Hochschulen: Ideen gegen die Wohnungsnot zum Semesterstart

Was tun, wenn die Vorlesungen beginnen und immer noch kein Zimmer in Sicht ist? Die Alternativen bestimmt der Geldbeutel.

Wenn am 1. Oktober das Wintersemester beginnt, haben viele Erstsemester noch immer keine Bleibe. Private Anbieter haben die Marktlücke erkannt, aber ein schickes neues Mikroapartment kann sich nicht jeder leisten. 

In den Wohnheimen der Studierendenwerke übersteigt Nachfrage das Angebot weiterhin deutlich, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Private WG-Zimmer sind oft keine Alternative, denn die Durchschnittspreise sind enorm gestiegen. Was also tun? 

Trend zu Mikroapartments 

Ein wachsender Markt sind privat betriebene Studentenwohnheime. Laut einer Recherche des Marktforschungsunternehmens Savills aus dem Jahr 2022 gab es in den 30 größten Universitätsstädten knapp 74.000 private Mikroapartments für Studierende – Tendenz steigend. Private Anbieter stellten demnach bereits 2021 rund 46 Prozent aller Wohnplätze in diesen Städten. Aktuellere Zahlen liegen allerdings nicht vor.

Ein Anbieter von Mikroapartments heißt „iLive“. Das Unternehmen mit Sitz in Aalen hat bundesweit 19 Standorte – in Hessen in Frankfurt, Darmstadt und Offenbach. Das 2024 eröffnete Haus an der Frankfurter Adickesallee ist nach Unternehmensangaben mit 1020 Zimmern die größte Mikroapartment-Anlage für Studenten in ganz Europa, wie Manager Daniel Kovac erklärt. 

Das „iLive“ bietet eine Lounge mit Bar, Tischkicker und Kinoleinwand, mehrere Gärten mit Pflanzen, Strand und Hängematten, einen Fußballplatz auf dem Dach und einen Hühnerstall im Hof. Das hat natürlich seinen Preis: Das kleinste Apartment (18 Quadratmeter) kostet 865 Euro, das größte (43 Quadratmeter) 1.230 Euro. 400 Zimmer sind öffentlich gefördert und unter 400 Euro zu haben. 

Wohngemeinschaften so teuer wie nie

Für den kleineren Geldbeutel gibt es die günstigeren Wohnheime der Studierendenwerke – aber das Angebot übersteigt die Nachfrage bei Weitem. Das Studierendenwerk Frankfurt zum Beispiel ist für 70.000 Studierenden an acht Hochschulen im Rhein-Main-Gebiet zuständig und kann gerade mal 3.441 Wohnheimplätze vergeben. 

Viele suchen daher nach einem Zimmer in einer Wohngemeinschaft, aber auch die sind teuer: WG-Zimmer an deutschen Hochschulstandorten kosten im Schnitt 489 Euro im Monat, wie das Moses Mendelssohn Institut mitteilte. Nach München (790 Euro) ist Frankfurt mit 680 Euro das zweitteuerste Pflaster. Während WGs im Bundesdurchschnitt binnen eines Jahres nur um 17 Euro teurer wurden, stiegen die Preise in Frankfurt um satte 50 Euro. 

WG-Speeddating in Kassel

In Nordhessen sind die Chancen auf einen Wohnheimplatz gar nicht so schlecht: Mehr als 1000 Wohnheimplätze stehen in Kassel und Witzenhausen zur Verfügung. Wer nicht fündig wird, wird in Nordhessen gut unterstützt.

Für Erstsemester von außerhalb organisiert das Studierendenwerk Kassel ein WG-Speeddating: „Bei diesem Event bringen wir die Studierenden miteinander ins Gespräch und stellen WG-taugliche Angebote aus unserer privaten Online-Wohnungsbörse vor“, erklärt eine Sprecherin. 

Für ausländische Studierende gibt es in Kassel einen „Be-Welcome-Türöffner-Service“, der bei der Kontaktaufnahme hilft. „Ein studentischer Mitarbeiter kann für sie Telefonate erledigen und sie notfalls sogar zum Vor-Ort-Termin begleiten.“

Studi-Hostel in Frankfurt

Im Rhein-Main-Gebiet ist Wohnungsnot besonders groß. Das liegt an den hohen Preisen, aber auch an den vielen Hochschulen: In die Zuständigkeit des Frankfurter Studierendenwerks fallen 70.000 Studierende an acht Hochschulen. Mehr als 3000 stehen derzeit auf der Warteliste. 

Das Studierendenwerk Frankfurt will die Zahl der Plätze aufstocken: In Wiesbaden wird gerade ein neues Wohnheim mit 435 Plätzen gebaut, ein Wohnheim in Frankfurt wird derzeit kernsaniert. „Zahlreiche weitere Projekte sind in Prüfung beziehungsweise Planung“, sagte eine Sprecherin. „Im Wintersemester ist die Eröffnung eines Studierendenhostel in Frankfurt geplant, in dem Studierende übergangsweise bis zu drei Monaten wohnen können.“

Bettenbörse in Frankfurt

„Viel zu wenige Wohnheimplätze, kaum bezahlbare Wohnungen und WG-Zimmer – die Rahmenbedingungen, um zu Beginn des Studiums eine passende Wohnungen zu finden, sind denkbar schlecht“, weiß der Frankfurter AStA – und kam auf die Idee einer „Bettenbörse“. Dort können Studierenden ohne Wohnung kurzfristig eine Bleibe finden, etwa in einem freien WG-Bett oder auf einer Couch im Wohnzimmer. „Das geht nur für eine Nacht oder eben auch für längere Zeit“, wie die Organisatoren erklären. 

Sanieren, erweitern, neu bauen

Zahlreiche Studentenwohnheime sind in die Jahre gekommen. In vielen Orten werden daher gerade Häuser saniert. Oft wird im Zuge des Umbaus auch gleich erweitert – etwa in Marburg. Der Neubau von Wohnheimen ist natürlich weiter eine Notwendigkeit. „Wir waren hier in den letzten Jahren ziemlich aktiv“, sagt eine Sprecherin des Studierendenwerks Marburg. Drei neue Wohnheime wurden in den vergangenen Jahren in der Stadt eröffnet, ein viertes ist in Planung.

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