Volkswagen: VW EA 276: Dieses Auto wäre beinahe der erste Golf geworden

Ende der Sechziger wurde es eng für Volkswagen: Der Käfer war veraltet, die Umsätze schwanden. Ein Nachfolger musste her – am Ende wurde es der Golf von Giorgetto Giugiaro. Doch auch andere Fahrzeuge standen zur Wahl. Einer war der VW EA 276.

Der VW Golf ist unbestritten eines der erfolgreichsten Fahrzeuge der Welt – und seine Veröffentlichung kam keine Sekunde zu früh. Denn obwohl Volkswagen mit dem Käfer große Erfolge feierte, ließ das Interesse an dem Jedermannauto in den Sechzigern deutlich nach. Der Konzern musste daher einen bis dato ungewohnten Umsatzrückgang feststellen. Und handelte. 

Dem Golf (und dem Passat) gelang es schließlich, die Absatzkrise zu stoppen. Doch der Weg dorthin war steinig und musste unter großem Druck bewältigt werden.

Während andere Hersteller wie Fiat, Renault und Peugeot schon kompakte Modelle auf dem Markt hatten, hinkte Volkswagen hinterher. Erst als Kurt Lotz übernahm, setzte der Konzern einen neuen Kurs. Bis dahin hatte man allerdings viel Zeit verschenkt.

VW-Prototypen und Panzer

Für das Serienfahrzeug gab es unterschiedliche Entwürfe, etwa den EA 266 von Ferdinand Piëch oder den EA 276. Dieser Entwicklungsauftrag (dafür steht „EA“) war bereits sehr nah dran am späteren Golf, setzte jedoch auf den falschen Motor und galt als zu rudimentär. 

Für Piëchs EA 266 endete die Entwicklung spektakulär: Auf einem Testgelände in Weissach bei Stuttgart ließ der damalige Chef Rudolf Leiding die bis dahin produzierten Exemplare von zwei Panzern plätten. Nummer 276 behielt man im Hinterkopf.

Auf dem Turiner Autosalon 1970 warb man schließlich den Italiener Giorgetto Giugiaro ab, um das Design auf Basis bisheriger Kenntnisse und Anforderungen zu vollenden. Im Interview mit dem stern spricht der heute 85 Jährige über diese Zeit und seine Vorstellung von gutem Design – Spoiler: Der Golf war es in dieser Form wohl nicht.

VW Golf Interview Designer

Im März 1974 begann die Serienproduktion des Golf. Bis heute wurden über 37 Millionen Exemplare weltweit ausgeliefert.

Den Erfolg hatte der Golf aber nicht nur seinem modernen, kantigen Design zu verdanken, welches offenbar auf viel Gegenliebe stieß. Auch die bessere Ausstattung, der höhere Komfort und die höhere Leistung verhalfen Volkswagen zur Rettung des Umsatzes.

Doch alles hat ein Ende. Mit dem Facelift des aktuellen Golf 8 zeigte Wolfsburg erst kürzlich den wohl letzten VW Golf mit klassischem Verbrenner – künftig geht es für den Konzern elektrisch weiter. Den Namen wird man aber nicht aufgeben, wie „Topgear“ berichtet. Dort zitiert man Volkswagen mit den Worten: „Er ist das Herzstück unserer Marke. Wir werden den Golf nicht abschaffen.“

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