Luxus-Uhren: Rolex im Ausland kaufen – (fast) ein Ding der Unmöglichkeit

In einschlägigen Foren ist es immer wieder Thema – eine Urlaubsreise steht an und das Konto wäre noch voll genug, um im Ausland eine Rolex zu kaufen. Das muss doch möglich sein! Die Realität zeigt: Ist es in den meisten Fällen nicht.

Wer sich für Uhren der Marke Rolex interessiert, kennt die Lage: Möchte man eine neue Uhr haben, kann man schon seit Jahren nicht mehr einfach zu einem Juwelier gehen und sie mitnehmen. Das gilt insbesondere für Stahl-Modelle wie die „Submariner“, „GMT-Master“, „Sea-Dweller“ und so weiter. Am schlimmsten ist es nach wie vor bei der „Daytona“ – diese Uhr war wohl seit mehr als einem Jahrzehnt in keiner Händler-Auslage mehr präsent. Doch oft weiß man nur über die Situation im eigenen Land bestens Bescheid. Folgender Gedanke liegt also nahe: Je weiter ich ins Ausland fliege, desto wahrscheinlicher muss es doch sein, dort fündig zu werden. Immer wieder liest man in einschlägigen Foren zur Marke: „Fliege demnächst in Land XY, wo bekomme ich eine Uhr?“

Das liegt sicherlich nicht nur daran, dass alle Menschen plötzlich Uhren sammeln, sondern hat einen ganz einfachen Grund: Wem auch immer es gelingt, im Ausland ein beliebtes Modell zum Listenpreis zu kaufen, der hat im Prinzip den Urlaub refinanziert. Denn noch immer ist es so, dass man – je nach Modell – eine Uhr, die beim Juwelier für 10.000 Euro den Laden verlässt, problemlos am nächsten Tag für das Anderthalbfache verkaufen kann. Das ist bekannt und sorgt dafür, dass besonders die Anlaufstellen in den Großstädten jeden Tag damit beschäftigt sind, suchende Touristen freundlich abzuwimmeln. Denn genau das wollen die Händler eigentlich verhindern – und sogar Rolex bittet sie darum, achtsam zu sein. Das Gleiche gilt übrigens auch für andere Marken wie Patek oder Audemars Piguet – nur sind die Listenpreise hier so hoch, dass die Kreditkartenlimits vieler Touristen für den Spontankauf nicht ausreichen. Rolex bewegt sich indes in einem gewissen Sweetspot, den so manche herkömmliche Karte gerade noch so hergibt.

IV Aurel Bacs 16.30

Womit die traurige Wahrheit erklärt wäre: Es ist vollkommen egal, in welches Land man fährt – die Chancen, als Laufkunde eine Uhr mitnehmen zu können, sind unglaublich gering. Aus Neugier und fast schon Gewohnheit hat unser Autor damit seit 2017 seine eigenen Erfahrungen gemacht – und kann dennoch kleine Tipps geben, wo man vielleicht doch fündig wird.

Fremde Metropolen sind denkbar schlechte Anlaufstellen für eine Rolex

Wie schon gesagt: In Metropolen ist der Andrang mit Abstand am größten. Dort sind die Auslagen nahezu immer leer – und teilweise muss man sich mit den kuriosesten Eigenheiten der Ladeninhaber rumschlagen. Ein schönes Beispiel ist ein offizieller Shop in Gangnam, Seoul. Dort darf man als Tourist nicht einmal spontan den Laden betreten. Obwohl bei einem Besuch fast zehn Mitarbeitende tatenlos im Laden standen und die Auslage sogar teils mit beliebten Modellen (Green Sub!) bestückt war, wurde schon an der Tür klargemacht, dass man ohne Termin keinen Zugang bekäme. Der nächste freie Termin? In drei Wochen. Dabei sei aber nicht garantiert, dass man eine Uhr bekomme, hieß es. Aber man dürfe sich dann gerne umsehen. Eine schreckliche Erfahrung.

Weniger restriktiv, aber mindestens genauso sinnlos, waren Besuche in den offiziellen Boutiquen in New York, Boston, Los Angeles, Las Vegas und San Francisco. Überall durfte man zwar problemlos in die Läden, aber zu kaufen gab es nichts. Das ist in Europa nicht anders. Egal ob Hamburg, Flensburg, Berlin, Kreta, Lissabon, Florenz oder München – es ist beinahe ausgeschlossen, dass sich der Weg lohnt. Mit offenen Karten spielte man in Kreta. Dort waren viele beliebte Modelle zwar auf Lager, aber trotz offizieller Konzession verlangte man Preise, die „marktüblich“ sind, sprich deutlich über dem Listenpreis liegen. Anderswo agiert man subtiler und gibt eben jenen Kunden vortritt, die seit Jahren treu sind.

Rolex Echtheit Guide 9.25

In Deutschland ist es zudem beinahe üblich geworden, dass die Juweliere nach der Adresse fragen. Kommt man von außerhalb, erhält man oftmals sofort eine Absage. Das dient bei den Konzessionären nicht nur dem Selbstschutz, sondern sorgt auch dafür, dass man wichtige Stammkunden aus dem Umkreis mit den wenigen Uhren, die über das Jahr verteilt ankommen, einigermaßen versorgen kann. Ein Hamburger Juwelier, der nicht näher genannt werden möchte, verriet, dass es von der äußerst beliebten „GMT Master II“ mit der rotblauen Lünette, gerne „Pepsi“ genannt, vielleicht drei pro Jahr wären. Selbst wenn man also sehr selektiv vorgeht, kann man nicht einmal den innersten Kundenkreis kurzfristig abarbeiten.

Flughäfen können die seltene Ausnahme sein

Doch es gibt auch Orte, an denen es keine Priorisierung gibt, weil man den Kunden, sollte die gewünschte Uhr denn eintreffen, nicht zeitnah in das Geschäft zitieren könnte: Flughäfen. Überall auf der Welt, besonders natürlich an Drehkreuzen wie Frankfurt oder London, gibt es Rolex-Boutiquen. Diese funktionieren manchmal noch immer nach dem alten Prinzip – wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Doch aufgrund der enormen Menschenmassen, die tagtäglich durch die Terminals huschen, ist auch hier die Chance auf eine Uhr sehr gering. Anders soll das übrigens aussehen, wenn man eine Uniform einer Airline trägt, heißt es. Für Piloten und Flugpersonal gäbe es höhere Chancen, berichten Kenner der Branche. Ob das stimmt, ließ sich nicht überprüfen.

Welches Land sich inzwischen als gutes Ziel herausgestellt hat, ist Italien. Wieder: Nicht in den Metropolen. Wer aber in die wohl schönste Rolex-Boutique nach Castiglione della Pescaia kommt oder im Nobelort Forte dei Marmi vorbeischaut, hat realistische Chancen, eine Uhr kaufen zu können. Das waren bei den Besuchen zuletzt auch keine „GMT-Master“-Modelle oder eine der farbigen „Submariner“, aber eine „Datejust“ mit der beliebten geriffelten Lünette und dem blauen Zifferblatt hätte es werden können. Das sind natürlich Einzelfälle, die nicht bei jedem Besuch zutreffen müssen. Es zeigt sich aber, dass Boutiquen kleinerer Orte offenbar die besseren Adressen sind.

Teuerste Rolex-Uhren der Welt 12.02

In den Szene-Foren hört man außerdem, dass die Chancen in kleineren amerikanischen Städten sogar noch besser stünden, wenn man etwas länger dort ist oder in absehbarer Zeit wiederkehrt. Marktbeobachter wollen festgestellt haben, dass die Verfügbarkeit beliebter Modelle in den Vereinigten Staaten tendenziell besser ist, als in anderen Ländern auf der Welt. Sinnlos sei eine Anfrage hingegen in der arabischen Welt, etwa in Dubai oder Abu Dhabi. Ausnahme: Modelle aus Edelmetallen.

So oder so ist und bleibt die Chance, eine wirklich beliebte Uhr einfach mitnehmen zu können, weltweit sehr klein. Die Reise nur deshalb anzutreten, wäre wohl reine Zeitverschwendung. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Situation in den kommenden Jahren ändert, wenn Rolex die neuen Standorte gebaut und in Betrieb genommen hat (hier erfahren Sie mehr).

Gebrauchte Uhren sind verfügbar – im Ausland teilweise günstiger

Was es aber auf Reisen zu entdecken gibt, sind gebrauchte Uhren, oft kaum getragene. Das gilt sowohl für Besuche der unabhängigen Verkäufer vor Ort, deren Preise natürlich oft über dem jeweiligen Listenpreis liegen, als auch für den Online-Handel im Ausland. Der stern fragte bei Tim Stracke, CEO der Handelsplattform Chrono24, nach Tipps für den Kauf rund um den Globus.

Der Experte erklärt: „70 Prozent unserer Transaktionen überschreiten Ländergrenzen, während 36 Prozent gar währungsübergreifend sind. Insbesondere der asiatische Markt präsentiert teils verlockende Angebote, die oft preislich unter den europäischen liegen. Japan, als drittgrößtes Verkäuferland bei Chrono24, zeichnet sich beispielsweise oft durch besonders gut erhaltene Uhren aus. Steuerliche Gegebenheiten vor Ort oder der Fakt, dass 42 Prozent der Schweizer Uhrenexporte in den asiatischen Raum gehen, ermöglichen oft ‚Schnäppchen‘.“ 

Rolex Surfer 16.12

Dabei muss man sich allerdings bewusst sein, dass natürlich zusätzliche Kosten anfallen – wie bei der Einfuhr einer Rolex aus dem nicht-europäischen Ausland natürlich auch. „Hier sollte man jedoch stets bedenken, dass bei Käufen außerhalb des EU-Raumes neben dem geringen Zoll auch eine Einfuhrumsatzsteuer anfällt, die typischerweise bei circa 19 Prozent liegt“, so Stracke weiter. „Im Reklamationsfall einer Uhr, die außerhalb der EU erworben wurde, muss die bereits gezahlte Einfuhrumsatzsteuer beim Zoll zurückverlangt werden.“

Je nach Modell spare man aber trotzdem Geld, so der CEO. „Auch inklusive der zusätzlichen Kosten (Einfuhrumsatzsteuer & Zoll) können Rolex-Fans im Ausland Schnäppchen machen: Die Rolex „Oyster Perpetual 36“, Nummer 126000 in Stahl, ist in Japan zum Beispiel im Schnitt 13 Prozent günstiger als vergleichbare Angebote in Europa. Eine Rolex „Datejust 36″, Nummer 126231 in Gold/Stahl, ist in Hongkong sogar 14 Prozent günstiger.“ Nach Uhren wie der aktuellen Daytona darf man mit solchen Rabatten allerdings auch hier nicht rechnen.

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