Drogen: Wie Frankfurt eine kontrollierte Cannabis-Abgabe testen will

2025 soll es losgehen: Dann will Frankfurt den Verkauf von Cannabis in Fachgeschäften testen. Was ist die Idee hinter der Studie? Und wer kann mitmachen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Sieben Monate nach der Teillegalisierung von Cannabis will die Stadt Frankfurt den Verkauf der Drogen über Fachgeschäfte testen. Dafür soll eine Studie auf den Weg gebracht werden, um die Auswirkungen eines kontrollierten Zugangs zu Cannabis wissenschaftlich zu untersuchen. Was ist Sinn und Zweck der Erhebung? Gibt es ähnliche Projekte in Hessen? Und was ist eigentlich aus den angekündigten Cannabis-Anbauvereinen geworden? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie steht es um die Legalisierung von Cannabis, wie können Konsumenten derzeit an Haschisch, Marihuana und Co kommen?

Generell ist Kiffen für Volljährige seit 1. April mit Beschränkungen legal. Seitdem erlaubt ist der Anbau von bis zu drei Pflanzen gleichzeitig in Privatwohnungen, aufbewahren darf man bis zu 50 Gramm Cannabis. Seit 1. Juli können nicht-kommerzielle „Anbauvereinigungen“ mit bis zu 500 Mitgliedern an den Start gehen, aber müssen dafür zuerst einmal eine Erlaubnis beantragen. 

Da das bislang die einzigen legalen Wege seien, um an Cannabis zu kommen, erhofft sich die Stadt über die Fachgeschäfte einen regulierten Zugang zu sauberen Produkten. Damit soll auch der Schwarzmarkt eingedämmt werden, auf dem mitunter verunreinigtes Cannabis angeboten werde, hieß es. 

Was ist die Idee hinter der Studie und wann soll es losgehen?

Das Modellprojekt zur regulierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene istein Bestandteil des Frankfurter Koalitionsvertrags. „Wir gehen damit einen wichtigen Schritt. Denn die regulierte Abgabe von Cannabis hat in vielerlei Hinsicht großes Potenzial“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne). So könnten Verbraucherinnen und Verbraucher geschützt, die Justiz entlastet und der illegalen Drogenhandel reduziert werden.

„Wir erhoffen uns mehr Schadensminderung für Cannabiskonsumierende und eine bessere Integration von Personen mit riskantem Konsum in das Hilfesystem“, ergänzt der Leiter des Frankfurter Drogenreferats, Artur Schroers. Die geplante Untersuchung könne sofort beantragt werden, sobald der Bund die Zuständigkeiten geklärt habe, hieß es. Derzeit wird mit einem Start im ersten Halbjahr 2025 gerechnet.

Und wie sieht die Studie konkret aus?

Fünf Jahre lang sollen registrierte Probanden in eigens errichteten Fachgeschäften legal Cannabisblüten und andere THC-haltige Produkte kaufen können. Wer mitmacht, muss in Frankfurt wohnen, volljährig und gesund sein sowie an regelmäßigen Befragungen und Untersuchungen teilnehmen. Andere Menschen dürfen in den Geschäften nicht einkaufen. Gerechnet wird mit Tausenden Teilnehmenden. Das Unternehmen Sanity, das in der Schweiz für ein ähnliches Projekt vergleichbare Fachgeschäfte betreibt, ist für die Umsetzung verantwortlich. Wissenschaftlich begleitet wird die Studie von dem Drogen-Experten Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences. 

Wie viele Shops soll es geben und was soll das Cannabis kosten?

Aktuell sind in Frankfurt bis zu vier Geschäfte geplant. Der Preis aller Produkte orientiert sich an deren Wirkstoffgehalt (je höher der THC-Gehalt, desto höher der Preis) sowie dem Preisniveau auf dem illegalen Markt. Dieser lag nach Angaben der Stadt 2021 bei etwa 10 Euro pro Gramm Cannabisblüten. Die Gewinne aus dem Modellprojekt werden – im Gegensatz zum Schwarzmarkt – regulär versteuert. Zusätzlich sollen einige Einnahmen an Projekte der Suchtprävention in Frankfurt gehen. 

Gibt es andere Städte, die ähnliche Projekte planen?

Fast zeitgleich startet in Hannover ein ähnliches Projekt. Unterdessen will Wiesbaden den Cannabis-Verkauf in Apotheken testen. „Der Aufbau einer zweiten Säule neben dem privaten Anbau und den Anbauvereinigungen ist essenziell, um den Schwarzmarkt zu marginalisieren und die Zielstellungen eines erfolgreichen Kinder-, Jugend- und Gesundheitsschutzes zu erreichen“, sagte unlängst Wiesbadens Gesundheitsdezernentin Milena Löbcke (Linke). „Mit der Abgabe über Apotheken werden wir dafür Sorge tragen, dass die hohen pharmazeutischen Standards auch für die Abgabe von Cannabis greifen.“ 

Laut der Stadt haben bereits 15 Apotheken ihr Interesse an einer Teilnahme bekundet. Abgegeben darf das Cannabis aber nur an erwachsene Wiesbadener Bürger. Wer am Projekt teilnehmen möchte, wird sich registrieren müssen, um anonymisiert Forschungsdaten zu gewinnen.

Und wie ist der Stand bei den hessischen Anbauvereinen?

Sieben Monate nach der Teillegalisierung von Cannabis und vier Monate nach der Freigabe des Anbaus der Pflanzen ist in Hessen immer noch keine einzige Anbauvereinigung legal aktiv. Landesweit wurden nach Angaben des Innenministeriums bis Ende Oktober 23 Anträge auf Erlaubnis eines solchen Vereins gestellt. Sie werden größtenteils noch geprüft.

Verwandte Beiträge