Die Getreideernte könnte in diesem Jahr gut ausfallen. Weniger hoffnungsvoll sind die Obstbauern.
Gute Getreideernte in Sicht, eine eher schlechte bei den Zwetschgen: Die Aussichten der bayerischen Landwirtschaft sind in diesen Tagen zweigeteilt. „Die Weizenbestände präsentieren sich aktuell überwiegend in einem guten Entwicklungsstand“, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Nach derzeitigem Stand gehe man von einer mittleren bis leicht überdurchschnittlichen Weizenernte aus.
Die Kulturen stünden aktuell bayernweit recht gut da, sagte Anton Huber, Experte für Getreide und Ölsaaten beim Bayerischen Bauernverband (BBV). Bislang habe es genügend Wasser und Wärme gegeben.
Totalausfälle durch Überschwemmungen
Nach Jahren, in denen Trockenheit den Landwirten immer wieder zu schaffen machte und Erntemengen schmälerte, regnete es in diesem Jahr häufig. Oder sogar zu häufig: In den Anfang Juni von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten beklagen die Landwirtinnen und Landwirte teils Totalausfälle. Oft standen die Felder tagelang unter Wasser, sodass die Kulturen nicht mehr geerntet werden können. Auch Hagel hat lokal Schäden verursacht.
Im vergangenen Jahr wurden nach Zahlen des Landesamts für Statistik in Bayern rund 6,2 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Das waren 1,2 Prozent mehr als im besonders trockenen und heißen Sommer 2022 – aber ein Rückgang um 3,1 Prozent im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 2017 bis 2022.
Positive Entwicklung in vielen Regionen
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) rechnet nicht damit, dass die Unwetter der vergangenen Wochen spürbare Auswirkungen auf die bundesweite Erntemenge haben. „Die teilweise sintflutartigen Regenfälle haben regional zu erheblichen Schäden geführt. Dies wirkt sich jedoch nicht auf die Gesamtmenge aus“, sagte DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler.
Vergleichsweise wenig Zwetschgen
Anders die Lage der Obstbauern: Nicht nur die Kirschen haben unter dem späten Frost gelitten, sondern auch die Zwetschgen. Fachleute erwarten deshalb Einbußen bei der Ernte. Im Vergleich zu den Vorjahren seien es bei Zwetschgen voraussichtlich 30 bis 40 Prozent weniger, sagte Obstbau-Experte Alexander Zimmermann von der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim. Engpässe müssen Fans der Pflaumen-Unterart aus seiner Sicht trotzdem nicht befürchten. „Es gibt auf jeden Fall genügend Zwetschgen.“
Erste frühe Sorten haben die Anbauer in Franken bereits geerntet. Ab Mitte Juli wird nach Einschätzung von Zimmermann die Ernte der Hauptsorten beginnen.
Anbaufläche hat sich halbiert
Das Problem: Als es im April Spätfrost gab, waren viele Bäume bereits voller kleiner Früchte. „Die ganz frühen Sorten sind in Franken erfroren“, sagte Thomas Riehl vom Verein Fränkischer Obstbauern.
Fast 90 Prozent der Zwetschgen in Bayern werden nach Angaben von LWG-Experte Zimmermann in Franken – im Landkreis Forchheim und rund um die Mainschleife – angebaut. Auf etwa 340 Hektar wachse dort die Steinfrucht. Damit habe sich die Anbaufläche in den letzten 25 Jahren in etwa halbiert. Der Grund dafür ist ihm zufolge vor allem, dass Anbauer im Rentenalter keine Nachfolger fanden und deshalb die Betriebe schließen mussten.
Image hat gelitten
Nach Apfel und Süßkirsche ist die Zwetschge laut Zimmermann aber weiterhin das drittwichtigste Baumobst. Der Großteil der Früchte komme zum direkten Verzehr in den Handel, etwa ein Drittel gehe an Bäckereien und andere weiterverarbeitende Betriebe. Das Image der Zwetschge habe aber gelitten, meint der Fachmann. „Im Handel spielt Fruchtfestigkeit eine größere Rolle als der Geschmack.“ Deshalb würden die Zwetschgen oft ein paar Tage zu früh geerntet, damit diese nicht zu weich seien. Im Gegensatz zu Äpfeln reiften diese aber nicht nach: Die Zwetschgen seien daher nicht so aromatisch und süß.
Mit einer Kampagne möchte die LWG das Image der Zwetschge aufbessern und ihre Vielseitigkeit in den Fokus rücken. Ab Mitte August sollen dazu erneut viele fränkische Gasthäuser Speisen mit Zwetschgen anbieten. Auftakt der Aktion ist am kommenden Dienstag im Obstbauinformationszentrum in Hiltpoltstein, wo Gastronomen verschiedene Zwetschgenprodukte probieren können: unter anderem Leberwurst, Bratwürste, Lebkuchen, Pralinen oder Balsamico.