Chinesisches Neujahr: Radiomoderator stellt Bloggerin rassistische Frage

Sissi Chen ist Expertin für chinesisches Essen in Berlin. Ein Radiointerview zum Neujahrsfest hinterließ die Bloggerin verstört und emotional, wie sie auf Instagram erzählt.

Xi Chen, die sich gern Sissi nennen lässt, lebt und isst in Berlin – so sagt es auch der Name ihres Instagram-Accounts „Eating in Berlin“. Dort stellt sie die chinesische Küche vor und testet chinesische Restaurants in der Hauptstadt. Denn geboren ist die Food-Bloggerin in China, ihre Eltern wanderten nach Wien aus. Den kulinarischen Bezug zu ihrer Heimat pflegt sie intensiv.

Ihre Kenntnisse über die chinesische Kultur sollte Chen auch in einem Interview mit dem Berliner Radiosender Radio Eins, der zum öffentlich-rechtlichen RBB gehört, vermitteln. Doch was sie dabei erlebte, schockierte die Bloggerin (mehr als 110.000 Follower auf Instagram) zutiefst. In dem Live-Gespräch zum chinesischen Neujahrsfest wurde sie unter anderem danach gefragt, ob sie es vermisse, Hunde zu essen. Schluchzend erklärt Chen: „Ich bin einfach nur fassungslos und traurig.“

Hunde essen in China? Bloggerin ist entsetzt

In einem Mitschnitt, den Chen auf Instagram teilte, lässt sich nachhören, wie die Situation abgelaufen ist. „In China könnte man sagen, die Metaphern essen mit“, witzelt der Moderator zunächst, und fragt Chen dann, ob es zum Jahr der Schlange Schlangensuppe gebe. Chen verneint lachend. Dann fragt der Radiomoderator nach: „Überhaupt viele Dinge, von denen Sie sagen, Sie vermissen sie in Europa, weil sie in China traditionell eben doch gegessen werden … Ich will jetzt nicht von den vielbeschriebenen Hunden anfangen.“ Chen zögert hörbar irritiert, sagt dann: „Ich habe die Frage nicht verstanden.“ Der Moderator stellt die Frage noch einmal, diesmal ohne auf die Hunde Bezug zu nehmen.PAID STERN 2020_26 Wie rassistisch bin ich? 1125

„Ich habe das Gespräch höflich weitergeführt“, sagt sie später in ihrem Video. Dennoch hat sie die Erfahrung merklich verstört. „Wenn ich auf offener Straße Rassismus begegne, tut es schon sehr weh“, schreibt sie dazu. Sie habe aber nicht erwartet, dass sie „im öffentlichen Raum gefragt werde, ob ich es denn vermisse, Hunde zu essen“.

Radio Eins entschuldigt sich

Mittlerweile hat Radio Eins die Sendung aus dem Netz genommen. Außerdem habe der Senderchef bei ihr angerufen und erklärt, der Moderator habe sich „unglücklich ausgedrückt“. Das reicht Chen, die neben ihrem Instagram-Auftritt auch Kochbücher veröffentlicht, nicht: „Keine Anerkennung, dass es rassistisch war, kein Übernehmen von Verantwortung, keine Entschuldigung, keine Konsequenzen oder Maßnahmen, um Mitarbeiter für die Zukunft zu sensibilisieren.“ 

Radio Eins entschuldigte sich zudem unter dem Instagram-Beitrag von Xi Chen für die Frage seines Moderators: „Wir wollten gemeinsam mit Dir das Chinesische Neujahr feiern, das ist gründlich misslungen.“

Quelle: „Eating in Berlin“ auf Instagram

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