„Tatort“-Wiederholung: Wütende Kinder, überforderte Erwachsene: Emotionaler Fall für Lena Odenthal

Ein Junge stirbt auf einem Schulfest, doch niemand scheint zu trauern. Er galt als „Problemfall“. „Tatort“-Kommissarin Odenthal und ihre Kollegin Stern rekonstruieren das ganze Drama.

4 von 5 PunktenBewegendes Sozialdrama, das gravierende Konflikte zwischen Kindern und Erwachsenen aufzeigt

Worum geht’s?

An einer Grundschule in Ludwigshafen soll ein Schulfest stattfinden. Der neunjährige Marlon Janson (Lucas Herzog) wurde von den Feierlichkeiten ausgeschlossen, weil er zu oft gegen die Schulregeln verstoßen hat. Der Viertklässler erscheint trotzdem – und wird wenig später tot am Ende einer Treppe gefunden. Dass ein Kind gestorben ist, darüber scheinen viele an der Schule und in Marlons Umfeld nicht wirklich schockiert zu sein. Er sei ein „Problemfall“ gewesen, sagt ein Vater, dessen Tochter von Marlon der Arm gebrochen wurde. Andere schildern den Jungen als auffällig und schwierig, „ständig gab es Stress“. Die Einzigen, die zu ihm hielten, waren sein Klassenkamerad Pit (Finn Lehmann) und der Sozialarbeiter Anton Leu (Ludwig Trepte). Er kümmerte sich an der Schule um verhaltensauffällige Kinder. Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) rekonstruieren die letzten Tage in Marlons Leben, um herauszufinden, was mit ihm passiert ist.PAID Warum ich seit 50 Jahren „Tatort“ gucke – und es auch weiter tun werde_15.30

Warum lohnt sich der „Tatort: Marlon“?

Mit dem Drama „Systemsprenger“ gelang Regisseurin und Drehbuchautorin Nora Fingscheidt 2019 ein Überraschungserfolg. Ein Jahr später erhielt die damals elfjährige Helena Zengel den Deutschen Filmpreis als Beste Hauptdarstellerin. Ähnlich wie die Kinoproduktion setzt sich nun auch der „Tatort“ mit wütenden Kindern und überforderten Erwachsenen auseinander. „Kinder sind nicht das Problem. Sie haben eins“, sagt Sozialarbeiter Leu in einer Szene. Allen voran der tote Marlon, der nicht nur Täter, sondern auch Opfer war. Autorin Karlotta Ehrenberg ist ein emotional extrem berührender Film gelungen, der ein besonderes Augenmerk auf die jüngsten Darsteller legt.

Was stört?

Tragisch genug, dass es um den Tod eines Kindes geht. Die Auflösung nimmt dem ohnehin schon traurigen Fall jede Hoffnung. Für „Tatort“-Fans dürfte es auch etwas zu vorhersehbar sein.

Die Kommissarinnen?

Im Oktober 1989 trat Kommissarin Lena Odenthal ihren Dienst an. Das ist ihr 75. Fall. Keine andere „Tatort“-Polizistin ermittelt so lange wie sie. Viele Jahre stand ihr Hauptkommissar Mario Kopper zur Seite, seit 2014 gehört Johanna Stern zu ihrem Team. In dieser Episode bleibt das Private weitestgehend außen vor. Die Zuschauer erfahren nur, dass Odenthal ebenfalls ein wildes, wütendes Kind war und Stern mal wieder Ärger mit ihrem Ex-Mann um die gemeinsamen Kinder hat.

Ein- oder ausschalten?

Ein Fall, der aufwühlt, aber sehr sehenswert ist.

Die „Tatort“-Folge „Marlon“ wurde erstmals am 8. Mai 2022 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Film am Freitag, 18. Oktober 2024, um 22.20 Uhr.

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