Frauenkörper gehören nach Donald Trumps Wahlsieg nun endgültig den Männern? Eine Flut an sexistischen Posts kursieren im Netz, darunter auch vom rechtsextremen Influencer Nick Fuentes.
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Als Nick Fuentes am Sonntag nach der US-Wahl seine Haustür öffnet, ist er vorbereitet. In wenigen Sekunden hüllt er die Frau auf seinem Treppenabsatz in Pfefferspray. „Verpiss dich!“, ruft er. Dann schubst er sie zu Boden und knallt die Tür zu. „Es ist vermutlich nicht das Klügste, was ich je getan habe“, sagt Marla Rose später in einem Interview mit dem US-Magazin „Vice“. „Aber ich kann einer Herausforderung nicht aus dem Weg gehen.“ Die 57-Jährige wollte Fuentes mit seinen politischen Ansichten konfrontieren.
Nicholas Fuentes ist Influencer, rechtsextrem und bekannt für frauenfeindliche und antisemitische Aussagen. Der 26-Jährige wurde auf vielen sozialen Plattformen gesperrt, weil er gegen das Verbot der Hassrede verstoßen hatte. Wiederholt lobte er Hitler, sprach sich für eine „Herrschaft der katholischen Taliban“ in Amerika und gegen das Abtreibungsrecht aus. Im Jahr 2022 wurde Fuentes zu einem Abendessen mit Trump in Mar-a-Lago eingeladen. In der Wahlnacht schrieb er auf X: „Your body, my choice. For ever“ – „dein Körper, meine Entscheidung. Für immer“.
Sex als Waffe
Der Satz ist eine Umkehrung des Slogans „My body, my choice“. Dieser steht seit den 1960er Jahren für die weibliche Selbstbestimmung und das Recht auf Abtreibung. Fuentes‘ Mantra eint zwei andere Botschaften: Es spricht Frauen die Entscheidung ab, über eine Schwangerschaft zu entscheiden und ist zugleich Gewaltandrohung. Offen wurden in den Tagen nach der Wahl Vergewaltigungsfantasien im Zusammenhang mit dem Zitat in den sozialen Medien verbreitet. Zu den von Frauen angekündigten Sexstreiks schrieb der Influencer Jon Miller: „Als ob ihr eine Wahl hättet.“
„Es gab einen deutlichen Anstieg frauenfeindlicher Posts auf X, Tiktok und Instagram“, sagt Jiore Craig. Sie arbeitet für das Institute for Strategic Dialogue (ISD), das die Verbreitung von Desinformationen und Extremismus im Netz untersucht. Fuentes‘ ursprünglicher Post ging viral, wurde tausendfach geteilt, mehr als 96 Millionen Mal geklickt. Die Verwendung des Slogans sei innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Wahl um mehr als 4000 Prozent gestiegen, so Craig. Dazu fluteten weitere sexistische Parolen das Internet, „Frauen zurück an den Herd!“ wurde auf TikTok zum Trend, ebenso wie der Aufruf, den 19. Verfassungszusatz zu widerrufen, der in den USA das Frauenwahlrecht garantiert.
Psychologe Theunert Männer 12:19
Derartige Parolen finden nicht nur in den sozialen Medien Nachahmer, sie schaffen auch Realität. „‚Your body, my choice‘ hat seinen Weg in die Klassenzimmer gefunden“, sagt Craig. Auf TikTok berichten Eltern von verbalen Übergriffen auf ihre Töchter. An der Texas State University feierten männliche Trump-Anhänger ihren Wahlsieg mit Plakaten, die Frauen zum männlichen Eigentum erklärten. Kurz nach Fuentes‘ Post wurden auf Amazon T-Shirts mit dem Aufdruck „Your body, my choice“ zum Verkauf angeboten.
Initiator: Trumps Politik
Die sexistischen Machtfantasien verschärfen Trumps Wahlkampfrhetorik noch einmal deutlich. Der designierte Präsident, selbst wegen Vergewaltigung verurteilt und in mehr als einem Dutzend Fällen der sexuellen Belästigung beschuldigt, inszenierte sich als Verfechter männlicher Dominanz. Er werde die Frauen vor Übergriffen illegaler Einwanderer beschützen, „ob es ihnen gefällt oder nicht“, hatte Trump bei einer Kundgebung im Oktober gesagt.
„Anders als noch vor vier Jahren war in Trumps diesjähriger Kampagne eine deutliche Strategie erkennbar“, sagt Craig. Für viele seiner Botschaften sei ein frauenfeindlicher und faschistischer Rahmen gewählt worden, der auf eine bestimmte Wählergruppe zielte: junge Männer. Das Vorgehen hatte offenbar Erfolg, gerade bei männlichen Wählern unter 30 legte Trump Umfragen zufolge im Vergleich zur letzten Wahl prozentual deutlich zu.
„4B“ und ein Besuch bei Fuentes
Die offene Frauenfeindlichkeit bekommt Gegenwind. Nach Trumps Wiederwahl schwappte das „4B-Movement“, eine radikal feministische Bewegung aus Südkorea, in die USA. Anhängerinnen geloben, auf Dates, Sex, Heirat und Kinderkriegen zu verzichten, solange sich Männer in die Angelegenheiten ihres Körpers einmischen.
Meinung Frauenhass nach Trump-Sieg 1205
Auch der Post von Fuentes trat eine Welle des Protests los. Es kursierten Gerüchte über seinen Wohnsitz, dann wurde seine private Adresse auf X veröffentlicht. Frauen kündigten daraufhin an, ihm gebrauchte Tampons oder Dildos zu schicken, Gewaltfantasien wurden laut. Wenig später stand Marla Rose vor seiner Tür.
„Tauchen Sie niemals unangekündigt vor einer fremden Tür auf, um Ärger zu machen“, sagte Fuentes der Tageszeitung „Chicago Sun-Times“. Auf X repostete er einen Kommentar des Männerrechtlers Tristan Tate, der gemeinsam mit seinem Bruder Andrew Tate wegen Vergewaltigung und Kindesmissbrauchs vor Gericht steht. Darin warnt Tate: Bei ungebetenem Besuch könnte man auch mal schießen.