Tiktok-Trend: „Du bist so krank“: Frauen veröffentlichen Sprachnachrichten von Ex-Partnern

Frisch Getrennte haben einen neuen Weg gefunden, auf verstörende Sprachnachrichten ihrer Ex-Partner zu antworten: Sie veröffentlichen sie auf Tiktok. Was steckt hinter diesem Trend? Und ist das überhaupt legal?

Was tun, wenn der Ex-Partner eine Sprachnotiz schickt und einen darin als „krank und toxisch“ beleidigt? Oder wenn er sich eine Minute lang beim Heulen und Schluchzen aufnimmt? Oder sich in einer Memo aus offensichtlichen Seitensprüngen rausreden will?

Auf Tiktok und Instagram haben Verlassene und frisch Getrennte einen Weg gefunden, auf solche Nachrichten zu antworten: Sie filmen sich, während sie Memos von ihren Ex-Partnern auf dem Handy abspielen. In der Regel sind Frauen, die diese Videos hochladen, aber auch einige Männer springen auf den Trend auf. Meistens sprechen sie die Sätze ihrer Ex-Partner mit, manche tragen sich währenddessen Make-up auf oder glätten sich die Haare. 

Die Sprachnotizen sind mindestens peinlich, in der Regel verstörend. Ein Mann erklärt zum Beispiel eine Minute lang, warum er nicht fremd gegangen sei, obwohl er mit zwei anderen Frauen geschlafen hat. „Ich habe die dabei nicht angeguckt, ich habe dabei woanders hingeguckt“, sagt er. Ein User kommentiert: „Er hat schwach angefangen und stark nachgelassen“, ein anderer schreibt: „ich kann das alles nicht mehr.“

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In einem anderen Video spielt eine Frau die Sprachnotiz ihres Ex-Freundes ab, der ihr darin vorwirft nach der Trennung zu häufig mit Freundinnen in Bars zu gehen, anstatt die Beziehung zu reflektieren. „Nachdem er mich betrogen hat, ist das natürlich verrückt“, sagt sie anschließend. Eine Userin kommentiert solidarisch: „In Deutschland nennen wird das: Klassiker.“ 

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Der Trend passt Perfekt in die Internet-Kultur von Tiktok

Diese Videos hochzuladen ist sicherlich eine Genugtuung, vielleicht ist es sogar Rache. Hinter dem Trend steckt aber noch etwas, das perfekt in die Internet-Kultur von Tiktok und Instagram passt: Verletzlichkeit. 

Über die Echtheit der Sprachnotizen lässt sich natürlich nichts sagen, und als Zuschauerin bekommen wir immer nur eine Seite zu hören. Aber die Memos geben tiefe Einblicke in sehr persönliche Beziehungen. Wer bereit ist, das mit einem Millionenpublikum zu teilen, muss auch bereit sein, sich selbst ein bisschen nackt zu machen. 

In den sozialen Medien gibt es tausende Videos von Menschen, die ihre Trennung täglich dokumentieren und hochladen, inklusive Heulkrämpfe und Zusammenbrüche. Dort erzählen Menschen von ihren toxischen Beziehungen, sie filmen sich in Kündigungsgesprächen und bei der Therapie. Sich selbst beim Weinen zu fotografieren hat längst eine Bezeichnung: The Crying Selfie. Junge Menschen in den sozialen Medien zeigen sich gerne verletzlich, emotional und ungefiltert. 

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Oft gehen solche Inhalte viral, sie werden geteilt und tausendfach kommentiert, weil es eben nachvollziehbar ist. Und weil es Trost spendet: Wer selbst eine zerbrochene Beziehung verarbeitet, oder seinen Job verloren hat, oder sich mit toxisch männlichem Verhalten herumschlägt, vergisst manchmal, dass die die eigenen Lebenskrisen gar nichts Besonderes sind. Oder im Fall der Sprachnotizen: Dass viele Menschen unangenehme Ex-Partner haben.

Wie alle Trends im Internet ist aber auch dieser nicht wirklich überschaubar und deshalb auch nicht leicht einzuordnen. Er reicht von harmlosen Liebeserklärungen bis hin zu verstörenden Beleidigungen. Eine Userin teilt zum Bespiel die Nachricht ihres Ex-Partners, der in sein Handy brüllt und damit droht, zuhause alles zu zerstören. Das Video ist lustig, weil die Frau sich dabei die Haare kämmt und anscheinend resigniert mit den Schultern zuckt. Was dahinter steckt ist aber natürlich alles andere als lustig: Eine tatsächliche Gewaltandrohungen. Solche Sprachnotizen sind mehr als Unterhaltung, im Zweifel sind sie sogar Beweismaterial vor Gericht. 

Ist das legal?

Ganz gleich wie verstörend der Inhalt dieser Sprachnotizen ist, stellt sich natürlich trotzdem die Frage: Rechtfertig das Fehlverhalten der Ex-Partner, sie öffentlich bloßzustellen?

Zumindest juristisch gibt es eine eindeutige Antwort: „Das Veröffentlichen der Sprachnotizen ist ganz klar eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts“, sagt Norman Buse, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht. Auch toxische Ex-Partner hätten eben ein Recht am gesprochenen Wort. Wenn der Inhalt der Sprachnotiz die Intimsphäre betrifft, sei das wahnsinnig unangenehm für die Betroffenen, im Zweifel würden hohe Geldentschädigungen drohen. Für den Anwalt steht fest: „Auf den Trend würde ich nicht aufspringen.“

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