Vor fünf Jahren machten Einbrecher in Lübeck große Beute: Aus einem Juweliergeschäft stahlen sie Schmuck und Uhren im Wert von 700.000 Euro. Jetzt steht ein Verdächtiger vor Gericht.
Der Raub in einem Juweliergeschäft in der Lübecker Altstadt war spektakulär. In einer durchgeplanten Aktion sollen mehrere Täter im Mai 2020 aus einem Schaufenster des Juweliers Uhren und Schmuck im Wert von mehr als 700.000 Euro gestohlen haben. Erst jetzt, fast fünf Jahre nach der Tat, hat am Montag der Prozess gegen einen Verdächtigen begonnen. Dem heute 36 Jahre alten, in Georgien geborenen Mann wird schwerer Bandendiebstahl vorgeworfen.
Er war erst zwei Jahre nach der Tat festgenommen worden, von den übrigen Verdächtigen fehlt noch immer jede Spur. Zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft schweigt der Angeklagte.
Durch ein Loch in der Decke ins Schaufenster
Bei ihrem Coup in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai 2020 gingen die Verdächtigen nicht zimperlich vor. Sie drangen laut Anklage durch den Personaleingang in das Gebäude ein, schnitten im Keller unter dem Geschäft ein Loch in die Decke und stiegen durch die Öffnung direkt in eines der Schaufenster ein. Dort entwendeten sie 164 Uhren und 83 Schmuckstücke.
„Den Einkaufswert hat die Versicherung ersetzt, aber der entgangene Gewinn blieb natürlich bei uns hängen“, sagte der damalige Geschäftsführer des Juweliers, aus. Den bezifferte der heute 56 Jahre alte Zeuge auf 70.000 bis 100.000 Euro. Die Beute sei im belgischen Antwerpen verkauft worden, so die Anklage.
Geschäftsführer: „War schockiert von der Tat“
Die Tat habe ihn sehr schockiert, sagte der 56-Jährige vor Gericht. „Ich hatte erst im Januar 2020 die alleinige Geschäftsführung übernommen und dann gleich so etwas“, sagte der Zeuge. „Zum Glück sind bei der Tat keine Menschen zu Schaden gekommen, aber der Sachschaden war erheblich“, sagte er. Im Keller seien eine Trittleiter und einen Rammbock gefunden worden, sagte ein Polizeibeamter im Zeugenstand.
Ein weiterer Beamter berichtete von Aufnahmen einer Überwachungskamera, die zeigten, dass sich kurz vor der Tat ein Mann am Seiteneingang des Gebäudes zu schaffen gemacht habe. Der Geschäftsführer des Juweliers habe daraufhin ein zusätzliches Sicherheitsunternehmen mit der Überwachung des Gebäudes beauftragt. „Nach einer Woche haben wird die Maßnahmen aber wieder zurückgefahren, da ja nichts passiert war.“
Ein Irrtum, wie sich im Nachhinein herausstellte. Offenbar haben die mutmaßlichen Diebe den Schließzylinder in der Seitentür ausgetauscht, denn am Tag nach der Tat konnten die Angestellten die Tür mit ihren Schlüsseln nicht mehr öffnen. Um in das Gebäude, das außer dem Juwelier noch von einer Beratungsstelle und einem Steuerberater genutzt wird, zu gelangen, musste die Polizei einen Schlüsseldienst hinzuziehen. Der Prozess wird fortgesetzt.