Drei Tage lang war Frankreichs Präsident zum offiziellen Staatsbesuch in Deutschland. Wirklich spannend fand unsere Autorin das Ereignis nicht – bis sie sich auf die Suche nach Steinmeiers Nummer begab.
Eigentlich sollte dieser Text eine schnelle Meldung werden. Am Sonntag tauschten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Fußballtrikots der jeweiligen Nationalmannschaften vor dem Brandenburger Tor aus. Und im Onlinedienst X hatten die User nichts Besseres zu tun, als über die ominösen Rückennummern zu rätseln. Recherchiere das doch bitte einmal fix, lautete der Auftrag meiner Chefs.
Deren Wunsch ist mein Gehalt. Ich recherchierte also, doch sowohl die Presseseite des Bundespräsidialamtes als auch Google blieben mir zunächst eine Antwort schuldig. Eine schriftliche Anfrage blieb stundenlang unbeantwortet, ein Anruf brachte mich nicht weiter. Die Pressesprecherin klang irritiert, weil sich der stern an einer scheinbar belanglosen Zahl festbiss. Mir war es fast ein bisschen peinlich, deswegen überhaupt bei ihr anzurufen. STERN PAID 27_23 Scholz Macron Wir müssen reden! 12.02
Doch Steinmeiers Sprecherin versicherte mir, man werde der Frage nachgehen. Unterdessen rätselte ich am Schreibtisch vor mich hin. Zumindest Macrons Trikotnummer war irgendwie eindeutig: Die 24 konnte für dieses Sportjahr stehen – Fußball-EM in Deutschland und Olympische Spiele in Paris. Oder aber für seinen offiziellen Staatsbesuch in Deutschland in diesem Jahr, 2024. Als Polit-Crack kann man in der Nummer auch einen Hinweis auf den letzten offiziellen Staatsbesuch eines französischen Präsidenten lesen. Der ist nämlich genau 24 Jahre her. Und für die Hardcore-Fußballfans: Im aktuellen Kader von Frankreichs Nationalmannschaft trug die 24 zuletzt Aurélien Djani Tchouameni. Der defensive Mittelfeldspieler ist bei Real Madrid unter Vertrag, laboriert laut transfermarkt.de derzeit allerdings an einer Fußverletzung. Auch niemand, bei dem sich irgendwelche Analogien aufdrängen.
Niemand kennt Steinmeiers Nummer
Rückruf vom Bundespräsidialamt: Bei Macrons Trikot handelt es sich wohl tatsächlich um das Sportjahr 2024. Aber Steinmeiers Nummer ließ auch die Pressestelle rätseln. Ob ich es mal beim Bundesinnenministerium versuchen wolle? Die seien für so etwas zuständig, zumal Steinmeiers Trikot ein Geschenk aus dem Elysée-Palast war.
Das BMI verwies mich schriftlich ans BPA. Und damit war nicht das Bundespräsidialamt, sondern die Bundespressestelle gemeint. Was mir der Sprecher von Olaf Scholz über die Steinmeier-Nummer verraten sollte, war mir schleierhaft. Das Thema, wenn es denn je eines war, hatte mittlerweile vier Tage auf dem Buckel – in der Nachrichtenwelt also eine halbe Ewigkeit. Macron war längst zurück in Frankreich und unser Bundespräsident auf dem Katholikentag in Erfurt unterwegs. Eigentlich wäre das ein guter Punkt gewesen, um die Nummer fallen zu lassen.
Nur wollte ich es jetzt erst recht wissen. Es konnte doch nicht sein, dass niemand weiß, was Steinmeier und Macron da so symbolträchtig vor dem Brandenburger Tor ausgetauscht haben?!
Der numerische Teufelskreis
Während ich wieder auf Rückmeldung wartete, suchte ich weiter im Netz nach Antworten. Die erste Fußball-EM fand 1960 statt, darauf konnte sich Steinmeiers 56 also nicht beziehen. Die Olympischen Sommerspiele wurden in dem Jahr von Australien ausgerichtet, die meisten Medaillen sahnten aber die Sowjetunion, die USA und die Gastgeber ab. Und eine Rückennummer 56 wurde in der deutschen Fußballnationalmannschaft nie vergeben. Der DFB hat die Nummerierung auf Ziffern bis 40 begrenzt. Allerdings wurde Steinmeier 1956 geboren. War das des Rätsels Lösung? Verglichen mit den zahlreichen Lesarten von Macrons Ziffer wäre das zumindest plausibel, wenn auch wenig einfallsreich.
Rückruf aus dem BPA: Ob ich es schon beim Bundespräsidialamt versucht hätte, die seien dafür zuständig. Hatte ich. Auch beim BMI? Da auch. Dann am besten beim Elysée-Palast nachfragen. Immerhin kam das Geschenk von dort.
Antwort: ausstehend. Fortsetzung folgt – vielleicht.