge dessen an Karnevalsfans, auf keinen Fall Messerattrappen oder gar echte Messer mit zu den Feierlichkeiten zu bringen. „Ich habe für den 11.11. – und werde das auch für die Karnevalstage tun – die strategische Fahndung angeordnet, die es den Einsatzkräften ermöglicht, unter anderem in Jackentaschen und Rucksäcken nachzuschauen“, erklärte er. Zudem wolle man – wie bereits bekannt – die Waffenverbotszonen in der Kölner Innenstadt temporär ausweiten.
„Es wird gegebenenfalls ein teurer oder kurzer Abend“
„Für alle, die mit Messer angetroffen werden, kann ich sagen: Es wird gegebenenfalls ein teurer oder kurzer Abend“, warnte Hermanns.
In Solingen hatte Ende August ein Mann auf einem belebten Stadtfest drei Menschen mit einem Messer getötet und weitere verletzt. Der Tatverdächtige, ein Syrer, soll islamistisch motiviert gewesen sein.
In Köln werden am 11. November Zehntausende Menschen erwartet, um den Beginn der Karnevalszeit zu feiern. In den vergangenen Jahren ist der Tag zu einem Massen-Event geworden. Vor allem 2023 kamen viele Partytouristen, da der Tag günstig auf einen Samstag fiel. In diesem Jahr handelt es sich um einen Montag, weshalb die Prognosen etwas unter dem Niveau von 2023 liegen. Dennoch rüsten sich Stadt und Polizei für einen Großeinsatz, an dem auch mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes sowie mehr als 1.000 Kräfte von privaten Sicherheitsunternehmen beteiligt sein werden.
Alkoholexzesse bei Kindern und Jugendlichen
Ein Fokus liegt 2024 auch darauf, Saufgelage bei Kindern und Jugendlichen zu verhindern. Die Stadt kündigte an, dass Jugendliche und junge Erwachsene mit Kontrollen des Ordnungsamtes rechnen müssten. Eine Maßnahme sei zudem die „konsequente Durchsetzung der Schulpflicht“, erklärte der Kölner Beigeordnete für Bildung, Jugend und Sport, Robert Voigtsberger. Er unterstrich: Der Montag sei ein ganz normaler Schultag.
Man kenne die Bilder von sich exzessiv betrinkenden Kindern und Jugendlichen, sagte Polizeipräsident Johannes Hermanns. Einige seien in der Vergangenheit erst am frühen Nachmittag in einer Hilfseinrichtung wieder zu Bewusstsein gekommen – „im besten Fall“. Andere würden zum Beispiel im Rausch Opfer von Straftaten oder selbst auffällig.
Hotspot-Viertel wird wieder abgesperrt
Die Gründe für die Exzesse seien vielfältig. „Weil es geht, oft weit weg von zu Hause, außerhalb jeder Sozialkontrolle. Weil die Kinder die Schulen häufig zu früh verlassen können. Weil es manche Eltern gibt, die keinen Einhalt gebieten. Weil Schnaps an sie verkauft wird. Und weil das ganz häufig nicht beachtet wird“, zählte Hermmans auf. Aber Polizei und Stadt wollten das ändern.
Als Mega-Hotspot gilt am 11.11. das Kölner Studentenviertel rund um die Zülpicher Straße. Auch in diesem Jahr wird es abgesperrt und der Zugang reguliert. Ebenfalls wie im vergangenen Jahr soll eine Synagoge, die in der Nähe liegt, besonderen Schutz bekommen.
Auch in Düsseldorf bereitet man sich auf den Beginn der Karnevalszeit vor – wobei in der NRW-Landeshauptstadt am 11.11. nicht ganz so viel Andrang droht wie in Köln. Man stocke die Kräfte dennoch auf, teilte die Polizei mit. Man sei vorbereitet, hieß es. Auch die Stadt teilte mit: „Das Ordnungsamt wird mit angemessenem Kräfteeinsatz Präsenz an den Veranstaltungsorten zeigen, auch Feuerwehr und Hilfsorganisationen sind vorbereitet.“