Dutzend Tote : Blutiger Wahlkampf: Bürgermeisterkandidat kurz vor den Wahlen in Mexiko erschossen

Kurz vor den Wahlen in Mexiko sorgen sich häufende Fälle von ermordeten Politikern für Entsetzen. Das Thema könnte entscheiden, wer am Sonntag die nächste Präsidentin wird.

Überschattet von Gewalt ist der Wahlkampf in Mexiko am Mittwoch zu Ende gegangen. Kurz vor seinem Auftritt auf der Bühne beim Abschluss-Event seiner Kampagne wurde der Oppositionspolitiker José Alfredo Cabrera in der südlichen Stadt Coyuca de Benítez am Mittwoch erschossen. Videos in den sozialen Netzwerken zeigen die Tat, nachdem Cabrera zuvor noch Anhänger begrüßt hatte. Die Gouverneurin des Bundesstaates Guerrero, Evelyn Salgado, verurteilte den Mord an dem Politiker, der als Kandidat einer Koalition der größten Oppositionsparteien angetreten war.

Erst am Vortag waren in Jalisco und Morelos den Behörden zufolge zwei weiterere Bürgermeisterkandidaten getötet worden. Die in Umfragen führenden Präsidentschaftskandidatinnen Claudia Sheinbaum und Xóchitl Gálvez warben in Mexiko-Stadt noch einmal um Wählerstimmen. 

In Mexiko wird am Sonntag nicht nur ein neues Staatsoberhaupt gewählt, sondern auch über Parlamentssitze, Regionalvertretungen und Bürgermeister abgestimmt. Insgesamt entscheiden die Wählerinnen und Wähler über mehr als 20.000 Mandate.

Blutiger Wahlkampf in Mexiko: Weitere Bürgermeisterkandidatin getötet 21:07

Kartellgewalt eines der Topthemen vor Wahlen in Mexiko 

In diesem Jahr wurden bisher etwa 27 Kandidaten getötet, meist Bürgermeister- oder Stadtratskandidaten. Das ist zwar nicht viel mehr als bei manchen früheren Wahlen, doch die Gewalt ist wahlloser geworden: Früher zielten Kriminelle auf einzelne Kandidaten, doch jetzt sind sie dazu übergegangen, ganze Wahlkampfveranstaltungen unter Feuer zu nehmen.

Die konservative Oppositionskandidatin Gálvez warf dem scheidenden Präsidenten Andrés Manuel López Obrador Nachlässigkeit gegenüber Kriminellen vor. „Machen wir mit Umarmungen weiter oder wenden wir das Gesetz auf Kriminelle an?“, fragte Gálvez auf ihrer Abschlusskundgebung die jubelnde Menge.

López Obrador hat zwar den Mindestlohn erhöht und die staatlichen Sozialleistungen ausgebaut, konnte aber die historisch hohe Zahl von Tötungsdelikten nicht wesentlich senken, die derzeit landesweit bei mehr als 30.000 pro Jahr liegt. Er hat die Mittel für die Polizei gestrichen und an die quasi-militärische Nationalgarde weitergeleitet, die nach Ansicht von Kritikern jedoch nicht über die erforderlichen professionellen und investigativen Fähigkeiten verfügt, um Drogenbanden zu bekämpfen.

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Zwei Frauen wollen nächste Präsidentin werden

Gálvez versprach, die Mittel an die Polizeikräfte zurückzugeben und ihnen ein Monatsgehalt von umgerechnet mindestens 1100 Euro zu garantieren. Auch werde sie das durch die Rhetorik López Obradors stark polarisierte Land versöhnen. „Genug der Spaltung, genug des Hasses, (…) wir sind alle Mexikaner“, sagte sie.

Sheinbaum versprach dagegen, López Obradors Politik fortzusetzen und Jugendlichen Lehrstellen anzubieten, damit sie sich nicht den Drogenkartellen anschießen. „Wir werden die Strategie für Frieden und Sicherheit und die erzielten Fortschritte vertiefen“, versprach Sheinbaum, die in Umfragen vorn liegt. „Das ist keine Politik der eisernen Faust. Das ist Gerechtigkeit.“

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