Luftreinhalteplan: Umweltamt: Bessere Luft am Mittleren Ring

Seit Jahren streitet die Stadt München mit Umweltschützern über die Luftqualität. Besonders entlang der autobahnähnlichen Landshuter Allee wurden Schadstoffwerte zuverlässig überschritten – bis jetzt.

Die Luftqualität am Mittleren Ring in München ist besser geworden. Zum ersten Mal wurde der Grenzwert für Stickstoffdioxid an der Landshuter Allee laut einer vorläufigen Kurzanalyse unterschritten, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt mitteilte. Der Jahresmittelwert für 2024 lag an der dortigen Messstation bei 39 Mikrogramm pro Kubikmeter und damit knapp unter dem Grenzwert von 40.

„Es ist eine gute Nachricht, dass sich die Luftqualität in Bayern auch im vergangenen Jahr deutlich verbessert hat und erstmalig an allen Messstationen in Bayern die Grenzwerte eingehalten wurden“, sagte die Präsidentin des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Monika Kratzer.

Luft an der Landshuter Allee weiter mit Abstand am schlechtesten

Damit bleibt die Messstation am Mittleren Ring in München, an der im vergangenen Jahr noch 45 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresschnitt gemessen wurden, aber mit Abstand die mit dem bayernweit höchsten Wert. Auf Platz zwei landete die Messstation in der Angerstraße in Passau mit 27 Mikrogramm.

Die hohen Schadstoffwerte an der Landshuter Allee hatten zu einem jahrelangen Streit zwischen der Stadt München und Umweltschützern und mehreren Gerichtsprozessen geführt, bei denen die Stadt letztendlich unterlag. Nach der Einführung eines Fahrverbots für Diesel-Fahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 4 in der Münchner Innenstadt forderten sie, das Fahrverbot auf Euro-5-Diesel auszuweiten.

Was bedeutet der Wert für das Diesel-Fahrverbot?

Die Stadt hatte zuletzt versucht, eine solche Verschärfung des Fahrverbots durch eine Tempo-30-Zone auf dem betroffenen Streckenabschnitt zu umgehen, der auch für diejenigen wichtig ist, die von den Autobahnen 8 und 9 auf die A95 Richtung Garmisch-Partenkirchen fahren wollen. 

Ende 2024 hatte der Stadtrat dann och beschlossen, auf dem vielbefahrenen Abschnitt des Mittleren Rings das bereits geltende Fahrverbot für Euro-4-Fahrzeuge auf die bessere Schadstoffklasse 5 auszuweiten.

Die finale Entscheidung darüber stand aber noch aus und sollte erst im Frühjahr dieses Jahres fallen. Für den Fall, dass die Abgas-Grenzwerte auch ohne Verschärfung eingehalten werden können, hatte der Stadtrat eine Ausstiegsklausel in den Beschluss eingebaut – auf die man auf Anfrage nun auch im städtischen Umweltreferat erneut verwies. 

Komplett vom Tisch ist die Verschärfung des Fahrverbots mit den nun veröffentlichten Werten allerdings noch nicht, wie eine Sprecherin des Referates betonte: „Hierfür sind die Ergebnisse der Immissionsprognose für die Jahre 2025 und 2026 noch abzuwarten.“ Außerdem läuft noch bis zum 27. Januar eine vorgeschriebene Öffentlichkeitsbeteiligung. 

Ob der neue Luftreinhalteplan inklusive verschärftem Fahrverbot in Kraft tritt, solle voraussichtlich Ende März entschieden werden. Bis dahin soll auch eine Auswertung des Mobilitätsreferates vorliegen, was die Beschränkungen von Tempo 50 auf Tempo 30 gebracht haben. 

Umwelthilfe warnt vor Kurzsichtigkeit

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnte davor, auf weitere Maßnahmen zu verzichten, nur weil der Grenzwert zum ersten Mal nach 15 Jahren der Überschreitung knapp eingehalten wurde. „Das wäre sehr kurzsichtig“, sagte Robin Kulpa, stellvertretender DUH-Bereichsleiter für Verkehr und Luftreinhaltung, der Deutschen Presse-Agentur. Schließlich zeigten Zahlen der Europäischen Umweltagentur, dass schon heute rund 700 Menschen pro Jahr wegen der erhöhten Stickstoffdioxid-Belastung in München vorzeitig sterben.

Außerdem sei absehbar, dass die bisherigen Grenzwerte in Zukunft abgesenkt werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehle einen Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter. „Wir sind der Meinung, dass diese Fahrverbote trotzdem kommen sollten“, sagte Kulpa.

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