Interview mit RTL und N-TV: Olaf Scholz auf Frage, ob er Kanzlerkandidat der SPD wird: „Ja, so ist es“

In der SPD tobt die Debatte um den richtigen Kanzlerkandidaten. Olaf Scholz hat sich jetzt in einem Interview dazu eindeutig geäußert.

Bundeskanzler Olaf Scholz geht trotz der parteiinternen Debatten davon aus, dass er die SPD als Kanzlerkandidat in die Bundestagswahl führen wird. Auf die Frage, ob er der Spitzenkandidat seiner Partei sein werde, sagte er im Interview von RTL und N-TV: „Ich finde, dass die Diskussionen, die da jetzt geführt werden, völlig okay sind. Aber wir wollen gemeinsam gewinnen. Ja, so ist es.“

Auf die Frage, was ihn so sicher mache, dass die SPD mit ihm als Kanzlerkandidaten den Abstand zur CDU in den Umfragen aufholen könne, antwortete Scholz: „Wir haben gemeinsame Erfahrung gemacht, dass das gelingt.“ Auch im vergangenen Bundeswahlkampf lag die SPD zwischenzeitlich weit hinter der CDU/CSU zurück, gewann die Wahl nach einer Aufholjagd aber knapp. Aktuellen Umfragen, in denen sich die Befragten für Boris Pistorius als SPD-Kanzlerkandidaten aussprechen, will Scholz nicht vertrauen. „Bei der Wahl entscheiden die Bürgerinnen und Bürger und nicht die Leute in den Hinterzimmern, die sich eigenwillige Strategien zurechtlegen – wie wir ja von der FDP gehört haben, was die da alles geplant haben.“Pistorius: Warum nicht er? 8:39

Viele Stimmen sprechen sich gegen Olaf Scholz aus

Noch sind es 100 Tage bis zur Bundestagswahl. Scholz muss aber registrieren, dass die Debatte unter den Sozialdemokraten über den richtigen Kanzlerkandidaten voll entbrannt ist. Am Dienstag meldeten sich weitere SPD-Politikerinnen und -Politiker zu Wort, um ihre Präferenz für Amtsinhaber Scholz oder aber Verteidigungsminister Pistorius öffentlich zu machen. Sie setzten sich damit über Appelle der Parteiführung hinweg, Geschlossenheit zu wahren und eine Personaldebatte so kurz vor der Wahl zu vermeiden. Scholz äußerte sich jetzt erstmals dazu. 

In der einflussreichen NRW-SPD, dem größten Landesverband, hat der Kanzler an Rückhalt verloren. Die beiden Vorsitzenden der NRW-Landesgruppe im Bundestag, Wiebke Esdar und Dirk Wiese, attestierten ihm in einer Erklärung schlechtere Chancen bei der Neuwahl als Pistorius. „Das aktuelle Ansehen von Bundeskanzler Olaf Scholz ist stark mit der Ampel-Koalition verknüpft“, zitierte der „Spiegel“ aus dem Text. In den Wahlkreisen sei „viel Zuspruch für Boris Pistorius“ zu hören.Interview Anke Rehlinger 6.19

Pistorius hält sich Hintertür offen 

Zuvor hatte der Sprecher der Ruhr-SPD im Bundestag, Markus Töns, dem stern gesagt, dass es einen „Neustart“ brauche, und dieser wäre „mit Boris Pistorius leichter als mit Olaf Scholz“. Auch der Innenexperte der SPD-Fraktion, Sebastian Fiedler, sprach sich für Pistorius aus. Er könne sich „keinen besseren politischen Spitzenmanager vorstellen“, sagte Fiedler dem „Focus“.

Minister Pistorius sagte Scholz derweil seine Loyalität zu – vermied aber eine klare Absage an eigene Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur. „Das einzige, was ich definitiv ausschließen kann, ist, dass ich noch Papst werde“, sagte Pistorius am Montagabend bei einer Veranstaltung der Mediengruppe Bayern in Passau. Er sei aber ein „zutiefst loyaler Mensch“, sagte der Minister. Er werde deshalb auch nicht von sich aus sagen, er trete an: „Ich bin Parteisoldat.“

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