Podcast „Die Lage – international“: Mölling erinnert Trump-Inszenierung an „Leben des Brian“

Donald Trump als eine Art Kaiser von Gottes Gnaden, seine Anhänger eine Sekte und Inhalte sind eigentlich egal – so blickt Sicherheitsexperte Christian Mölling auf den Republikaner-Parteitag in den USA.

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Der Sicherheitsexperte Christian Mölling hat davor gewarnt, beim Parteitag der US-Republikaner auf inhaltliche Aussagen zu schauen. „Das ist eher eine religiöse oder pseudoreligiöse Bewegung“, sagte er am Freitag im stern-Podcast „Die Lage – international“. Den Parteitag, der Donald Trump zum Präsidentschaftskandidaten gekürt hatte, nannte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik eine „sehr burleske Show“. Mölling weiter: „Wenn Sie sehen, dass die Menschen sich da diesen Verband ans Ohr klemmen – das ist ja wie beim Leben des Brian, wo alle einem Schuh hinterherrennen, der durch Zufall anbetungswürdig geworden ist.“ Trumps Rolle in dieser Weltsicht verglich er mit der eines Kaisers von Gottes Gnaden.  „Er ist im Grunde genommen Vertreter Gottes auf Erden, er ist gottgewollt, von Gott eingesetzt. Und was ist das: Das ist eine sehr alte Definition von Kaisertum“, sagte Mölling.

Donald Trump als Kaiser, für den die Gesetze nicht gelten

Eine interessante Parallele zu ähnlichen Bewegungen sei die Behauptung „unausweichlich zu sein, und auch jenseits des Gesetzes zu stehen“. Nach Möllings Einschätzung zerstört sich ein System zwar auf Dauer selbst, in dem der Anführer keiner Kritik von innen mehr ausgesetzt ist. Im Falle von Trumps Bewegung müsse dies aber nicht vor der US-Präsidentschaftswahl  im November geschehen. Der Experte rechnete damit, dass das Attentat auf Trump im Laufe des langen Wahlkampfs in den Hintergrund treten werde. Trumps Kampagne habe einen „großen Maschinenraum, der ziemlich gut ist“. Er werde die Stimmung aufnehmen: „Wenn die merken, das Thema zieht nicht mehr, dann werden die etwas anderes aus dem Köcher ziehen.“ Mit der künftigen Politik einer möglichen Trump-Regierung habe dies aber nicht unbedingt zu tun. Mölling: „Meine These ist: Wir gehen völlig falsch an diese Sachen heran. Wir versuchen, Aussagen zu nehmen und zu durchleuchten. Das ist denen total egal.“

Mölling bestritt, dass Europa durch einen Sieg von Trump in eine völlig neue Lage gerate. „Wir haben diesen ganzen Film schon gehabt“, sagte er. Die auf dem Parteitag von Trump vorgetragenen Forderungen an die Verbündeten bezeichnete er als „olle Kamellen“. Die Aufgabe der Europäer sei relativ einfach. Nämlich: „Den Amerikanern, auch der amerikanischen Mittelklasse deutlich zu machen, dass sie kein Interesse an einem instabilen Europa haben, das unter einem massiven Einfluss Russlands steht.“ Unabhängig davon sei es „eine Verpflichtrung“, sich selbst verteidigen zu können und auf die Realität eines Krieges in Europa angemessen zu reagieren – konkret mit höheren Verteidigungsausgaben statt dem Beharren auf der Schuldenbremse.

 

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