Spielbericht: Deutschland gegen Cristiano Ronaldo: Wie wir uns die EM 2064 vorstellen

Was für ein Auftakt! Portugals Kapitän, Trainer und Verbandschef Cristiano Ronaldo hat sich erwartungsgemäß die traditionelle Schwäche des DFB-Teams zunutze gemacht: den fehlenden Torwart. Spannend wurde es auch abseits des Platzes. So stellt sich unser Autor die EM 2064 vor.

Das Warten hat ein Ende. Nach der gefloppten Franchise-EM in Singapur kehrt die Fußball-Europameisterschaft 2064 zurück nach Europa. Und die Voraussetzungen für den Turnierauftakt in Hamburg könnten kaum besser sein: milde 41 Grad, geringe Tornadogefahr.

Nur die Stimmung in der nach 43-jähriger Bauzeit pünktlich fertiggestellten Elbtower-Arena lässt zu wünschen übrig. Was freilich nicht an der mangelnden Euphorie der Fans, sondern an ihrer geringen Zahl liegt. Fast die Hälfte der Ticketkäufer hat es nicht rechtzeitig in die Hansestadt geschafft. Grund: eine Signalstörung auf Deutschlands einzig intakter Fernverbindung der Bahn. 

Geschwächte DFB-Elf nach geplatzter Rheinmetall-Partnerschaft

Bundestrainer Thomas Müller setzt nach erfolgreichen Testspielen gegen den Buxtehuder SV und Regionalligist Fortuna Düsseldorf (beide 1:0) auf seine bewährte Zehn. Die Finanzierung für einen elften Feldspieler war bekanntermaßen geplatzt, nachdem DFB-Sponsor Rheinmetall aus bislang unbekannten Gründen die Partnerschaft beendet hatte. 

Die eigentliche Attraktion des Abends ist aber ohnehin der Auftritt des 33-maligen Weltfußballers Cristiano Ronaldo. Der portugiesische Kapitän, Trainer und Verbandschef ist nach dem Dafürhalten von ARD-Experte Boris Becker weiterhin in Topform. Zwar spiele er nicht mehr bei einem der arabischen Topclubs, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Super League dominierten. Trotzdem sei CR7 im Alter von 79 immer noch so fit wie mit Anfang 50. Kommentar_Sie werden kein Fußballprofi mehr 18.35

Die Eröffnungsfeier, bei der H.P. Baxxter und Taylor Swift ihren gemeinsamen Hit „So much is the Fish“ performen, verläuft weitgehend unspektakulär. Ein rührendes Bild bietet sich immerhin, als die Spieler gemeinsam mit 22 Urenkeln von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einlaufen, die nach ihrem körperlichen Ableben vor ihrer fünften Amtszeit als Europas erste KI-Spitzenfunktionärin steht.

Anpfiff.

Neue Regel: Wer sich über Ronaldo beschwert, kassiert gelb

Hitzig geht es gleich zu Beginn zu, als sich der Sauerstoffschlauch von Portugals einzigem Innenverteidiger Pepe in der siebten Spielminute um dessen Schlagring wickelt. Ronaldo, nach dreiwöchigem Crashkurs auch Mannschaftsarzt, eilt herbei, um die Situation zu entwirren. Bundestrainer Müller greift indes flugs zum Megafon, um ein paar derbe, wenn auch aufgrund seiner weiterhin überschaubaren th-Aussprache kaum verständliche Flüche in Richtung CR7 zu senden. Der Referee-Bot zückt ohne zu zögern gelb – was Müllers Kopf sogleich rot anlaufen lässt. Dabei folgt der Schiedsrichter lediglich der neuesten Ergänzung im Regelwerk: Wer sich über Ronaldo beschwert, kassiert gelb.

Die 39. Minute. Mittelfeldmotor Ibrahim Irgend bedient mit einem grandiosen Steilpass den völlig alleingelassenen Wim Wen, der lässt Schlussmann Cristiano Ronaldo Jr. stehen, freies Tor – Endstation Pepe. Wo der trotz Rollator auf einmal herkommt, bleibt unklar. Die gängigste Theorie: illegaler Nitro-Gebrauch. Wens offene Schienbeinwunde lässt jedenfalls vermuten: Das tat weh. Aber reicht das für einen Elfer? Schweini im TV 15.15

Der Schiedsrichter-Roboter zieht den VAR zu Rate. Zuschauer in und außerhalb der Arena haben nun wie gewohnt drei Minuten Zeit, um per Smartphone abzustimmen (17,99 Euro pro Stimmabgabe aus dem deutsch-chinesischen Mobilfunknetz, Mehrfachabgabe möglich). Nach dem eindeutigen Ergebnis zeigt der Ref-Bot auf den Punkt. Passgeber Irgend versenkt den Ball souverän im rechten Eck! Die wenigen anwesenden, aber lautstarken DFB-Anhänger dürfen erstmals zur neuen Trefferhymne „Erfolg war kein Glück“ mitgrölen. Den Song von Retro-Rapper Kontra K, eine Hommage an Julian Nagelsmann, den Europameistertrainer von 2024, hatten die Fans in einer bundesweiten Abstimmung Anfang Mai zur offiziellen Tormusik gekürt. Auch die Co-Turnierdirektoren Wusiala reißt es von den Sitzen, entzückt fallen sie Bundeskanzler Amthor um den Hals. Der 4-mal-16-jährige CDU- und Regierungschef war, wie sich anschließend herausstellt, zu dem Zeitpunkt darin vertieft, das Jugendwort des Jahres zu googeln – und besteht später zum dritten Mal in Folge auf das ihm verständliche „dufte“. 

In den folgenden Minuten plätschert die Partie nur so vor sich hin, der Ballbesitz bleibt weitgehend ausgeglichen. Zum Ende der ersten Hälfte: 43 Prozent für Deutschland, 57 Prozent für Ronaldo.

Abpfiff erste Hälfte.EM 2024 kompakt Fußball 19.00

Vermarktbare Flitzer – eine Erfolgsgeschichte der Uefa

Die Halbzeitanalyse schreibt Fernsehgeschichte, als ein sichtlich verwahrloster Ex-Experte Bastian Schweinsteiger seinen Nachfolge Becker aus dem Nichts tackelt. Sicherheitskräfte bugsieren den Weltmeister von 2014 und Dschungel-Vizekönig von 2052 unter enormem Kraftaufwand aus dem Stadion. 

Anpfiff zweite Halbzeit.

Die DFB-Zehn (Wen nach Pausen-OP wieder spielbereit) findet nur schleppend zurück ins Spiel. Womöglich liegt der Mannschaft der Frühstücksdürüm allzu schwer im Magen. Döner-Monopolist Lukas Podolski hatte in den Räumen eines einst bekannten Tanzlokals („Pony“) einen Laden eröffnet – 100 Meter Luftlinie vom Mannschaftsquartier auf Neu-Sylt entfernt.

Die Wende dann in der 76. Minute. Ronaldo stolpert an der Strafraumgrenze über die eigenen Füße – ein klares Foul. 18 Meter bis zum Tor, die perfekte Freistoßposition für CR7. Assistenzdrohnen sirren sogleich herbei, um dem steifen Star in seine legendäre, breitbeinige Pose zu verhelfen.

Bundestrainer Thomas Müller verzichtet auf Neuer-Nachfolge

Vor der Ausführung aber zunächst die siebte VIF-Unterbrechung (Very Important Fan). Zur Erinnerung: Die Uefa hatte nach dem historischen Vorfall 2061 in Paris aufgegeben, der Flitzerplage Einhalt gebieten zu wollen. Stattdessen vertreibt der Verband seitdem Quick-Passes, die ein Selfie mit einem Spieler nach Wahl in einem festgelegten, vermarktbaren Timeslot garantieren.

Ronaldo ist soweit.

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Siuuuuu! Natürlich trifft CR7 – der fehlende Torwart ist und bleibt die deutsche Schwachstelle. Müller hat sich wie seine Vorgänger dagegen entschieden, nach Manuel Neuers Rente die Torwartposition nachzubesetzen. So also 1:1 – Nummer 2 Marc-André ter Stegen, 19-maliger Welttorhüter, schäumt auf der Bank vor Wut.

Jetzt ist die Luft raus, bei beiden Teams. Die einzig nennenswerte Szene bietet die Nachspielzeit – wie immer präsentiert vom deutschen Cosplayer-Verband – „Sie spielen nach, wir stellen nach“. Ein sichtlich gelangweilter Pepe hat den rechten Pfosten angeknabbert – das einsturzgefährdete Tor muss kurzerhand zurechtgeschweißt werden. 

Abpfiff. 

Die Spieler-Interviews werden ob des Chaos in der Mixed Zone abgebrochen, als tausende orientierungslose Fans auf den Rasen strömen. Es sind die verspäteten Deutsche-Bahn-Reisenden. Einem Sprecher der DB zufolge werde man sich kulant zeigen und jedem Fahrgast als Entschädigung eine Sitzplatzreservierung um Wert von 98,50 gutschreiben.

Am Ende steht dennoch ein nahezu gelungener Turnierauftakt.

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