Die Welt feiert ihn noch heute für seine Filme mit Terence Hill. Aber Bud Spencer hatte noch ganz andere Leidenschaften als Westernkomödien.
Berühmt ist er für seine Filme, aber Bud Spencer alias Carlo Pedersoli (1929-2016) sah sich nicht nur als Schauspieler. Viel wichtiger als seine Leinwandauftritte war für ihn offenbar vor allem sein Olympia-Abenteuer. Das verriet der Sohn von Bud Spencer, der am heutigen 31. Oktober 95 Jahre alt geworden wäre.
Carlo Pedersoli, der in einem Vorort von Neapel zur Welt kam und später mit seiner Familie nach Rom zog, zeigte schon früh Talent fürs Schwimmen. Nachdem er mit seiner Familie für zwei Jahre nach Südamerika gegangen war, kehrte er 1949 nach Italien zurück und feierte im Wasserball und als professioneller Schwimmer Erfolge. 1952 schwamm Pedersoli bei den Olympischen Sommerspielen in Helsinki und erreichte das Halbfinale über 100 m Freistil. Vier Jahre später in Melbourne schaffte er es erneut ins olympische Halbfinale. Sein Sohn Giuseppe Pedersoli (63) erklärte im Interview mit „Corriere della Sera„: Über seine Arbeit als Schauspieler habe sein Vater wenig gesprochen. „Viel mehr begeisterte er sich für sportliche Leistungen, für das Abenteuer bei den Olympischen Spielen, das vielleicht der glücklichste Moment seines Lebens war.“
Große Karriere auf der Leinwand
Dabei startete Pedersolis Filmkarriere quasi gleichzeitig zu seiner sportlichen Laufbahn. Während er seine Schwimmkarriere aber schon 1957 beendete, begleitete ihn die Kamera fast sein Leben lang. Erste Filmrollen hatte der spätere Bud Spencer bereits ab 1950. In den 1950er und frühen 1960er Jahren hatte er kleinere Auftritte in italienischen Streifen. Nebenbei schloss er in dieser Phase seines Lebens auch sein Jurastudium ab und gründete eine Familie. Spencer heiratete 1960 Maria Amato, mit der er drei Kinder bekam: Giuseppe (geb. 1961), Cristiana (1962) und Diamante (1972). Zudem schrieb er Filmmusik und produzierte Dokumentarfilme – bis es zu seinem großen Durchbruch kam.
1967 bot ihm der Filmregisseur Giuseppe Colizzi (1925-1978) eine Rolle im Western „Gott vergibt… Django nie!“ an. Bei den Dreharbeiten lernte Pedersoli Mario Girotti (85) kennen. Colizzi bat die beiden Schauspieler, ihre Namen zu ändern, da er sie für zu Italienisch klingend für einen Western hielt: Pedersoli entschied sich für Bud Spencer, wobei er Bud in Anlehnung an das Budweiser-Bier und Spencer in Anlehnung an den Schauspieler Spencer Tracy wählte. Aus Mario Girotti wurde Terence Hill und aus den beiden eines der legendärsten Film-Duos der Welt.
„Zwei große, schüchterne Kerle“
„Papa nannte ihn Mario – der Einzige, der das konnte – er nannte ihn Carlo“, verriet Bud Spencers Sohn „Corriere della Sera“ über die beiden. „Abseits des Drehs waren sie zwei große, schüchterne Kerle, die nicht so recht wussten, was sie gegenseitig miteinander anfangen sollten. Terence ist nett und freundlich, aber sehr introvertiert. Und wenn er nicht gerade arbeitete, lebte er in den Vereinigten Staaten.“ Die beiden Stars seien dreimal in ihrem Leben zusammen zum Essen gegangen. „Ab und zu kam er für Mutters Spaghetti. Auf der Leinwand jedoch waren sie wie verwandelt, es gab echte Emotionen zwischen ihnen, eine perfekte Harmonie war entstanden.“
Die Westernkomödie „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (1970) wurde zum großen Erfolg für das Duo. Spätestens mit „Vier Fäuste für ein Halleluja“ wurden Hill und Spencer dann ab 1971 gemeinsam zur Legende. Insgesamt 18 Filme drehten die beiden Stars zusammen. Ihr großer Erfolg hatte aber auch seinen Preis… Giuseppe Pedersoli erzählte, dass sein Vater ab 1967 drei oder vier Filme pro Jahr drehte, „zehn, elf Monate lang war er weg. Wir sahen ihn fast nie. Wenn er zurückkam, überhäufte er uns mit Geschenken.“ Der Erfolg von Terence und ihm sei so schnell gekommen, dass sie nicht darauf vorbereitet gewesen seien.
Das Fliegen war Bud Spencers große Leidenschaft
Was sein Sohn außerdem dem „Corriere della Sera“ verriet: Sein Vater war sehr kurzsichtig, und habe eine dicke Brille getragen. „Zum Drehen musste er sie abnehmen, er konnte kaum etwas sehen, trotzdem wollte er diese Szenen ohne Stuntman drehen, ich weiß nicht, wie er das geschafft hat.“
Bei den Dreharbeiten zu „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ (1972) in Kolumbien sei Bud Spencer zudem in einem kleinen Flugzeug je zwanzig Minuten zum Set geflogen worden – was ihn ihm offenbar den Wunsch weckte, sich selbst ans Steuer zu setzen. „Nach einem Monat hatte er gelernt, wie man fliegt“, so sein Sohn. „Das Fliegen war für ihn eine überwältigende Leidenschaft.“
Und auch, was Bud Spencer gar nicht mochte, verriet Giuseppe Pedersoli: Diäten waren nichts für den Schauspieler. Eine Ladung Spaghetti, Öl und Tomaten habe sein Vater immer gebraucht. „Wenn man ihm zwei Kilo Nudeln machte, konnte er sie alle essen.“ Zwei Kuren in der Schweiz habe sein Vater abgebrochen, verriet Pedersoli weiter.
Ab Mitte der 1980er Jahre drehte Bud Spencer, der auch ohne Terence Hill unter anderem mit der „Plattfuß“-Reihe Erfolge feierte, vermehrt fürs Fernsehen. Er verfasste zudem mehrere autobiografische Bücher und versuchte erfolglos, in der Politik Fuß zu fassen.
Große Trauer 2016
2016 mussten sich seine Fans dann von Bud Spencer verabschieden: Der Schauspieler, Musiker, Erfinder und Schwimmer starb im Alter von 86 Jahren in Rom. „Er war weder ein Heiliger noch ein Star, sondern ein Familienmensch. Sein letztes Wort war ‚Danke'“, erklärte sein Sohn. Auch Terence Hill zeigte sich damals vom Tod seines langjährigen Filmpartners und Freundes Bud Spencer schwer getroffen. „Ich habe meinen besten Freund verloren, ich bin erschüttert“, sagte er „Corriere della Sera“.