Joe Biden tritt nicht erneut zur US-Präsidentschaftswahl an. Jetzt müssen die Demokraten umsatteln. Ein Blick auf die möglichen Nachfolge-Kandidaten.
Es begann schon nach dem schwachen Auftritt des US-Präsidenten im TV-Duell gegen Donald Trump. Nun hat sich Joe Biden tatsächlich aus dem Präsidentschaftswahlkampf zurückgezogen. Und es scheint sich zumindest in dieser Hinsicht gelohnt zu haben, dass nicht Wenige in den vergangenen Tagen die einst verbotene Frage stellten: Wer könnte Joe Biden auf dem Wahlzettel ersetzen?
Die gute Nachricht: In den Reihen der Partei tummeln sich mehrere hochkarätige Kandidaten. Viele haben ihre Ambitionen bereits zum Ausdruck gebracht. Vizepräsidentin Kamala Harris wäre wohl die naheliegendste Wahl – zumal sich Joe Biden für sie ausgesprochen hat. Die Gouverneure von Kalifornien und Michigan, Gavin Newsom und Gretchen Whitmer, haben in den letzten Jahren ihr nationales Profil geschärft. Auch der Name von Verkehrsminister Pete Buttigieg fällt häufig.
Die schlechte ist: Dreieinhalb Monate vor den Wahlen birgt ein Kandidatenwechsel erhebliche Risiken.
Keine Partei in der jüngeren amerikanischen Geschichte musste ihren Präsidentschaftskandidaten zwangsweise ersetzen. Die Demokraten betreten also unbekanntes Terrain.
Lange bestritt Biden die Vorwürfe, er sei zu alt, um erneut Präsident zu werden. Sein Sprecher bekräftigte, Biden werde nicht aussteigen und wie geplant an der zweiten Debatte im September teilnehmen. Auch der US-Präsident selbst wies die Zweifel an seiner Eignung zurück. „Ich debattiere nicht mehr so gut wie früher“, sagte Biden. Er wisse aber, „wie man diesen Job macht“. Doch all die Kampfansagen haben nun keinen Wert mehr.
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Bidens Duell-Auftritt bringt „Open Convention“ ins Spiel
Hinter den Demokraten liegen turbulente Tage und Wochen. Biden schaffte es nicht, sich von seinem desaströsen Debattenauftritt zu erholen – er leistete sich gar weitere Patzer. Der Druck auf die Partei wuchs, zuletzt wendeten sich medienwirksam auch Ex-Präsident Barack Obama und die ehemalige Sprecherin der Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, von Biden ab.
Tatsächlich wäre ein Austausch auf dem Parteitag noch möglich. Statt einer schlichten Nominierungsveranstaltung könnte daraus dann eine sogenannte „Open Convention“ werden. Zwar hat Biden über 95 Prozent der Delegiertenstimmen in den Vorwahlen gewonnen, diese sind allerdings rechtlich nicht daran gebunden, für ihn zu stimmen. Und ab einem zweiten Wahldurchgang spielten dann auch die „Superdelegierten“ wieder eine wichtige Rolle: Das sind Parteifunktionäre, die frei darin sind, für wen sie stimmen.
Politische Experten warnten, dass ein Last-Minute-Wechsel Chaos auslösen könnte – und das trifft spätestens jetzt wohl auch zu.
Nun wartet auf die Demokraten eine Mammutaufgabe: Einen Kandidaten zu finden, hinter dem oder der sich die Partei geschlossen versammeln kann.
Ein Blick auf die möglichen Optionen