Um die Aufarbeitung des Olympia-Attentats und die Entschädigung von Angehörigen der Getöteten wurde jahrzehntelang gerungen. An einen Polizisten erinnert nun eine Stiftung mit einem besonderen Ziel.
Rund 52 Jahre nach dem Olympia-Attentat 1972 in München haben die Bundesrepublik, der Freistaat Bayern und die Stadt München die Anton Fliegerbauer Kinderstiftung gegründet. Sie ist nach dem Polizisten benannt, der neben elf Mitgliedern des israelischen Olympia-Teams bei dem Anschlag palästinensischer Terroristen getötet wurde. „Im Gedenken an Fliegerbauer wollen wir bedürftigen Kindern, jungen Menschen und ihren Familien mit Projekten helfen, die aus den Stiftungsgeldern finanziert werden“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Weitere Aufklärung und Hilfe für junge Menschen
Die Staatssekretärin im Bundesinnenministerium Juliane Seifert (SPD) sprach von einem Versagen der Behörden und einer mangelnden Aufarbeitung der Geschehnisse im Nachgang rund um das Attentat. Hierfür hätten die Bundesregierung, der Freistaat und die Stadt München die Verantwortung übernommen.
„Es ist insbesondere für die Angehörigen der Opfer wichtig, dass die immer noch offenen Fragen endlich geklärt werden und Transparenz über die Ereignisse sowie deren Vor- und Nachgeschichte hergestellt wird“, sagte sie und verwies auf eine internationale Historikerkommission, die seit rund einem Jahr mit der Aufarbeitung betraut ist.
Am frühen Morgen des 5. September 1972 waren Terroristen in München in die Unterkunft der israelischen Sportmannschaft eingedrungen, hatten zwei Männer erschossen und neun Geiseln genommen. Der Versuch, die Gefangenen zu befreien, endete 18 Stunden später mit einem Blutbad. Der Polizist Fliegerbauer starb, ebenso alle Geiseln und fünf Attentäter, die mit der Aktion rund 200 Gefangene in Israel freipressen wollten.
Stiftung statt Entschädigungsgeldern
Während die Angehörigen der israelischen Opfer entschädigt wurden, wünschte sich Fliegerbauers Familie eine gemeinnützige Stiftung. Unterstützt werden sollen unter anderem Kinder, Jugendliche und Familien nach einer traumatischen Erfahrung wie dem Tod eines nahestehenden Menschen. Auch Projekte zur Gewaltprävention, zur Stärkung der Zivilcourage und internationale Begegnungen sollen gefördert werden. Bayern und München steuern je 750.000 Euro bei, 500.000 Euro der Bund.