Grüne Korridore: Die Wildkatze erobert sich Thüringen zurück

Sie ist nachtaktiv und lebt versteckt im Wald: Die Wildkatze war vor 20 Jahren vom Aussterben bedroht. Heute geht es ihr in Thüringen wieder gut. Daran hat auch ein besonderes Projekt einen Anteil.

Durch Thüringens Wälder streifen inzwischen wieder Hunderte Wildkatzen. Nicht nur der Hainich, sondern auch der Thüringer Wald seien wieder gut besiedelt, sagte der Wildkatzenexperte des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND), Thomas Mölich. Groben Schätzungen zufolge könnten bis zu 2000 Tiere im Freistaat unterwegs sein. „Das müsste man aber noch genauer messen“, sagte er. 

Vor 20 Jahren habe das noch anders ausgesehen. Die Wildkatze sei damals ziemlich unbekannt und vom Aussterben bedroht gewesen, sagte Mölich. In Thüringen sei sie sehr stark an den Hainich gebunden gewesen und habe den Wald nicht verlassen. „Sie müssen aber wandern, sonst sind ihre Populationen in Gefahr. Der genetische Austausch muss sein.“

„Rettungsnetz“ feiert 20-jähriges Jubiläum

Der BUND startete auch deswegen im Jahr 2004 ein „Rettungsnetz“ für Wildkatzen, das nun sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Die Idee: Wälder mittels grüner Korridore aus Büschen und Bäumen zu verbinden, sodass Wildkatzen und andere Tiere sich zwischen ihnen bewegen können. „Die Wildkatze braucht große, zusammenhängende Waldgebiete“, erklärte Mölich. Auf freies Gelände traue sich das nachtaktive und scheue Tier nur ungern.

Das Projekt sei zunächst mühsam gewesen. Es habe zehn Jahre gedauert, bis der erste Korridor gestanden habe – und weitere fünf Jahre, bis die ersten Wildkatzen übergesiedelt seien. Dafür habe der BUND mit etlichen Flächenbesitzern reden und Geld in die Hand nehmen müssen. Inzwischen gebe es 15 solcher Korridore in Thüringen und über 30 bundesweit. Momentan erobere sich die Katze etwa auch Brandenburg so langsam zurück. 

Aktuell arbeite der BUND an einem Projekt, in dem Wälder für Wildkatzen fit gemacht würden. „Wir brauchen mehr naturnahe Wälder und heimische Baumarten“, so Mölich. Außerdem müssten Waldränder so gepflegt werden, dass sie für Wildkatzen und andere Arten Lebensräume böten. „Geht es der Wildkatze gut, geht es auch anderen Arten gut.“

Straßenverkehr fordert viele Todesopfer 

Aber trotz der Fortschritte gebe es nach wie vor Gefahren für die Samtpfoten, sagte Mölich. Ganz vorn stehe der Straßenverkehr, der die meisten Todesopfer unter den Tieren fordere. Die Jagd sei hingegen inzwischen kein Thema mehr.

Ein neues Problem zeige sich aktuell in Baden-Württemberg. Dort paarten sich Wildkatzen mit Hauskatzen und zeugten Hybride. Es drohe ein Verlust der genetischen Identität, sagte Mölich. „Das ist grundsätzlich eine Gefahr. In Schottland gibt es die schottische Wildkatze nicht mehr, weil sie im Genpool der Hauskatze aufgegangen ist.“ Bislang habe das Thema in Deutschland keine Rolle gespielt. „Eigentlich ein Wunder bei Millionen von Hauskatzen.“ 

 

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