Die Bayern haben ihren neuen Trainer Vincent Kompany auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Der präsentierte sich höchst selbstbewusst, während Sportvorstand Max Eberl den Belgier in höchsten Töne lobte und die Zeit der Unruhe für beendet erklärte.
Da saß er nun endlich: der neue Bayern-Trainer. Vincent Kompany hatte im Presseraum des FC Bayern Platz genommen. Neben ihm ließ sich Pressesprecher Dieter Nickles nieder, auf der anderen Seite wurde der belgische Coach vom Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen und Sportvorstand Max Eberl flankiert. Nach Monaten der vergeblichen Trainersuche komplettiert Kompany die neue Bayern-Führung. Auf den Belgier und seine Chefs wartet eine große Aufgabe: Sie sollen den Klub nach der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren in eine neue Ära führen, am besten genauso glorreich und strahlend wie in den vergangenen Jahren.
Die Ungewissheit über die Zukunft des Rekordmeisters ist groß. Das war bei der Vorstellung des 38-Jährigen zu spüren, wobei die Hauptperson dafür am wenigsten konnte. Kompany versuchte – zwischen Deutsch und Englisch hin und her wechselnd – gleich zu Beginn die Tatsache mit einem Witz herunterzuspielen, dass er nur fünfte oder sechste Wahl war: „Ich habe viel mit Max Eberl und Christoph Freund gesprochen. Die Tatsache, dass ich hier bin, heißt: Sie machen einen guten Job,“ sagte Kompany. Der letzte Satz der Aussage passte gut zu Eberls Worten am letzten Bundesliga-Spieltag: „Das Beste kommt zum Schluss“.
Vincent Kompany hatte auf sämtliche Fragen eine Antwort
Jetzt, leibhaftig auf dem Podium sitzend, gab Kompany Auskunft über seine Vorstellung von Fußball: „Als Trainer muss man so trainieren, wie man gespielt hat. Ich bin auf den Straßen von Brüssel groß geworden und habe in Anderlecht das Siegergen gelernt“, sagte er. Er wolle „mutig“ mit dem Ball und „aggressiv“ gegen den Ball spielen lassen. Er fügte hinzu, dass er „jeden Spieler besser machen“ wolle. „Bayern ist ein großartiger Verein, ich möchte alle mitnehmen auf diesem Weg. Ich möchte nicht nur die besten Spieler haben, sondern auch das beste Team.“Interview_Augenthaler6.36
Es waren kaum überraschende Aussagen. Er betonte, dass er viel von Pep Guardiola gelernt habe, unter dem er lange bei Manchester City spielte. Er verfolge eine „klare Idee“, die er auch „in Deutschland umsetzen werde“. Gefragt nach Spielern, auf die er setzen werde, wich Kompany verständlicherweise aus: „Es ist zu früh, um über Spieler zu reden.“
Kompany hatte auf alle Fragen eine Antwort. Am wichtigsten bei diesem Termin war aber das Bemühen der Protagonisten, sich als Einheit zu präsentieren. Der Schaden, der durch die zähe und chaotische Trainersuche in den vergangenen Monaten entstanden war, ist behoben, lautete die Botschaft. Kompany nahm seine Rolle ein, als er zu Beginn sagte: „Ich habe mich jetzt auch mit Karl-Heinz Rummenigge und „Üli“ Hoeneß (der französische Akzent von Kompany) unterhalten und auch sie stehen hinter mir.“
Es soll ein Neustart für den FC Bayern sein
Die Aussage war von Bedeutung, weil Vorgänger Thomas Tuchel die Unterstützung am Ende nicht hatte, als es darum ging, ob er bleiben solle oder nicht. Es war der Eindruck entstanden, dass Eberl und Sportdirektor Christoph Freund an Tuchel festhalten wollten, während die Bayern-Patriarchen Hoeneß und Rummenigge den Daumen senkten. Der FC Bayern wirkte zerrissen und der neue Sportvorstand Eberl, der seinen Job erst im März angetreten hatte, bereits angeschlagen. Eberl gab zu, dass dem FC Bayern das „eine oder andere blaue Auge“ verpasst worden sei.Kompany_Analyse 14.30
So wurde die Vorstellung des neuen Trainers zu einem Versuch, einen Neustart nach dem Chaos der Trainersuche zu initiieren: „Wir haben eine große Chance, bei ein paar Dingen zurückzurudern und wieder eine Einheit zu werden“, sagte Eberl. Es müsse jetzt ein „Schlussstrich unter die vergangenen Monate“ gezogen werden. Was bei Eberl einleuchtend klang und vernünftig, wurde beim Vorstandsvorsitzenden Dreesen allerdings zur Lachnummer.
Zur Erinnerung: Dreesen hatte die Verpflichtung von Ralf Rangnick als sicher verkündet, als der Vertrag noch gar nicht unterschrieben war. Jetzt versuchte er tatsächlich, „die Vielstimmigkeit“ der Bayern und ihres Umfeldes als „unsere Stärke“ zu verkaufen, die in der Logik zu der Verpflichtung von Kompany geführt habe. Selbstverständlich beziehe man die „Kompetenz von Personen wie Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge“ mit ein. Das war dann doch ein wenig drüber.
Für einige Spieler könnte es hart werden
Der Neustart könnte für einige Spieler hart werden. Denn es wird einen spürbaren Umbau des Kaders geben, so kann man Eberl verstehen: „Wir sind da wohl schon ein Stück weiter, als man denkt. Bei uns gibt es keine Streichlisten. Natürlich gibt es Spieler, die es künftig schwerer haben könnten, das ist aber normal im Leistungssport.“
Am Ende stellten sich die Drei zu einem gemeinsamen Foto auf. In der Mitte stand der 1,93 Meter große Kompany und nahm seine Vorgesetzten in den Arm, die er deutlich überragt. Es wirkte ein wenig so, als müsste Kompany die beiden beschützen.
Quelle: „fcbayern.com„