Mehr Länge, mehr Platz – so soll die Zukunft der BVG-Trams aussehen. Das erste Fahrzeug des neuen Modells „Urbanliner“ ist nun in Berlin. Die erste Fahrt mit Fahrgästen steht aber noch nicht an.
Fahrgäste der Berliner Tramlinie M4 können sich bald auf extragroße Fahrzeuge mit Platz für mehr als 300 Menschen freuen. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben eine neue Tram mit 50 Metern Länge und 2,40 Metern Breite in den Testbetrieb genommen. Das neue Fahrzeug, das auf dem BVG-Betriebshof in Lichtenberg präsentiert wurde, soll erstmals im ersten Quartal 2025 Fahrgäste an ihr Ziel bringen. Bis dahin stehen laut BVG zahlreiche Tests auf dem Programm.
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zeigte sich erfreut über den Zuwachs für die BVG-Flotte. Es gehe darum, den Berlinerinnen und Berlinern durch neue Angebote den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu erleichtern, sagte Wegner. Er sei froh, dass zu den großen Gelben, also den BVG-Bussen, bald die lange Gelbe komme.
Mehrzweckabteile mit Platz für Kinderwägen und Rollstühle
Gebaut werden die neuen Fahrzeuge, genannt „Urbanliner“, von Alstom. Die Montage wird größtenteils in einem Werk im sächsischen Bautzen vorgenommen. Die Fahrzeuge kommen im Inneren spürbar breiter und aufgeräumter daher als andere Fahrzeuge, Mehrzweckabteile bieten reichlich Raum etwa für Kinderwägen und Rollstühle. Eine zusätzliche Spaltüberbrückung soll den barrierefreien Ein- und Ausstieg erleichtern. Zudem wurden Sitze in unterschiedlichen Höhen verbaut, etwa für mobilitätseingeschränkte oder kleine Menschen.
Der Rahmenvertrag zwischen der BVG und Alstom sieht den Verkehrsbetrieben zufolge eine maximale Bestellmenge von 117 Trams vor. In der ersten Bestellung hat die BVG 20 „Urbanliner“ geordert, die bis 2026 ausgeliefert werden sollen.
Alstom: Tram macht bei der Fahrt weniger Lärm
Müslüm Yakisan, Präsident bei Alstom für die Region Deutschland, Österreich, Schweiz, sagte, das Modell „Urbanliner“ sei eine der längsten Trams weltweit. Er versprach zudem, dass die neue Tram leiser unterwegs sein werde und die Trassen weniger beanspruche als bisherige Modelle.
Eingesetzt werden die neuen Fahrzeuge zunächst auf der Linie M4 (Hackescher Markt – Falkenberg/Zingster Straße). Eine Anpassung der Bahnsteige auf dieser Strecke ist laut BVG nicht nötig. Allgemein sei ein Großteil der Haltestellen in der Stadt bereits auf Bahnen mit bis zu 60 Metern Länge ausgelegt, sagte Rico Gast, Bereichsleiter Straßenbahn bei der BVG.
BVG-Vorstand hofft auf mehr freie Fahrt für seine gelben Fahrzeuge
Die anwesenden Politiker, neben Wegner unter anderem auch Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU), betonten, dass die neue Tram ein wichtiger Teil der angestrebten Verkehrswende sei. „Wir haben und brauchen den Rückenwind der Politik für die Verkehrswende in Berlin“, sagte dazu Rolf Erfurt, Vorstand Betrieb bei der BVG.
Erfurt betonte aber auch, dass die Fahrzeuge der BVG öfter freie Bahn bräuchten: „Stellen wir uns mal vor, die Straßenbahnen und auch unsere anderen großen Gelben, die würden auf der Oberfläche ganz schnell durchkommen, da würden keine blöden Autos mehr im Stau stehen, sondern die Gelben würden einfach vorbeiwandern – ich glaube, das wäre ein ganz tolles Szenario.“
Verkehrssenatorin Bonde warb derweil für mehr Gelassenheit, wenn Bus oder Bahn mal nicht ganz pünktlich seien. „Vereinzelt regen wir uns darüber auf, wenn der Bus mal ein bisschen später kommt oder die Straßenbahn oder die U-Bahn. Ich glaube, da müssen wir eine andere Haltung bekommen“, sagte Bonde. In anderen Städten fahre die U-Bahn nur alle 10 oder alle 15 Minuten. „Und wenn hier die U-Bahn alle 3 bis viereinhalb Minuten fährt, dann ist das eine unglaubliche Taktung und eine unglaubliche Leistung.“