Die ersten kommen gewöhnlich, wenn es noch dunkel ist: In München werden am Sonntag wieder Frühaufsteher zum historischen Kocherlball erwartet.
Das Wetter sollte passen: Am Sonntag können die Fans des historischen Münchner Kocherlballs im Englischen Garten wieder in aller Herrgottsfrühe in den Tag tanzen. Ab 06.00 wird am Chinesischen Turm im Englischen Garten zu bayerischen Tänzen aufgespielt. Zumindest am Sonntagmorgen soll es trocken und sonnig sein, erst später werden Gewitter erwartet.
Der Ball hat seit Jahren Tradition. An die 10 000 Besucher, viele in Tracht, manche auch in historischen Uniformen und Gewändern, machen sich alljährlich frühmorgens auf den Weg, um bei Walzer, Polka, Zwiefachen und Landler um den Chinesischen Turm zu wirbeln. Zweimal – 2020 und 2021 – war der Ball wegen der Pandemie ausgefallen.
Das Tanzmeisterpaar Katharina Maier und Markus Kaindl sorgt auf der Bühne auch dieses Jahr dafür, dass selbst Ungeübte bei den teils traditionellen Tänzen nicht aus dem Takt geraten. Zwei Musikkapellen – heuer die Formation Quetschnblech und die Kapelle Massanari – spielen abwechselnd zum Tanz auf. Beide Gruppen spielen zünftige Volksmusik – gerne ganz ohne Noten und aus der Stimmung heraus, wie die Veranstalter mitteilten.
Der Ball geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Damals trafen sich bei schönem Wetter im Sommer die sogenannten Kocherl – die Hausbediensteten – am Sonntag frühmorgens im Englischen Garten zum Tanz. Zur 200-Jahr-Feier des Englischen Gartens im Jahr 1989 wurde der Brauch wiederbelebt. Seitdem hat sich der Ball am dritten Sonntag im Juli zu einem Kultereignis entwickelt.