Aufgearbeitete Geschichte: Schau über DDR-Isolierungslager auf Schloss Augustusburg

Die Stasi wollte DDR-Staatsfeinde aus dem In- und Ausland im Krisenfall auf Schlössern internieren, die als Jugendherbergen genutzt wurden. Die Pläne dafür sind weitgehend unbekannt – bis jetzt.

Schloss Augustusburg auf einem Bergkegel unweit von Chemnitz war ein von der DDR-Staatsführung im Krisenfall als Isolierungs- oder Internierungslager für geeignet befundenes Objekt. Dort sollten bis zu 6.000 oppositionelle Bürger und Ausländer aus „Feindstaaten“ untergebracht werden. Eine Ausstellung mit dem Titel „Geheime Verschlusssache“ gibt ab Donnerstag dort nun Einblick in Geheimpläne und Vorbereitungen der Staatssicherheit, die nie Wirklichkeit wurden – die Friedliche Revolution 1989 kam dazwischen, bevor sie zuschlagen konnte.

Damit wird ein weiterer Teil der Geschichte dieses Denkmals aufgearbeitet und sichtbar gemacht, sagte Schlossdirektorin Patricia Meyn vorab. Nach einer Veranstaltungsreihe zu den Jahren 1933 bis 1945 „steht jetzt die DDR mit bislang unbekannten Erkenntnissen im Fokus“. Demnach bereitete sich die Stasi „mit bürokratischer Genauigkeit“ auf den „Tag X“ vor. 

Tag X: Staatsfeinde internieren und isolieren

Den Angaben nach wurden die Namenslisten „mit immensem Aufwand“ auf aktuellem Stand gehalten. Menschen, denen staatsfeindliche Handlungen gegen die DDR zugetraut wurden, sollten sofort hinter Gitter, Bürger aus „Feindstaaten“ in Internierungslager und DDR-Bürger mit „feindlich-negativer Grundhaltung“ in Isolierungslager gebracht werden. Aus Stasi-Sicht bestens geeignet waren als Jugendherbergen eingerichtete Schlösser, gut zu bewachen und mit allem versehen, was zum Leben nötig war – vier davon im heutigen Sachsen. 

Pläne blieben geheim – und Theorie

„Aufgrund der Geheimhaltung drang davon nichts an die Öffentlichkeit, auch heute weiß kaum jemand etwas darüber, nicht zuletzt, weil der Geheimdienst die brisanten Akten im Herbst 1989 vernichtete“, erzählte Matthias Donath, Kurator und Vorsitzender vom Freundeskreis Schlösserland Sachsen, der die Ausstellung initiierte. Aber aus den Unterlagen, die erhalten blieben, „lässt sich ein bedrückendes Szenario rekonstruieren“. 

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