Geburtstag: Weißflog: Für Olympia viel Überzeugungsarbeit nötig

Die gesellschaftlichen Voraussetzungen für Olympische Spiele haben sich verschlechtert. Der dreimalige Olympiasieger vermisst ein wertebasiertes Denken.

Der dreimalige Skisprung-Olympiasieger Jens Weißflog sieht einer neuen deutschen Olympia-Bewerbung zwiegespalten entgegen. „Es freut mich total, dass es der DOSB wieder angehen will. Angesichts der gescheiterten Bewerbungen der jüngeren Vergangenheit, als man schon nicht über Abstimmungen in den einzelnen Regionen hinausgekommen war, muss heute aber noch viel mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden“, sagte Weißflog der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Heute scheitere man nicht nur an ein paar Bauern wie bei der Olympia-Bewerbung für 2018 in Bayern, heute sei die Gefahr groß, gesamtgesellschaftlich zu scheitern. „Erst wenn die Gesellschaft wieder Werte basierend denkt, bekommt man auch Olympische Spiele hin“, sagte Weißflog, der an diesem Sonntag seinen 60. Geburtstag feiert.

Leistungssport als Lebensschule

Dennoch ist er von der besonderen Rolle des Sports weiterhin überzeugt. „Ich sehe den Leistungssport für Kinder und Jugendliche, für den Menschen generell, als Lebensschule“, sagte Weißflog. Er sei einer der wenigen Bereiche, wo noch wirkliche Werte vermittelt werden. 

Mit diesen durch den Sport vermittelten Werten wie Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, Kampfeswillen und so weiter könne im Leben einiges erreicht werden. Ob das gelingt, sei auch von der Sportart abhängig. „Doch nahezu jeder, der den Weg über den Sport gegangen ist, ob früher oder jetzt, spricht von einer wertvollen Zeit“, sagte der in Oberwiesenthal als Hotelier tätige frühere Weltklasse-Springer. Weißflog hatte neben seinen Olympiasiegen in Sarajevo 1984 von der Normalschanze im Parallelstil und in Lillehammer 1994 von der Großschanze und mit der Mannschaft im V-Stil auch viermal die Vierschanzentournee sowie drei Weltmeistertitel und den Gesamtweltcup gewonnen.

Klare Meinung zur Politik

In Sachen Politik und den Umgang mit der AfD hat Weißflog eine klare Meinung. „Auch wenn das kein gern gehörter Satz ist: Ich sehe das nach wie vor als Ausdruck der Demokratie, mit dem wir lernen müssen, umzugehen. Ich finde es nicht gut, wenn man die AfD-Wähler einfach nur als Nazis bezeichnet und damit vom demokratischen Diskurs ausgrenzt. Solange es kein Verbot der AfD gibt, muss man sie auch als demokratische Partei behandeln. Auch wenn da natürlich Leute dabei sind, die extreme Ansichten haben.“, sagte Weißflog dem Magazin „Stern“. 

Er sitzt für die CDU im Oberwiesenthaler Stadtrat und glaubt die Gründe für die besondere AfD-Akzeptanz in Sachsen zu kennen. „Die Wahl 1990 hat die CDU in überragender Mehrheit gewonnen. Von den Werten, die die CDU damals vertreten hat, ist sie weit nach links abgerückt. Sie hat ihre konservativen Werte verloren. Ich glaube, dass die AfD-Wähler in der AfD die Fortsetzung dieser früheren CDU-Politik sehen. Die Menschen sehnen sich nach konservativer Politik zurück.“

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