Implodiertes Tauchboot: Die „Titan“ war offenbar bereits Tage vor der Unglücksfahrt defekt

Im vergangenen Jahr starben fünf Menschen bei einem Tauchgang zum Wrack der „Titanic“. Bei einer Anhörung werden die Gründe für das Unglück in der Tiefe erörtert.

Das im Juni 2023 verunglückte Tauchboot „Titan“ hatte offenbar bereits einige Tage vor seiner letzten Fahrt einen Defekt. Steven Ross, der frühere wissenschaftliche Direktor der Betreiberfirma Ocean Gate, gab im Rahmen einer öffentlichen Anhörung an, die „Titan“ wäre bei der betreffenden Fahrt wegen einer Fehlfunktion in eine Schottwand gekracht. Der Aufprall war demnach so stark, dass die Insassen kräftig herumgewirbelt worden waren. Ross sagte zudem, er sei nicht sicher, ob die Außenhülle nach dem Vorfall ausreichend untersucht worden wäre. 

Die ermittelnde US-Küstenwache hält seit Anfang der Woche eine rund zweiwöchige Anhörung im Zuge der Ermittlungen rund um das Unglück ab. Es werden Zeugen gehört und Beweise gesichtet. Unter den Aussagenden ist auch ein ehemaliger Chefingenieur von Ocean Gate, der offenbar entlassen wurde, nachdem er auf Missstände hingewiesen hatte.

Zusammenschreibe Titan 06.20

Anlässlich des Beginns der Anhörungen wurde zudem das erste Wrack-Foto der „Titan“ veröffentlicht. Es zeigt ein Trümmerteil, das am Grund des Atlantiks liegt. Dabei handelt es sich um das kegelförmige Heck des Tauchbootes, das offenbar bei der Implosion vom Rest der „Titan“ abgetrennt wurde. Das Wrackteil wurde demnach einige hundert Meter vom Wrack der „Titanic“ gefunden, welches das Ziel der Expedition mit dem rund 6,5 Meter langen Tauchboot war.

Die „Titan“ war am 18. Juni 2023 im Nordatlantik aufgebrochen. Nach eindreiviertel Stunden brach der Kontakt ab. Es folgte eine tagelange Suchaktion. Als Tauchroboter Trümmerteile der „Titan“ entdeckten, herrschte traurige Gewissheit: Alle fünf Insassen sind in dem Tauchboot umgekommen.

An Bord waren Stockton Rush, CEO von „Ocean Gate“, der britisch-pakistanische Geschäftsmann Shahzada Dawood, dessen 19-jähriger Sohn Suleman, der britische Abenteurer Hamish Harding und der französische Taucher Paul-Henri Nargeolet.

Guillen IV    19.30

Letzte Worte aus der „Titan“ veröffentlicht

Die genaue Unfallursache ist derzeit Gegenstand der Untersuchungen. Zum Auftakt der aktuellen Anhörungen hieß es einem CNN-Bericht zufolge vonseiten der Ermittler, die Trümmerteile seien am 22. Juni 2023 von einem Roboter gefunden worden. Sie lieferten „schlüssige Beweise“ dafür, dass das Tauchboot plötzlich wegen des hohen Wasserdrucks implodiert sei, wie bereits kurz nach dem Unglück angenommen worden war.

Im Zuge der Anhörungen wurden auch die letzten gesendeten Worte aus der „Titan“ von der US-Küstenwache veröffentlicht. „Alles gut hier“, war dem „Guardian“ zufolge unter den letzten Nachrichten, die aus dem Tauchboot abgesetzt wurden, bevor der Kontakt abriss. 

Bis Ende des Monats sollen nun noch weitere Zeugen gehört und Beweise gesichtet werden. Ziel der Anhörungen sei es, die „Fakten rund im den Vorfall zu enthüllen“, wie der Vorsitzende am Montag sagte. Sollten sich Hinweise auf ein Verbrechen ergeben, würden die Strafverfolgungsbehörden hinzugezogen, hieß es.

Quellen: BBC, CNN„, „Guardian„, US-Küstenwache

Hinweis: Dieser Artikel wurde aktualisiert

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